Über die Wiedergeburt

Bibeltexte zur Predigt:

Johannes Evangelium Kapitel 3. Verse 1 - 8

Es war aber ein Mensch unter den Pharisäern mit Namen Nikodemus, ein Oberster unter den Juden. Der kam zu Jesus bei Nacht und sprach zu ihm: Meister, wir wissen, dass du bist ein Lehrer von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn, Gott mit ihm. Jesus sprach zu ihm: Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er auch wiederum in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden? Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich ich sage dir: Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch, und was vom Geist geboren wird, das ist Geist. lass dich's nicht wundern, dass ich dir gesagt habe: Ihr müsst von neuem geboren werden. Der Wind bläst wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht woher er kommt und wohin er fährt. So ist ein jeglicher, der aus dem Geist geboren ist.
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Titusbrief 3, 4 - 6

Als aber erschien die Freundlichkeit und Leutseligkeit Gottes, unseres Heilandes,
rettet er uns, nicht um der Werke willen der Gerechtigkeit die wir getan hatten,
sondern nach seiner Barmherzigkeit durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung
im Heiligen Geist, welchen er ausgegossen hat über uns reichlich
durch Jesus Christus, unseren Heiland.
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1. Petrusbrief 1, 3 u. 22 + 23

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. (Vers 3)
Haltet rein eure Seelen im Gehorsam der Wahrheit zu ungefärbter Bruderliebe und habt euch untereinander beständig lieb von Herzen, als die da wiedergeboren sind nicht aus vergänglichem sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich aus dem lebendigen Wort Gottes. (Verse 22 + 23)

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Junge Leute in unserer früheren Gemeinde haben des öfteren Straßenbefragungen durchgeführt und die Passanten zum Beispiel mit der Frage konfrontiert: Glauben sie an Gott? Man ist erstaunt, wie viele diese Frage mit 'Ja' beantworteten. Ja, sie glauben an Gott, sagen sie, an irgendeinen Gott, an ein höheres Wesen, an eine gute Macht, vielleicht sogar an den Gott der Bibel. Fragt man weiter, warum sie glauben, wird oft geantwortet, dass man durch den Glauben an Gott einen Halt bekommt. Manche begründen das überhaupt nicht, sie glauben eben nur, dass es einen Gott gibt, ohne dass es Konsequenzen für sie hat. Andere sagen auch, dass sie hoffen durch den Glauben an Gott in den Himmel zu kommen, ein Leben nach dem Tode zu erlangen.

Damit befinden sie sich durchaus auf biblischen Boden. Fragt man ernsthafte Christen nach ihrem Glauben, würden sie die letzte Antwort wohl ebenso formulieren. Denn bei allen Vorteilen die der Glaube an Gott in diesem Erdenleben bringt, ist das nicht das Entscheidende. Alle Religion ist letztlich darauf ausgerichtet, über ein Leben nach dem Tod Auskunft zu geben und den Weg dorthin aufzuzeigen.Die Frage die dabei auftaucht und besonders wichtig ist, ist die: Genügt ein allgemeiner Glaube an Gott, an den Gott der Bibel, um die Gewissheit und die Garantie zu haben, dass mit diesem Leben eben nicht alles aus ist, sondern dass es ein Weiterleben in der Ewigkeit gibt.

Mit dem allgemeinen Glauben ist gemeint, dass man an die Existenz des Gottes glaubt, den die Bibel beschreibt, dass man sich vielleicht noch bemüht die Gebote der Bibel so gut wie möglich zu halten, ein einigermaßen moralisches Leben zu führen. Viele Menschen, die sich Christen nennen und viele Pastoren in den Kirchen, wären wahrscheinlich froh, wenn alle, die noch zu Kirche gehören und die Kirchensteuer bezahlen, diese Art von Glauben hätten. Andererseits wären manche ehrliche Christen in den Kirchen glücklich, wenn wenigstens ihre Pastoren diesen Glauben hätten. Wird doch heute oft die Meinung vertreten, dass jeder nach seiner Fasson selig werden könne, wenn er nur überhaupt glaubt. Schließlich stehe in der Bibel, dass der Glaube selig mache. Das stimmt, bedarf aber der Erklärung. Gottes Wort sagt letztlich etwas ganz anderes. Wir haben es eben im Text des Johannes Evangeliums gelesen:

Es sei denn, das jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen
und:
Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.

