Die Frucht des Geistes
Predigttext:
Brief
des Apostels Paulus an die Galater, Kapitel 5, Vers 22:
Die
Frucht aber des Geistes ist
Liebe, Freude, Friede, Geduld,
Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut,
Selbstbeherrschung
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Gott hat in Jesus zwei große Ziele mit uns Menschen. Erstens möchte er, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Das heißt, dass sie sich zu Jesus bekehren. Zweitens möchte er, dass die, die sich bekehrt haben, also wir Christen, Jesu Nachfolger werden. Nachfolger sein bedeutet aber von der Bibel her nicht nur, dass man jemanden äußerlich nachfolgt, sondern, dass man so handelt, wie das Vorbild, in unserem Falle wie Jesus, dass man in seiner Gesinnung lebt, so denkt wie er, letztlich, dass man, in den Charakterzügen, so wird wie er!
An uns soll die Welt erkennen, dass wir Jesu Jünger sind. Und wenn sie in uns die Nachfolger Jesu erkennen und akzeptieren, werden sie auch bald nach dem fragen, der uns erlöst und verändert hat: Jesus. Damit sind wir bei einem sehr wichtigen Thema. Wenn Menschen sich durch die Botschaft von Jesus bekehren sollen, die wir ihnen verkünden und wir selbst mehr und mehr Jesus ähnlicher werden sollen, dann muss mit uns etwas geschehen, das können wir nicht aus eigener Kraft. Darum hat Jesus gesagt:
Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen. (Apostelgeschichte. 1, 8)
Die Bibel sagt uns nämlich, dass wir zwar nur einen Gott haben, dass er sich aber in drei Personen uns gegenüber offenbart in Vater Sohn und Heiligem Geist. Dabei ist festzustellen, dass diese drei Personen offensichtlich so etwas wie eine Arbeitsteilung vorgenommen haben, das heißt, dass für bestimmte Aufgaben auch eine bestimmte Person besonders zuständig ist. So lehrt uns Gottes Wort, das für die Wirkungen unter uns Menschen vornehmlich der Heilige Geist berufen ist. Es gibt vier große Wirkungsbereiche des Heiligen Geistes:
Führung
und Leitung
dazu sagt die
Bibel: Der Geist wird euch in alle Wahrheit leiten
Kraftwirkungen
ausführen
Sowohl
Jesus als auch die Jünger haben Wunder gewirkt
Manchmal
lesen wir in der Bibel: Er ging in der Kraft des Heiligen Geistes
und dann werden oft Wunder berichtet.
Zuteilung
der Charismen, der Geistesgaben
die
nötig sind zum geistlichen Bau der Gemeinde
Das
Wirken der Frucht des Geistes.
Galater 5, 22
Alle diese Wirkungsbereiche sind für die christliche Gemeinde sehr wichtig. Wir wollen heute aber nur über einen Wirkungskreis sprechen, über :
Die
Frucht des Geistes.
Warum gerade darüber, obwohl
die anderen Themen doch auch wichtig und vielleicht sogar besonders
interessant wären. Wir wollen uns erinnern, dass wir erkannt
haben, dass Gott in Jesus zwei große Ziele mit uns hat:
Bekehrung der Welt und Zurüstung der Nachfolger. Wie kann das am
besten geschehen? Viele Christen haben sich neu darüber Gedanken
gemacht und sind zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen, wie die
Menschen in der Welt durch uns Christus erkennen können.
Die einen meinen, wir müssten mehr Kraftwirkungen haben, Kranke heilen und Dämonen austreiben, wie Jesus es getan hat, dann würden die Menschen an unserer Vollmacht erkennen, dass wie Jünger Jesu sind. Andere sagen, wenn wir die Geistesgaben praktizieren, also prophetisch reden und in neuen Sprachen reden, um einiges zu nennen, dann sehen die Menschen, dass Gott durch seinen Geist mit uns ist und werden uns glauben. Aber da gibt es ein Problem, dass Jesus selbst nennt:
Es werden viele zu mir sagen in jenen Tagen: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen böse Geister ausgetrieben, haben wir nicht in deinem Namen viele Taten getan, ... haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? (Matthäus 7, 22 + 23)
Und Jesus antwortet ihnen:
Ich habe euch nie gekannt, weichet von mir, ihr Übeltäter.
