Die namenlosen Glaubenshelden

Bibeltext zur Predigt nach der Luther Übersetzung:
Matthäus - Evangelium Kapitel 10, Verse 32 + 33:

Wer nun mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater.
Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater.
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Der Herr Jesus fordert seine Jünger, und damit auch uns auf, ihn vor den Menschen zu bekennen. Zu bekennen, dass er der Sohn des lebendigen Gottes ist und der einzige Weg, der zum Vater-Gott und damit zum ewigen Leben führt. Dabei haben wir es nicht nur mit einer allgemeinen Aufforderung Jesu an uns zu tun, sondern diese Aufforderung ist mit einer wichtigen Verheißung und einer Verwerfung verbunden: Wer ihn bekennt, wird auch von Jesus vor dem Vater bekannt, wer nicht bekennt, ihn also verleugnet, den kennt auch Jesus nicht. Damit steht eine hohe Verpflichtung vor uns.

Aber denken wir wieder daran: das Evangelium wird nicht von den Engeln, auch nicht von Gott selbst zu den Menschen gebracht, sondern Jesus hat diese Aufgabe nur uns, seinen Nachfolgern, übertragen.

Nun hat es zu allen Zeiten besonders begabte Menschen zur Evangelisation gegeben. In unserer Zeit denken wir an Billy Graham, ein Evangelist mit einem göttlichen Charisma, der Tausende, ja Millionen Menschen mit dem Evangelium konfrontiert hat. Auch in der Bibel wird uns von Nachfolgern Jesu berichtet, die viele Menschen zum Glauben geführt haben. Da ist der feurige Petrus, der in der Pfingstpredigt so vollmächtig verkündet, dass über 3000 Menschen zum Glauben kommen. Da steht uns ein Paulus vor Augen, der fast die ganze damalige Welt mit dem Evangelium bekannt gemacht hat. In der Kirchengeschichte finden wir viele klangvolle Namen von begnadeten Evangelisten: ein Torrey, Finney oder Wesley sind uns bekannt. Es ist gut, dass wir diese großen Vorbilder haben, sie zeigen uns, was in der Kraft des Geistes Gottes möglich ist.

Aber wenn wir ehrlich sind, müssen wir zugeben. dass uns die großen Vorbilder zwar faszinieren, aber meist gelingt es uns nicht, uns mit ihnen zu identifizieren. Ja, wir reden uns geradezu damit aus unserer Verantwortung heraus: Ich bin eben kein Petrus, Paulus, Torrey oder Finney. Was kann ich schon tun? Aber die Aufforderung Jesu: Gehet hin in alle Welt und verkündet das Evangelium, hat ganz zweifellos nicht nur ein paar herausragend begabten Jüngern gegolten, und die Erwartung, ihn zu bekennen, auch nicht, sondern uns allen. Besinnen wir uns darauf, was unsere Möglichkeit und Aufgabe ist.

Als ein Schüler in der Judenschule zu seinem Lehrer einmal äußerte: Ich möchte einmal die großen Taten tun, die der große Rabbi XY getan hat, erwiderte sein Lehrer: Wenn du einmal vor Gott, deinem Herrn, stehst, wird er dich nicht fragen, hast du das getan, was dieser Rabbi getan hat, sondern er wird dich fragen, hast du das getan, was dir nach deinen Fähigkeiten und Gegebenheiten möglich war? Darauf kommt es auch bei uns an. Auch bei den großen Evangelisten hätten nicht Hunderte nach vorn kommen können um sich zu bekehren, wenn nicht Hunderte den Mut gehabt hätten, die einzuladen, die noch keine bewusste Hinwendung zu Jesus erlebt hatten. Das Reich Gottes und die Gemeinden wären nicht das, was sie sind, nämlich ein nicht auszurottendes himmlisches Gebilde auf Erden, wenn es sie nicht gegeben hätte und nicht immer noch gäbe:

Die namenlosen Glaubenshelden,

die mit ihren oft bescheidenen Mitteln von dem lebendigen Gott und dem Evangelium von Christus Zeugnis gegeben haben. Wir haben sicher alle den Wunsch, dass Evangelisation allezeit weitergeht, damit viele Menschen errettet werden. Ich möchte deshalb heute Mut zum Zeugnis machen, indem ich vier solcher 'namenlosen Glaubenshelden' - diesen Namen haben sie verdient - die in der Bibel genannt werden, uns vor Augen stelle. Mit ihren einfachen Taten können wir uns identifizieren , und sie sollen uns anregen zu sagen, ähnliches ist auch mir möglich, wenn ich nur den Mut dazu aufbringe.