Das ist eine erstaunliche Aussage und keineswegs die einzige Stelle in der Bibel, die das betont. Im Titusbrief lesen wir im 3. Kapitel Verse 4 - 7:

Als aber erschien die Freundlichkeit und Leutseligkeit Gottes, unseres Heilandes, rettete er uns nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, die wir getan haben, sondern nach seiner Barmherzigkeit durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung im Heiligen Geist.

Auch noch andere Bibelstellen reden von der Wiedergeburt, z.B 1. Petrusbrief 1, 3:

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat...

Und Im 1.Petrusbrief heißt es weiter im 1. Kapitel Verse 22 + 23:

Haltet rein eure Seelen... als die da wiedergeboren sind...

Das sind erstaunliche und für manche ärgerliche Worte. Aber es sind auch sehr ernst zu nehmende, denn das Wort des Herrn Jesu hat ja Ausschließlichkeitscharakter. Es heißt ja, frei übersetzt: Wer nicht wiedergeboren ist, kann das Reich Gottes weder 'sehen' noch hineinkommen. Es geht auch nicht um irgendeine Sondererfahrung die der eine Christ haben kann und der andere nicht. Heißt es doch in dem eben gelesenen Bibelvers: rettete er uns ... durch das Bad der Wiedergeburt, also alle, die gläubig geworden sind. Darum lohnt es sich schon, sich mit diesem Phänomen 'Wiedergeburt' näher zu befassen.

Natürlich ist es richtig, dass der Glaube selig macht, also rettet. Aber welche Art von Glauben, das bestimmt alleine der, der rettet, eben Gott selbst. Von daher dürfte es eigentlich selbstverständlich sein, dass eben nicht jeder nach seiner Fasson selig werden kann. Es geht um den 'seligmachenden Glauben', nicht um irgendeinen Glauben. Vergegenwärtigen wir uns deshalb noch einmal, wie es zu dem Glauben kommt, den die Bibel meint. Christ wird man durch den Akt der Bekehrung. Bekehrung heißt vom Wortsinn her: Umkehr, Umdenken, sich Abwenden von... und sich hinwenden zu...

Das kann zunächst auch allgemein verstanden werden. So könnte man auch sagen, dass sich jemand zum Kommunismus oder zum Buddhismus 'bekehrt' habe. So sagt das Lexikon unter dem Stichwort 'Bekehrung': Annahme eines neuen Glaubens, die durch Zwang einer weltlichen Gewalt oder auch durch innere Entscheidung erfolgen kann. Aber wodurch unterscheidet sich nun solch ein allgemeines oder gar erzwungenes Umkehren von der biblischen Bekehrung? Diese zuerst genannten Prozesse sind rein logische Vorgänge. Jemand erkennt, dass seine bisherige Weltanschauung unbefriedigend war und die neue Weltanschauung besser für ihn zu sein scheint als sein bisherige. Deshalb beschließt er, nun nach den Prinzipien dieser Anschauung zu leben, anders zu denken und in manchen Dingen auch anders zu handeln. Das ist alles.

Bekehrung im Sinne der Bibel schließt einiges davon ein, ist aber letztlich etwas ganz anderes, etwas viel Weitergehendes. Hier erkennt man, dass nicht nur meine Weltanschauung falsch war, sondern dass mein ganzes Leben falsch war! Nicht nur meine Ansichten über die Welt müssen anders werden, sondern es muss mir eine neue Welt erschlossen werden. Und in diese neue Welt kann man, wie auch in die natürliche Welt, nur hineingeboren werden. Da wir aber alle schon in einer Welt leben und geboren worden sind, müssen wir wiedergeboren werden. Das ist ganz logisch.

Diese Wiedergeburt aber ist nur möglich durch den Heiligen Geist Gottes, so ist es in der Bibelstelle des Johannes Evangeliums auch gesagt: die Wiedergeburt geschieht durch Wasser und Geist. Geist ist der Heilige Geist, der Schöpferkraft hat, der alles neu machen kann, der auch neues Leben wirken kann. 'Wasser', so sagen die meisten Ausleger, bedeute der Akt der Taufe. Das ist sicherlich richtig, darf aber nicht so verstanden werden, als wenn die Taufe, also das Untertauchen im oder das Besprengen mit Wasser ausschlaggebend wäre. Gemeint ist, was die Taufe bezeugen will: Dass man als Sünder seine Sünde abwaschen lassen will, bereit ist, das alte Leben hinter sich zu lassen, umzukehren vom falschen Weg ohne Gott um sich vertrauensvoll in die Hände Gottes zu begeben, der dann neues Leben schenkt.