Das sagt natürlich nichts Grundsätzliches gegen diese Dinge, aber doch, dass sie auch missbraucht werden können. Deshalb müssen wir uns ernstlich fragen, gibt es ein untrügliches, nicht zu missbrauchendes Erkennungszeichen für die Jünger Jesu? Ja, das gibt es. Jesus selbst hat es uns genannt, Johannes 13, 34 + 35:
Ein
neu Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebet, wie ich
euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habet. Daran wird
jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, so ihr
Liebe untereinander habt.
Die Liebe ist also das
Erkennungszeichen und damit sind wir bei der Frucht des Geistes, wie
sie uns in Galater 5 Vers 22 genannt wird:
Die Frucht aber des
Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit,
Gütigkeit, Sanftmut, Selbstbeherrschung.
Dabei
ist es vielleicht nicht unerheblich zu erklären, dass viele
Ausleger der Bibel darauf hinweisen, dass es hier nicht um die
Früchte des Geistes geht, also um die Mehrzahl, sondern
dass es hier heißt: Aber die Frucht des Geistes
ist... Es wird hier die Einzahl genannt. Das ist deshalb interessant
weil das bedeutet, dass es genau genommen nur um eins geht: um die
Liebe, die ja auch zuerst genannt wird. Und das ist leicht
einzusehen: Wer wirklich in der Liebe lebt, bei dem werden auch die
anderen Fruchtstücke, wie Freude, Friede usw. bald zu sehen
sein. Ein kleines Beispiel dazu: Es ist wie bei einer natürlichen
Frucht, z. B. Bei einer Apfelsine. Die gesamte Frucht symbolisiert
die Liebe und die in ihr enthaltenen einzelnen Fruchstücke
symbolisieren eben Freude, Friede usw. Die Liebe enthält
gewissermaßen alle anderen Tugenden. Darum weist Jesus so
nachdrücklich auf die Liebe hin.
Das sehen
wir sicher schnell ein, wahre, göttliche Liebe kann man auf
Dauer nicht vortäuschen und missbrauchen, sie ist untrüglich
zu erkennen. Darum hängt in unserem Christenleben alles von der
Liebe ab. Paulus schreibt im
1. Korintherbrief Kapitel 13:
Und wenn ich weissagen könnte und wüsste alle Geheimnisse und hätte allen Glauben, so dass ich Berge versetzte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts.
Und wenn wir uns erinnern, was Jesus denen sagt, die angeblich in seinem Namen große Taten getan haben, dann wird uns klar, dass ohne die Liebe alle Vollmacht nur scheinbar ist und die Gaben des Geistes sogar nutzlos sind. Wir wollen daraus aber nicht den Schluss ziehen, dass diese Dinge nicht praktiziert werden sollten, sie gehören schon in eine christliche Gemeinde. Aber sie werden nur dann wirklich zum Segen werden, wenn die Liebe, die Frucht des Geistes, in uns Gestalt gewonnen hat. Wollen wir deshalb einmal versuchen, näher zu ergründen, was es mit der Frucht des Geistes auf sich hat. Frucht ist ja nicht ursprünglich ein theologischer Begriff, sondern er stammt aus der Biologie, aus der Natur.
Aber Jesus selbst hat uns gezeigt, dass man viele Bedingungen der Natur auch ins Geistliche übertragen kann. So hat er selbst davon gesprochen, dass er der Weinstock und wir die Reben sind. Ein Beispiel aus der Natur. Stellen wir uns zunächst einige ganz einfache Fragen, um das ganze besser verstehen zu lernen.
1. Wer bringt Frucht hervor?
Lebewesen bringen Frucht hervor, und zwar nur Lebewesen. Rein materielle Gegenstände können keine Frucht bringen.