Da die biblischen Zeugnisse aber natürlicherweise alle Zwei- oder mehrere Tausend Jahre zurückliegen, und wir auch einen aktuellen Bezug haben sollten, will ich jedes biblische Beispiel mit einem kleinen Zeugnis belegen, das ich selbst erlebt habe. Soweit es mich da ganz persönlich betrifft, will ich nicht damit zum Ausdruck bringen, welch ein guter Zeuge ich bin, sondern dass Gott auch das schwache Zeugnis, das in Zittern und Zagen gegeben worden ist, gesegnet hat und wir folgern können, dass er es bei euch auch tun wird.

Der erste namenlose Glaubenszeuge ist eine Frau, also eine Glaubensheldin. Wir lesen von ihr im Alten Testament im Buche 2.Könige Kapitel 5 ab Vers 1. Sicher kennen wir alle diese Begebenheit, aber ich will sie kurz in Erinnerung rufen: Hier wird uns vor Augen gestellt

Ein junges israelitisches Mädchen

das sich als Dienstmagd im Hause des syrischen Feldhauptmanns Naemann befand, der aussätzig war. Eine Krankheit, die damals das Todesurteil bedeutete, eine unheilbare Krankheit. Die junge Israelitin war bei einem Kriegszug verschleppt worden und kam so in den Haushalt der Frau des Naemanns. Ein junges, einfaches Mädchen, allein in einem fremden Land, wahrscheinlich ohne Eltern und Verwandte, ohne Glaubensgenossen, denn sie war eine gläubige Israelitin. Was tut sie? Sie sagt zu ihrer Herrin:

Ach, dass mein Herr wäre bei dem Propheten in Samaria! Der könnte ihn von seinem Aussatz befreien.

Es ist hier nicht die Stelle, näher auf die Geschichte einzugehen. Uns ist bekannt, dass Naemann nach Israel reist und dort geheilt wird, ja, er erfährt nicht nur körperliche Heilung, sondern wird gläubig an den Gott Israels. Wir wollen sehen, was wir von diesem Mädchen lernen können, dessen Namen uns nicht genannt wird, dessen Tat aber für wert befunden wurde, im Buch der Bücher für alle Zeiten festgehalten zu werden Sie tat nichts anderes, als dass sie mit einfachen Worten Zeugnis ablegte von ihrem Glauben an den allmächtigen Gott. Und das unter Umständen, von denen man kaum hätte annehmen können, dass man auf sie, die Ausländerin, die Andersgläubige, die geringe Magd, überhaupt hören würde.

Aber sie hatte den Mut, im richtigen Augenblick das Richtige zu sagen. Und Gott bestätigte sich auf wunderbare Weise zu diesem einfachen Zeugnis. Wiederholen wir: Naemann wird nicht nur gesund, sondern auch gläubig! Haben wir nicht auch schon zahllose Male Gelegenheit gehabt, Zeugnis von unserem Glauben an Jesus Christus zu geben und haben dann nicht das bisschen Glaubensmut aufgebracht, etwas zu sagen, und Gott konnte sich nicht als der allmächtige Gott bestätigen.

Wie viele Möglichkeiten Gottes mögen dadurch versäumt worden sein. Ich sage das nicht als Vorwurf, sondern als einer, der mit darunter steht, der weiß, wie schwer es oft ist, wie gehemmt man sein kann, ein einfaches Zeugnis abzulegen um dadurch manchmal eine Bekehrung bei einem Menschen einzuleiten. Aber ich weiß auch, dass Gott heute noch, wie damals bei dem israelitischen Mädchen, hinter solch einem Glaubensschritt steht, wenn wir nur den Mut haben, ihn zu gehen. Ich will deshalb eine Begebenheit erzählen, die ich erlebt habe, mit der Absicht, dass wir sagen: Was dieses israelitische Mädchen getan und dieser Bruder uns heute als Beispiel erzählt hat, das könnte ich in einer ähnlichen Situation auch, und wenn sie kommt, will ich es wagen. Ich war viele Jahre als Bewährungshelfer tätig und hatte in dieser Funktion auch mit jungen Menschen zu tun, die drogenabhängig waren. Einer von ihnen war Robert. Er war so sehr abhängig, dass seine Lage aussichtslos erschien. Ich hatte aber bald guten Kontakt zu ihm und zu seiner Mutter, die Witwe war.