In der Apostelgeschichte 2, 38 wird klar gesagt, dass, wer in Buße zu Jesus kommt und sich taufen läßt, den Heiligen Geist empfängt, der dann auch neues Leben zeugen kann. Aber das Hinter-sich-lassen des alten Lebens darf nicht nur ein theoretischer Akt sein oder ein guter Vorsatz, sondern bedeutet, dass man sein altes Leben als falsch erkennt und sein falsches Handeln und sein Leben ohne Gott als Sünde. Und diese Sünde kann nur getilgt werden durch das Opferblut Jesu. Deshalb bedeutet Bekehrung im biblischen Sinne immer und unbedingt, dass ich zu Jesus an das Kreuz gekommen bin, Reue und Buße erlebt habe. Nur dadurch wird wahr, was im 2. Korintherbrief 5, Vers 17 versprochen wird:

Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur.

Eine biblische Bekehrung bedeutet also: Sündenerkenntnis, Sündenbekenntnis, Sündenvergebung, Übergabe meines Lebens in die Herrschaft Jesu. Die unbedingte Folge davon ist die die Erfüllung mit dem Heiligen Geist und die Wiedergeburt. Die Taufe besiegelt das. Da Sündenerkenntnis nur bei reifen, verantwortungsfähigen Menschen möglich ist, ist auch die Taufe nur in diesem Stadium durchzuführen. Nur der Akt der Taufe z.B. bei einem unmündigen Kind, rettet so wenig wie ein allgemeiner Glaube und wirkt auch keine Wiedergeburt. Richtig vollzogen aber symbolisiert die Taufe ja: Mit Christus gestorben, mit Christus auferstanden, also in ein neues Leben hinein versetzt. Das heißt, dass man jetzt Bürger des Reiches Gottes ist. Darum kann die Bibel sagen:

Das Reich Gottes ist inwendig in euch. (Lukas 17,21)

Die weitere Folge ist, dass ich Heilsgewissheit bekomme. Ob ich Anteil habe am Reich Gottes muss man nicht nur hoffen oder annehmen, sondern man sollte es wissen. Denn das Wort Gottes sagt:

Der Geist selbst gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind

Dann sind wir 'Gottes Kinder' im wahrsten Sinne des Wortes:
Von Gott neu gezeugt und geboren, wirkliche Kinder, nicht nur adoptiert!!

Wenn Paulus doch an einigen Stellen über die Sohnschaft redet im Sinne eines angenommen werden an Kindesstatt, dann will er damit nicht sagen, dass das der entscheidende Status eines Bekehrten zum Vater Gott sei. Er will vielmehr klar machen, dass wir nicht nur "Kinder" sind, die noch unreif und unerfahren sind im Glauben, sondern eben auch "Söhne" die mündig und reif sind, dass sie gehorsam sein können und offen sind für das bewusste Geführtwerden durch den Heiligen Geist. So ist wirklich jeder Bekehrte im vollen Sinn Kind Gottes:  Es ist dann wirklich geschehen, wie es im 2. Korintherbrief 5,17 heißt:

Neues ist geworden.

Natürlich besteht auch die Möglichkeit und die Gefahr, dass sich jemand nur `bekehrt' in dem anfangs gezeigten Sinne, dass jemand lediglich seine Weltanschauung wechselt, ohne wirkliche Buße, ohne Übergabe des Lebens an Jesus und dann auch ohne Wiedergeburt. Was das für Folgen hat für die Betreffenden und für die Gemeinden zu denen sie gehören und vielleicht sogar Ämter einnehmen, kann man sich wohl vorstellen. Denn dann ist im Grunde genommen nichts neu geworden. Aber gehen wir einmal von einer wirklichen Bekehrung im Sinne der Bibel und von einer Wiedergeburt aus.

Was ist nun neu geworden? Wir wissen aus unserem eigenen Bekehrungserlebnis, dass wir uns danach nicht in allen Dingen neu gefühlt haben. Wir waren und sind die Alten geblieben von unserm Aussehen her, in vielen Gewohnheiten, in der Art wie wir uns geben usw. Unsere Umgebung wird nur vom Hinschauen nicht festgestellt haben, dass wir Christen geworden sind. Es muss also etwas anderes sein, das sich verändert hat.