2. Welche Lebewesen bringen Frucht?
Grundsätzlich jedes Lebewesen, sofern es normal und gesund entwickelt ist. Fruchtbringen ist für jedes Lebewesen der Normalzustand, nichts Besonderes. Auch für einen lebendigen Christen ist es selbstverständlich, dass er Frucht bringen soll. Jesus sagt sogar, dass der Baum, der keine Frucht bringt, abgehauen werden soll, weil er nutzlos ist. Und das ist auch geistlich zu übertragen.
3. Welche Frucht bringt ein Lebewesen hervor?
Als Gott, der Herr, die Bäume, Sträucher, Blumen, und Tiere schuf, sagte er: (1.Mose 1)
Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringe, fruchtbare Bäume auf Erden, die ein jeder Früchte trage in denen ihr Same ist. Die Erde bringe hervor lebendiges Getier, ein jedes nach seiner Art.
Wir müssen deshalb ergründen, von welcher Art wir Menschen sind um sagen zu können, welche Frucht von uns erwartet werden kann. Die Bibel spricht zunächst davon, wie die Art des natürlichen Menschen ist, des Menschen, der nicht nach den Geboten Gottes lebt, sondern nach seinen, wie die Bibel sagt, fleischlichen Gelüsten. In Galater 5, Verse 19 - 21, ist das beschrieben:
Offenbar aber sind die Werke des Fleisches, als da sind: Unzucht, Unreinigkeit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Hader, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Spaltungen, Neid, Fressen, Saufen und dergleichen.
Das sind schreckliche Dinge und fast scheint es uns übertrieben. Und sicherlich werden wir diese Dinge nicht unbedingt bei unseren Nachbarn und Arbeitskollegen entdecken. Aber wenn wir in die Welt, auf die Menschheit im allgemeinen schauen, müssen wir feststellen, dass der Apostel leider auch in unserer Zeit nur zu sehr Recht hat. Und vielleicht ist das eine oder das andere auch bei uns zu entdecken? Wie viele böse und schreckliche Dinge tun sich Menschen gegenseitig an in Kriegen, Terror und Verfolgungen, in Hass und Streit, in Vergewaltigungen und Verschleppungen. Fast täglich lesen und hören wir davon in den Medien Aber auch in Ehe und Familien spielen sich oft Tragödien ab. Wie ganz anders das, was Gott wirkt durch den Heiligen Geist in der Frucht des Geistes. Lasst uns das noch einmal hören.
Die Frucht des Geistes ist: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Selbstbeherrschung.
Die große Frage ist nun, wie wird aus einem natürlichen Menschen, der nur schlechte Frucht hervorbringt, ein geistlicher Mensch, in welchem Gott durch den Heiligen Geist die Frucht des Geistes wirken kann? Ich möchte das an einem Beispiel aus der Biologie, aus der Gärtnerei, klar machen. Wir alle wissen, dass es z.B. wilde Apfelbäume gibt. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie kleine, saure Früchte tragen die praktisch ungenießbar sind. Der Gärtner nun weiß um ein Mittel, wie man daraus einen Baum mit großen, süßen, wohlschmeckenden Früchten macht. Er veredelt ihn. Das geht folgendermaßen vor sich, manche werden das kennen und vielleicht schon selbst gemacht haben.
An einem jungen Baum werden, kurz über dem oberen Stammende, alle Zweige abgeschnitten, so dass nur einige Zentimeter lange Enden stehen bleiben. In diese Zweigenden werden tiefe Kerben geschnitten und in diese Kerben wird ein Reis, ein Zweig von einem edlen Baum eingepfropft. Im Normalfall wächst nun dieses Reis an, entwickelt sich zu einem großen, dichten Astwerk und alle daraus wachsenden Äste sind von edler Art und tragen die guten Früchte. Wohlgemerkt, obwohl der Stamm der alte bleibt! Eine wunderbare Sache. Aber auch dabei können Probleme auftreten. Manchmal wachsen aus dem alten Stamm und zum Teil auch aus den neuen Ästen sogenannte 'wilde Triebe'. Zweige, die wieder dem alten Baum gleichen.