Eines Abends rief mich seine Mutter an: "Herr Nowak," erklärte sie, "ich bin völlig ratlos und verzweifelt. Robert ist krank. Er hat keinen "Stoff", also keine Drogen mehr und hat entsetzliche Entzugserscheinungen. Er will auf keinen Fall einen Arzt oder ins Krankenhaus. Bitte kommen sie und stehen sie mir bei." Was sollte ich tun? Helfen konnte ich letztlich auch nicht. Dennoch kam ich dem Wunsch der Mutter nach. Robert lag auf einer Couch und wand sich in Schmerzen und war kaum ansprechbar. Ich wusste, dass solch ein Zustand auch gefährlich sein kann. Ich stand einige Zeit hilflos neben ihm, dann sagte ich: "Hast du etwas dagegen, wenn ich mit dir bete?" Zu meinem Erstaunen sagte er sofort "Nein" Ich nahm allen Mut zusammen und legte ihm die Hände auf und betete ein einfaches Gebet, etwa: "Herr, du siehst die ausweglose Lage, bitte, hilf du! Nimm die Schmerzen weg und schenke Ruhe und Befreiung."

Und was ich selbst kaum geglaubt hatte, geschah. Nach einigen Minuten wurde der junge Mann ruhig, die Schmerzen vergingen, er wurde zutraulich, stand auf und zeigte mir in seinem Zimmer Dinge, die er in guten Zeiten hergestellt und an denen er Freude hatte. Wie dankbar war ich Gott. Natürlich war er damit noch nicht drogenfrei. Aber ich vermittelte ihn in ein christliches Reha- Zentrum, wo er sich am ersten Tag bekehrte! Als er dann drogenfrei war, kam er zur Gemeinde , ließ sich taufen, besuchte später eine Bibelschule und ist heute Prediger in einer unserer Gemeinden. Und noch etwas Erfreuliches: Auch seine Mutter kam zum Glauben! Was hatte ich gewagt? Nichts! Was hätte ich verlieren können? Nichts! Aber was hätte ich versäumen können? Dass zwei Menschen das ewige Leben finden! Ist es nicht wunderbar, das Gott zu so einem kleinem einfachen Zeugnis und Gebet steht?

Von dem zweiten namenlosen Glaubenshelden wird uns im Matthäus Evangelium Kapitel 8 von Vers 5 an berichtet. Hier ist die Rede vom

Hauptmann zu Kapernaum.

Es handelt sich dabei um einen römischen Hauptmann, also um einem Soldaten der Besatzungsmacht in Israel, der Kontakt zum jüdischen Glauben gefunden hatte, wie es aus dem Text im Lukas Evangelium Kapitel 7, hervorgeht. Er kommt zu Jesus und bittet um Hilfe für seinen kranken Knecht. Jesus ist bereit, zu helfen und in das Haus des Hauptmanns zu gehen. Aber bevor er sein Vorhaben wahr machen kann, kommt es zu einer erstaunlichen Aussage des Hauptmanns. Sie ist so ungewöhnlich, dass sich Jesus zu dem Ausruf veranlasst sieht:

Solchen Glauben habe ich in Israel bei keinem gefunden!

Und das will schon etwas heißen, denn Jesus ist schließlich ein Experte in Glaubensfragen. Der Hauptmann erklärt:

Herr, ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst, sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund. Denn auch ich bin ein Mensch, der Obrigkeit untertan und habe unter mir Kriegsknechte; und wenn ich sage zu einem: Gehe hin! so geht er; und zum anderen: Komm her! so kommt er; und zu meinem Knecht: Tu das! so tut er's. (Matthäus 8, 8 + 9)

Und Jesus antwortet:

Gehe hin, es geschehe, wie du gesagt hast. Und sein Knecht wurde gesund zur derselben Stunde.

Was ist das Besondere an diesem namenlosen Glaubenshelden? Er hält es nicht nur für möglich, dass Jesus helfen kann, sondern glaubt, dass er ganz selbstverständlich die Gewalt hat, über alle Mächte zu gebieten, und dass sie ihm bedingungslos gehorchen müssen. Hätten wir doch solchen Glauben. Wie oft wird unter Christen debattiert und diskutiert und von vielen geradezu verneint, dass Wunder heute noch möglich sind und ob man im Glauben für Kranke beten darf! Ich gehöre nicht zu denen, die meinen, dass alle Kranken durch Gebet gesund werden. Dass dies nicht immer so ist, hat sogar ein Paulus erfahren müssen, dem Jesus in einer ähnlichen Situation sagte: lass dir an meiner Gnade genügen!

Aber ich weiß auch, dass manches Gebet um Heilung unterbleibt oder zu früh eingestellt wird und Gott sich dann nicht verherrlichen kann. Jesus bekennt sich auch heute noch zu einem großen Glauben, wie zur Zeit des Hauptmanns zu Kapernaum. Wagen wir es doch, mehr zu beten, so werden wir auch mehr Wunder erleben! Jesus fragte einmal provokativ:

Was ist leichter, zu sagen, deine Sünden sind dir vergeben, oder zu sagen, stehe auf und wandle?

Dass er Macht hat, Sünden zu vergeben, das haben wir alle erfahren. Wer aber Macht hat, Sünden zu vergeben, der hat auch Macht über alle anderen Mächte und Kräfte dieser Welt. Wie wichtig es ist, auch in Krankheitsfällen im Gebet dranzubleiben, bis eine Heilung erfolgt, oder der Herr einem klar macht, dass man das, was er auferlegte in Geduld zu tragen hat, habe ich selbst erlebt. Als junger Mann stellten sich bei mir irgendwann Kopfschmerzen ein. Mit der Zeit wurden sie immer schlimmer. Die Ärzte konnten nicht helfen. Ich hatte schließlich immer eine kleine Schachtel mit Tabletten bei mir, um im Bedarfsfall etwas gegen die Schmerzen tun zu können, die mich oft in meiner Arbeit, auch in der Gemeindearbeit, hinderten. Ich war damals lange Jahre in der Sonntagschule tätig. Über 15 Jahre habe ich mich mit diesen Schmerzen und der Behinderung herumgeschlagen.

Eines Tages saßen wir mit einigen Mitarbeitern der Sonntagschule zusammen, um die nächsten Stunden vorzubereiten. Zwei junge Schwestern, ein Bruder und ich. Ich litt wieder unter meinen Schmerzen. Als es zum Abschlussgebet kam, wurde uns klar, dass wir über manches Buße zu tun hatten, was auch geschah. Dann wagte ich es einmal, mein Anliegen den Geschwistern vorzutragen. Eine der Schwestern griff das Anliegen auf und sprach ein einfaches, kurzes Gebet für mich, wie ich es selbst schon zigmal, ohne Erfolg, gesprochen hatte.

Aber an diesem Tage war offensichtlich die Stunde Gottes. Ich hatte am nächsten Tag keine Schmerzen, am übernächsten nicht und nicht nach einer Woche. Ich traute der ganzen Sache immer noch nicht so richtig. Aber es war geschehen: Gott hatte das Gebet erhört, nach 15 Jahren, ich bekam in der Folgezeit keine Kopfschmerzen mehr. Hier auch wieder der Gedanke, was wäre geworden, wenn diese junge Schwester nicht den Mut gehabt hätte, im Glauben zu beten, ich nicht den Mut, mein Anliegen vorzutragen? Es erscheint zwar sehr simpel, aber es ist doch eine Tatsache: Gott kann nur die Gebete erhören, die wir zu ihm sprechen. Wie viele Möglichkeiten Gottes mögen auch hier verspielt worden sein?

Beim nächsten Fall handelt es sich wieder um eine Glaubensheldin. Von ihr wird uns berichtet im Johannes Evangelium Kapitel 4, meist unter der Überschrift:

Die Frau am Jakobsbrunnen.