Die alte Art schlägt wieder durch!
Es gibt ein einfaches aber wirksames Mittel dagegen: der Gärtner schneidet radikal alle wilden Triebe ab! Sonst nehmen sie den guten Zweigen Saft und Kraft, überwuchern diese schließlich und die gute Art würde wieder absterben. Etwas ganz Ähnliches gibt es auch im Geistlichen. Die Bibel sagt, dass aus einem fleischlichen, natürlichen Menschen ein Christ, ein geistlicher Mensch werden kann, wenn er durch Reue und Buße zur Bekehrung kommt, um nach Jesu Geboten zu leben. Die Bibel sagt, dass alle Menschen von schlechter Art sind.
Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. (1. Mose 8, 21)
Sich zu bekehren heißt nichts anderes, als dass wir einsehen und bekennen, dass wir von schlechter Art, ein schlechter 'Baum' sind, und uns bereit erklären, dass Jesus alles Schlechte und Böse und Ungöttliche radikal, 'bis auf dem Stamm' beschneidet, wie es der Gärtner beim Baum tut.
Und dann pfropft der Heilige Geist in der Wiedergeburt das Wesen Jesu in uns ein. Es bleibt schon etwas von dem 'alten Adam', aber nach und nach kann dann das Gute wachsen und sich ausbreiten und die gute Frucht wird sichtbar werden. Wir bleiben zwar die gleichen Personen, von unserem Aussehen, unserer Konstitution her, wie auch beim Baum der Stamm der alte bleibt. Aber wir werden durch den Heiligen Geist andere Persönlichkeiten, solche, die das Wesen Jesu an sich tragen und bei denen Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit , Glaube, Sanftmut und Selbstbeherrschung mehr und mehr sichtbar werden. So spricht die Bibel davon, dass, wer in Christus ist, eine neue Kreatur wird, von anderer, guter, göttlicher Art. Wunderbar!
Wir sollen und können christusähnliche Persönlichkeiten werden! Stellen wir uns einmal solch einen Menschen vor, der alle diese Wesenszüge an sich trägt: Liebe, Freude, Friede usw., welch ein angenehmer, liebenswerter Mensch wird das sein! Und es ist doch eine Binsenwahrheit, geliebt werden die 'Lieben', nicht die Bösen!
Ob es in diesem Wachstumsprozess nicht auch Probleme geben kann, wird mancher fragen. Doch, leider, die gibt es auch. Obschon ein Wachstumsprozess normalerweise wie von selbst vor sich geht. Kein Baum muss sich 'anstrengen' um zu wachsen. Aber er muss Sonne, Regen, Wind und Sturm, Frost und Hitze, Schnee und Eis über sich ergehen lassen. Aber das bringt ihn nicht um, es gehört zum Wachstum.
Auch wir werden, wenn wir uns den Wirkungen des Heiligen Geistes hingeben, Zeiten erleben, die uns nicht gefallen. Denn oft geht es auch dabei weniger um ein Anstrengen als um ein Gewährenslassen, wenn die Stürme des Lebens uns rütteln wie einen Baum im Herbst und wenn Gott uns einmal fordert, für ihn dazusein vor allem anderen. Aber auch noch andere Schwierigkeiten können auftreten. Es ist wie beim Apfelbaum: manchmal 'schlägt die alte Art durch'. Wir merken, 'der alte Adam' lebt noch. Wir benehmen und handeln dann nicht wie liebevolle Christenmenschen, sondern sind eigennützig und wenig liebevoll. Dann aber sind wir nicht das, was wir sein sollen: Ein Zeugnis für Jesus, sondern eher eine Abschreckung für die Ungläubigen. Und das ist das Schlimmste, was uns passieren kann.
Deshalb gilt hier das gleiche wie beim Gärtner und dem Baum: 'Die wilden Triebe' müssen radikal beschnitten werden. Wenn wir nach neuem Versagen wieder in Reue und Buße zu unserem Heiland Jesus kommen, vergibt er uns gern, denn dafür ist er am Kreuz gestorben! Ich weiß, dass es nicht einfach ist, sich einzugestehen, dass die alte Art wieder einmal zum Vorschein gekommen ist. Manchmal müssen Menschen uns helfen, das zu erkennen. Ich habe das einmal erlebt, als ich noch junger Christ war aber glaubte, doch schon ein guter Mensch zu sein.
Ich hatte damals einen Arbeitskollegen, der auch an Gott glaubte und wir waren befreundet. Eines Tages sagte er zu mir, dass er mir etwas zu sagen habe. Es seien wohl keine angenehmen Dinge, aber gerade weil wir Freunde seien, müsse er mir das sagen. Ich war sehr gespannt, was er nun sagen würde. Und dann schilderte er mir einen Menschen mit vielen Fehlern und Schwächen und manchem Unguten; und ich begriff erst allmählich, dass er mich meinte. Ich war gar nicht erfreut, sondern sauer. Von wem redet der eigentlich, von mir? Das alles sollte ich sein und so sollte ich handeln? Das stimmt nicht, dachte ich bei mir.
Aber
am nächsten Tag gestand ich mir ein, dass er vielleicht in der
einen Sache doch Recht habe, natürlich nicht in allen. Aber ein
paar Tage später sah ich ein: er hatte Recht, in allen Dingen,
ich musste mich ändern, und das habe ich auch, mit Gottes und
des Heiligen Geistes Hilfe, versucht. Da sind dann die 'wilden
Triebe' beschnitten worden. Und hier liegt ein großes Problem.
Wir sind schließlich Menschen, und keine Bäume, die
sich das Beschneiden vom Gärtner gefallen lassen müssen.
Wir sind Menschen mit einem freien Willen, und Jesus und der Heilige
Geist zwingen uns nicht, uns zu ändern. Und dem Teufel gelingt
es nur zu oft, uns zu verblenden.
Ich habe folgende Feststellung gemacht. Wenn man mit Christen darüber reden will, dass wir im Sinne Jesu mit unserem Mitmenschen umgehen sollen, dass wir also stets in Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut und Selbstbeherrschung ihnen gegenüber reagieren sollen, kommen sofort einige Einwände:
**So
kann man doch in der Praxis des Alltags, besonders im Umgang mit
Ungläubigen,
auf der Arbeitsstelle und Nachbarschaft, auf
die Dauer nicht leben.
**Man kann sich doch nicht alles gefallen lassen!
**Man kann doch nicht immer den untersten Weg gehen!
**Man kann doch nicht immer der Fußabtreter der anderen sein!
**Man muss sich doch auch einmal durchsetzen und mit der Faust auf den Tisch schlagen!
**Man muss doch auch einmal was sagen dürfen!
Der Gedanke, der eigentlich dahinter steht, ist doch dieser: Wenn man nach diesen biblischen, göttlichen Prinzipien lebt, wird man nicht ein lebenstüchtiger, geistlicher Mensch, sondern ein verachtenswerter Weichling. Und was bedeutet das? Wir strafen Gott, seinem Wort, Jesus und dem Heiligen Geist Lügen, der von uns erwartet, dass wir nach dieser, Jesu Art, leben und dadurch wertvolle geistliche Persönlichkeiten werden. Dann beginnen die 'wilden Triebe' zu wuchern und bald haben sie die guten Zweige der edlen Art erstickt und wir sind keine echten Nachfolger Jesu mehr, nicht von seiner Art.
Wer sagt denn, dass der unterste Weg immer der schlechteste ist? Wer behauptet denn, dass die Liebe nichts sagen dürfe? Sie sagt es, auch das Kritische und Problematische, aber in Liebe! Und glauben wir wirklich, dass 'mit der Faust auf den Tisch schlagen' sich Probleme lösen lassen und wir so unser 'Recht' einfordern dürfen? Wundert uns es dann noch, wenn andere, die nicht oder wenig nach Gott fragen, ihre scheinbaren Rechte ebenfalls mit Gewalt durchzusetzen versuchen, nur eine Stufe härter, mit Schlagstöcken, Brandsätzen und schließlich mit Maschinengewehren und Bomben!