Jesus reist durch Samarien und spricht hier am sogenannten Jakobsbrunnen mit einer samaritanischen Frau, obwohl es für einen gläubigen Juden verpönt war, durch Samarien zu reisen, weil man wegen theologischen Meinungsverschiedenheiten im Streit lag. Zusätzlich wurde es als unmöglich angesehen, dass sich ein jüdischer Mann mit einer Frau in der Öffentlichkeit unterhielt. Jesus hatte solche Vorurteile nicht, er spricht mit der Frau. Eine Frau mit einer offensichtlich nicht glanzvollen Vergangenheit und einer ungeregelten Gegenwart. Nach ihrem Mann befragt, sagt sie: Ich habe keinen Mann. Jesus antwortet:

"Recht hast du geantwortet, fünf Männer hast du gehabt, und den du jetzt hast, ist nicht dein Mann."

Diese Frau ist von dem prophetischen Durchblick Jesus so beeindruckt, dass sie überzeugt ist: Das muss der Messias sein. Das Erstaunliche und Nachahmenswerte geschieht aber erst danach. Kaum, dass sie die neue Erkenntnis gewonnen hat, wir dürfen nach unserem Sprachgebrauch wohl sagen, nachdem sie sich gerade bekehrt hat, geht sie zurück in ihre Stadt und bezeugt ihren Glauben:

"Kommt, seht einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe, ob er nicht der Christus sei."

Und die Menschen kommen und viele bekehren sich zu Jesus und bezeugen vor der samaritanischen Frau:

Wir glauben hinfort nicht um deiner Rede willen; wir haben selber gehört und erkannt, dass dieser ist der Welt Heiland.

Was ist hier geschehen? Eine Frau von zweifelhaften Ruf, bekehrt sich. Sie hat kaum das kleine Einmaleins des Glaubens begriffen, keinen Glaubenskurs absolviert, keine Bibelschule besucht, auf keinem Seminar studiert, ist nicht erst in die Stille gegangen, sondern hat sofort ihren einfachen Glauben bezeugt, und das trotz ihrer schlechten Voraussetzungen, denn sicherlich war sie in der Stadt nicht wohl angesehen. Der Erfolg: Erweckung in Samarien

Wir alle sind gestandene Christen, haben viele Schulungen mitgemacht, haben unter zahlreichen Predigten gesessen, und viele Bibelstunden erlebt (hoffentlich) und wie viele Ängste blockieren uns oft, die frohe Botschaft weiterzusagen. Warum eigentlich? Wenn diese Frau, mit den denkbar ungünstigen Voraussetzungen das gekonnt hat, und mit Erfolg! Dann kann das jeder von uns auch. Sagen wir in Zukunft nicht mehr: Ich bin zu jung, zu alt, zu wenig belehrt, zu ungeschickt, kann zu wenig deutsch, was unsere lieben Aussiedler aus Russland betrifft. Denkt an diese Frau aus Samarien. Weniger als sie kann man vom Glauben gar nicht wissen und können, und die Folge ihres schwachen Zeugnisses: Erweckung in Samarien. Machen wir uns bewußt, was wir zu befürchten haben: Nichts! In der Regel haben wir nicht einmal Spott oder Hohn zu erwarten, schlechtestenfalls manchmal eine Absage nach einer Einladung. Aber viele Menschen warten geradezu auf das Zeugnis eines Christen um einen Anstoß zu bekommen, über den Glauben nachzudenken. Auch wenn sie sich nicht sofort bekehren, zeigen sie sich von unserem Zeugenmut oft stark beeindruckt. Auch hier ein kleines Beispiel.

Während meiner Tätigkeit bei der Justiz habe ich auch lange Zeit in der dortigen Kantine zu Mittag gegessen. Dabei habe ich, wie ich es von zu Hause gewohnt bin, ein Dankgebet vor dem Essen gesprochen. Sind wir ehrlich, oft fällt uns das schwer und ist uns peinlich, obwohl wir doch angeblich immer noch im christlichen Abendland leben. Eines Tages setzte sich eine ältere Dame zu mir an den Tisch. Sie sagte: "Entschuldigen sie bitte, dass ich sie anspreche. Ich bin als Dolmetscherin im Gericht tätig. Ich bin Jüdin, allerdings, leider, keine gläubige. Ich habe sie seit einiger Zeit beobachtet und gesehen, dass sie vor dem Essen beten. Das hat mich sehr beeindruckt. Ich wünschte, meine Eltern hätten mich auch im Glauben erzogen."