Wer
soll uns denn regieren, wenn wir als Christen schon nicht mehr davon
überzeugt sind, das nur Liebe, Friede, Geduld, Ehrlichkeit und
Selbstbeherrschung letztlich zum Ziel und zum Sieg führen. Dann
öffnet man, ohne es zu wollen, die Türen für die
radikalen Kräfte.
Aber Jesus hat doch auch die Peitsche
genommen, wird dann gerne argumentiert, um das eigene Verhalten zu
rechtfertigen. Ja, aber Jesus tat es nicht, um sich durchzusetzen,
sondern um seinem Vater im Himmel Ehre zu geben. Und 33 Jahre hat er
vollkommene Liebe praktiziert! Damit dürfen und können wir
uns nicht entschuldigen!
Lassen wir uns nicht vom Satan täuschen. Menschen, die wirklich im Sinne Jesu leben, werden keine Weichlinge und Feiglinge, sondern sind Menschen, die das Zeug zum Glaubenshelden haben. Sie haben nämlich eine starke geistliche Autorität, die sich auf ihre Art auch durchzusetzen weiß. Bei Jesus sehen wir das. Und es gibt sicherlich auch einige bekannte Persönlichkeiten, wo wir das in ausgeprägter Weise finden. Ich denke an Billy Graham, der für das Reich Gottes so viel erwirkt hat und dessen Leben für viele ein Vorbild ist.. Ich denke an eine Mutter Teresa, die als alte Frau eine ungewöhnliche Ausstrahlung auch auf junge Leute hatte, weil sie in aufopfernder Liebe lebte und deshalb geistliche Autorität besaß. Aber das gilt nicht nur für ein paar berühmte Leute, sondern für jeden, der im Geist wandelt, auch für dich und mich!
Lasst uns neu darauf vertrauen, dass die Frucht des Geistes, dass die Liebe siegt. Wenn wir das nicht mehr glauben, auch bis in die kleinsten Dinge unserer Lebensführung hinein, wird auch unser Glaube nutzlos. Denn dann würde auch Jesus nicht der Endsieger sein, denn er ist die Liebe. Wir wissen aber: ER WIRD SIEGER SEIN! ER IST ES SCHON! Denn er ist aus dem Tode auferstanden!
Zum Schluss könnte noch der Gedanke aufkommen, ist das alles so wichtig, nur damit ein bisschen mehr Liebe und Freundlichkeit in die Welt kommen? Nein, es geht um viel mehr bei der Frucht des Geistes. Wenn wir noch einmal an das Beispiel des Apfelbaumes denken, dann ist rein biologisch gesehen das für uns Schönste an der Frucht, das Fruchtfleisch, nur eine Zugabe, eine Verpackung. Tatsächlich kommt es nur auf den Apfelkern an, der im Inneren verborgen ist, denn das ist der Same, der neues Leben hervorbringt. Wenn Jesus durch den Heiligen Geist Frucht von uns erwartet, dann deshalb, weil er möchte, dass bei verlorenen Menschen neues Leben entsteht. Dass sie durch unsere Liebe zu ihnen und zu Gott angeregt werden, Gott zu suchen, dann wird er sie auch finden. Dann ist der Sinn eines Christenlebens, der Sinn meines und deines Lebens, erfüllt.
Ich weiß, dass man von einer Predigt nicht erwarten kann, dass sich daraufhin alles ändert. Aber vielleicht kommt es doch dazu, dass wir, wenn wir das nächste Mal doch wieder 'mit der Faust auf den Tisch geschlagen haben', uns nicht mit dem Hinweis auf Jesus und die Peitsche rechtfertigen, sondern dass wir dann auf den Gekreuzigten schauen. Seine Hände waren festgenagelt an das Kreuz. Er war wehrlos und hilflos. Er ist den Weg der Liebe bis zum bitteren Ende konsequent gegangen und ist doch, ja gerade deshalb, Sieger geblieben!
Ein
weiser Mann hat einmal gesagt: Alexander der Große, Cäsar
und Napoleon haben ihre Reiche auf Macht und Gewalt gebaut; und sie
sind vergangen. Jesus hat sein Reich auf die Liebe gebaut und es
besteht in Ewigkeit! Wie wahr! Die Kraft des Heiligen Geistes wird
uns helfen, auch da durchzuhalten, wo es unmöglich oder zu
schwer erscheint. Ich will mit einem Beispiel, das in anschaulicher
Weise schildert, was Gott in solchen Situationen zu tun vermag,
schließen. Der chinesische Christ Wachtman Nee gebraucht es in
einem seiner Bücher.
Zu einem Pastor kam ein chinesischer Reisbauer und erklärte diesem, dass er ein großes Problem habe. Er besitze ein Stück Land, das er bebaue und von dem er lebe. Nun habe er einen Nachbarn, der oberhalb seines auf einem Hügel liegenden Grundstücks sein Land habe, der ihn hasse und alles Böse gegen ihn unternehme, schon deshalb, weil er Christ sei. Das Land wird bewässert von einem Bach, der durch beider Grundstücke fließt. Nun habe der böse Nachbar ihm das Wasser abgegraben, umgeleitet, so dass sein Feld nicht mehr bewässert werde. Was soll ich als Christ, so fragte der chinesische Bauer, nun tun? Der Pastor gab ihm folgende Antwort: Unterhalb deines Grundstücks befindet sich ein kleiner Teich. Du wirst nun jeden Tag dort hingehen und mit Eimern Wasser holen und damit dein Feld bewässern. Und wenn du damit fertig bist, holst du noch weitere Eimer mit Wasser und begießt auch das Feld deines Feindes.
Soweit das Beispiel. War das nicht ein unmöglicher Rat? Wie lange wird der Bauer das durchgehalten haben, werden wir fragen und meinen natürlich den Bauern, der das Wasser tragen musste. Nicht durchgehalten aber wurde die Situation von dem bösen Nachbarn. Er wurde von der Liebe und dem friedvollen Verhalten seines Nachbarn überwältigt und beendete die Feindschaft. Die Bibel sagt:
"Die Rache ist mein, ich will vergelten," spricht der Herr. "Vielmehr, wenn deinen Feind hungert, dann speise ihn; dürstet ihn, so tränke ihn. Wenn du das tust, wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln. Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem." (Römer 12, 19 - 21)
'Feurige Kohlen auf das Haupt sammeln' bedeutet doch nichts anderes, als dass wir uns so verhalten, dass der andere über das Gute, das wir ihm in Liebe tun, sein böses Treiben nicht mehr aushält.
Und noch eins: Haben wir die Kraft des Gebetes vergessen? Ich habe auf meiner früheren Arbeitsstelle und im Zusammenleben mit anderen Menschen erlebt, wie sich scheinbar unmögliche Situationen nur durch das Gebet verändert haben. Wo wir nach der Gebetserhörung sehr froh waren, dass wir nicht mit menschlichen Mitteln reagiert hatten, sondern auf Gottes Kraft gebaut haben und nicht enttäuscht wurden. Ich glaube, dass dann der Geist Gottes mit seiner Kraft zu uns steht und uns hilft, und wir mehr und mehr Menschen, Christen werden, die mit göttlicher Autorität ausgestattet sind und bei denen in wunderbarer Weise der Charakter Jesu sichtbar wird in der Frucht des Heiligen Geistes in
Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut und Selbstbeherrschung.
Möge Gott in Jesus Christus uns durch den Heiligen Geist dazu in besonderer Weise zurüsten und segnen.
Amen.
Predigt von Robert Nowak www.nowakpredigtbuch.de