Wir kamen dann in ein Gespräch über Glaubensfragen. Ich habe diese Frau danach nicht mehr gesehen. Ich weiß nicht, was aus ihr, auch geistlich, geworden ist, aber ich weiß, dass ich das getan habe, was ich mit meinen schwachen Mitteln in dieser Situation tun konnte. Und mehr erwartet Jesus von uns sicher nicht. Bei dem letzten biblischen Beispiel der namenlosen Glaubenshelden handelt es sich gleich um eine Gruppe von Personen. In Lukas 2 wird uns in der Weihnachtsgeschichte von ihnen berichtet:

Die Hirten auf den Fluren von Bethlehem.

Was ist an ihrem Verhalten das Besondere, dass wir von ihnen als namenlose Glaubenshelden sprechen können? Nun, wir haben gemerkt, dass das eigentliche Merkmal nicht große Taten waren, sondern im Gegenteil, dass Menschen mit nicht gerade den besten Voraussetzungen ihren oft bescheidenen Teil zum Bau des Reiches Gottes, zur Verbreitung der frohen Botschaft, beigetragen haben. Wir kennen alle die Weihnachtsgeschichte aus Lukas 2 ff.. Deshalb wollen wir nur das betrachten, was die Hirten im Glauben taten. Es heißt von ihnen:

... sie breiteten das Wort aus, welches ihnen von dem Kinde gesagt war, und alle, vor die es kam, wunderten sich der Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten.

Nun kann man sagen, die Hirten hatten es gut, sie hatten ein übernatürliches Erlebnis. Engel waren ihnen erschienen! Wenn ich solch eine überirdische Botschaft bekäme, denken wir vielleicht, könnte ich gut glauben und Zeugnis geben. Wirklich? Bezeichnenderweise heißt es aber von den Hirten nicht, dass sie von der himmlischen Erscheinung berichteten, sondern dass sie "die Worte, die ihnen von dem Kinde gesagt worden waren," weitergaben. Und die lauteten: Euch ist heute der Heiland geboren! Und das, nachdem sie aufgrund der Engelsbotschaft das Kind und Maria und Josef gesehen hatten. Was gab es da zu sehen? In der biblischen Botschaft heißt es:

Und sie fanden beide, Maria und Josef und das Kind in einer Krippe liegen.

In einer Krippe! Was hätten wir aufgrund solch einer überirdischen Botschaft erwartet? Wären uns nicht Zweifel gekommen, wenn wir nur ein Kind in einem Stall, in einer Krippe gefunden hätten? Eine Botschaft durch Engelmund und dann das: zwei gewöhnliche Menschen, denen man die Strapazen der Reise ansah, dazu ein Kind, in der Krippe, im Futtertrog, ohne Heiligenschein aber wahrscheinlich mit nassen Windeln. Aber das alles ficht diese Leute nicht an. Etwas ganz Entscheidendes können wir von ihnen lernen: Sie glauben der göttlichen Botschaft mehr, als dem Augenschein! Dieses Kind musste der Heiland der Welt sein, nicht, weil man es an äußeren Gebärden erkannt hätte, sondern weil Gott es hatte verkünden lassen! Und so gehen sie hin und verkünden:
Euch ist heute der Heiland geboren.
Meine Lieben, so können wir mit recht sagen: Die Hirten aus der Weihnachtsnacht waren die ersten Evangelisten der neutestamentlichen Zeit. Denn sie verkündigen genau das, was die Botschaft des ganzen Neuen Testamentes ist: Christ, der Retter, ist da!!

Meine Lieben, das Reich Gottes kommt oft so unscheinbar zu uns. Die Kraft Gottes ist oft so wenig zu spüren, und dann glauben wir dem Augenschein mehr als der göttlichen Botschaft, die zwar nicht durch Engelmund, aber doch auf wunderbare Weise zu uns kam: in dem Buch der Bücher, in Gottes Wort, in der Bibel. Glauben wir der Bibel mehr, als allen anderen klugen Reden? Selbst dann, wenn nicht alles so wunderbar zugeht wie es dort oft beschrieben wird? Halten wir daran fest, dass die Welt einen Heiland braucht trotz, oder gerade wegen Arbeitslosigkeit, Kriegen, Krankheiten und mancherlei Not? Dann können wir erleben, dass selbst aussichtslos erscheinende Dinge Wirklichkeit werden. Ich will mit solch einem Erlebnis schließen:

In unserer Gemeinde in Essen hatten wir eine ältere Schwester, die einen ungläubigen Ehemann hatte. Jahrzehnte betete sie, dass er sich bekehren möchte. Aber nichts tat sich. Widerwillig kam er manchmal mit in den Gottesdienst. Eines Tages sprach mich diese Schwester an: "Mein Mann wird in den nächsten Tagen 70 Jahre alt. Er hat wenig Freunde und Bekannte, kannst du ihn nicht zum Geburtstag besuchen?" Ich sagte "Ja, das will ich gerne tun," obwohl ich wusste, dass solche Besuche bei Ungläubigen meist nicht sehr erfreulich sind. Dann sagte die Schwester noch, und ihre Stimme war traurig und klang resigniert: "Ich habe so sehr gebetet, dass er sich bis zu seinem 70. Geburtstag bekehren möchte. Aber nun ist es ja dafür zu spät."

Ich besuchte dann den alten Herrn, wir tauschten die üblichen Höflichkeitsfloskeln aus: Gratulation... wie geht es... usw. Und dann fasste ich mir ein Herz. Ich fragte ihn unvermittelt: "Haben sie sich eigentlich schon einmal Gedanken gemacht über das Leben nach dem Tod und über ihre Beziehung zu Jesus?" Ich weiß selbst nicht, wo ich den Mut hergenommen hatte. Ich hatte erwartet, dass er eine ausweichende oder ablehnende Antwort geben würde, aber er schaute mir direkt in die Augen und sagte mit fester Stimme: "Ja, das habe ich." Er bekannte seine Sünden, bekehrte sich zu dem Herrn Jesus und wurde ein paar Wochen später auf das Bekenntnis seines Glaubens getauft. Welch eine Freude bei seiner Frau und uns allen!

Ich hoffe, dass wir durch diese kleinen Beispiele ermuntert wurden, mutiger im Glauben zu sein. Dass auch wir dem Worte Gottes mehr glauben als dem Augenschein. Wir werden gute Erfahrungen damit machen. Von den Hirten heißt es nicht, dass sie aufgrund ihrer Botschaft verlacht, verspottet oder nicht ernst genommen wurden, sondern es heißt:

...sie breiteten das Wort aus, welches ihnen von dem Kinde gesagt war, und alle, vor die das Wort kam, wunderten sich der Rede ... und die Hirten kehrten um und priesen und lobten Gott um alles, was sie gehört und gesehen hatten.

Vielleicht haben wir als Christen oft deshalb so wenig Freude, weil wir "das Wort nicht ausbreiten," von dem, was wir gesehen und gehört haben. Vielleicht hat die heutige Predigt uns Mut gemacht zu einem: Das kann ich auch. Nicht die gleichen Dinge zu tun, aber im gleichen Glauben. Wahrscheinlich wird unser Handeln in keinem Bericht erwähnt, in keinem Buch festgehalten werden, wir werden wohl auch nicht als namenlose Glaubenshelden in die Kirchengeschichte eingehen, aber wenn die himmlischen Bücher aufgetan werden, wo alle Werke verzeichnet sind, dort wird es gefunden werden! Wenn wir dann vor Gott, dem Herrn stehen werden, um uns zu verantworten, wird Jesus da sein. Und der Herr Jesus wird vor seinem Vater bezeugen: Dies ist einer, der zu mir gehört, der durch mein Blut erlöst ist, der mich bekannt hat vor den Menschen.

Und der Vater-Gott wird sich zu uns bekennen und uns hineinnehmen in die himmlische Herrlichkeit. Dass wir miteinander diesen wunderbaren Augenblick erleben, wünsche ich uns allen von ganzen Herzen.

AMEN

Predigt von Robert Nowak,  www.nowakpredigtbuch.de

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