Paulus redet davon, dass Christen Kinder sind im eigentlichen Wortsinn, oft selbst dann noch, wo sie schon erwachsen sein sollten. Das deutet schon darauf hin, dass wir nach der Wiedergeburt im geistlichen Sinne Kinder sind, Babys, die nun heranwachsen sollen zu reifen, starken Christenmenschen. Das scheint unmöglich zu sein. So wird auch die Frage des Nikodemus verständlich, der fragt, wie es möglich ist, dass ein alter Mensch neu geboren werden könne indem er in den Leib der Mutter zurückkehrt. Er hatte nicht begriffen, dass hier ein geistlicher Vorgang gemeint ist. Gottes Wort sagt, dass mit der Wiedergeburt wir ein neues geistliches Leben bekommen, denn ‘so’, sagt Jesus, nämlich so wie wir sind als natürliche Menschen, können wir nicht in das Reich Gottes kommen. Wir sind im geistlichen Sinne neu von Gott gezeugt, also wirklich neue Kreatur, neue Schöpfung, so wie es im 1. Petrusbrief Vers 23 ausdrücklich heißt:

...als die da wiedergeboren sind nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich aus dem Wort Gottes, das da bleibt.

In diesem Stadium ist ein Christ ‘fertig’ für das Reich Gottes. Das: "es sei denn"... das Jesus in Bezug auf die Wiedergeburt äußert, ist erfüllt. Aber natürlich bleiben wir ja - Gott sei Dank - noch hier auf dieser schönen Erde und müssen nun unser Christsein leben. Es muss eine geistliche Entwicklung stattfinden. Auch dafür hat Gott vorgesorgt.

Was hier geschieht, machen wir uns am Beispiel der natürlichen Entwicklung klar. Wenn ein Mensch gezeugt wird, vereinigen sich die männlichen und weiblichen Chromosomen und deren Gene, die Erbträger und legen die Erbanlagen fest. Wie groß jemand werden wird, welche Augen- und Haarfarbe er bekommt, der Grad der Intelligenz, vielleicht eine besondere Musikalität oder andere künstlerische Begabungen und vieles andere wird hier schon programmiert. Manches davon entwickelt sich gewissermaßen automatisch, anderes nur, wenn die entsprechenden Entwicklungsbedingungen erfüllt werden. Wenn z.B. ausreichend Nahrung, Pflege, Bildung, Erziehung und gute soziale Verhältnisse gegeben sind.

Fehlen einzelne Voraussetzungen, entwickelt sich manches nicht oder nur vermindert. Bei ständiger Unterernährung z.B. wird ein Mensch u.U. nicht die Körpergröße erreichen, die durch die Erbanlagen möglich wäre. Selbst bei großer Intelligenz wird er nicht viel erreichen können, wenn er keine entsprechende Bildung genießt. Berühmte Musiker wie Beethoven oder Mozart haben sicherlich eine vererbte Musikalität gehabt, wären aber wahrscheinlich nicht das geworden was sie geworden sind, wenn sie nicht Eltern gehabt hätten, die diese Anlage gefördert hätten. Der Vater von Mozart hat seinen Sohn schon als Kleinkind in Musik unterrichtet und ihn mit 6 Jahren öffentlich auftreten lassen. Von dem Vater Beethovens wird erzählt, dass er seinen Sohn am Klavier festgebunden haben soll, damit er entsprechend übte. Sicherlich wird der Sohn von dieser Erziehungsmaßnahme nicht begeistert gewesen sein. Aber ob sein Genie sonst sich so hätte entwickeln können, bleibt fraglich. Was gemeint ist, wurde mir noch einmal deutlich an einem Beispiel aus der Natur, aus der Pflanzenwelt.

Im Norden unseres Landes, in dem wir einige Jahre lebten, freuten wir uns in jeden Frühjahr über die wunderbaren gelben Rapsfelder. Inzwischen ist der Same überall hin geweht worden. In Gärten, an Straßenrändern u.ä. sieht man diese Pflanzen wild wuchern. Einmal sah ich einige Rapspflanzen auf einem wenig benutzten Gehweg wachsen, zwischen den schmalen Ritzen der Steinplatten. Während die Pflanze sonst etwa einen Meter hoch wird und kräftige Stiele und eine prächtige Blüte hat, waren diese Pflanzen nur 20 -30 cm hoch, hatten schmale Stengel und kleine, winzige Blüten. Und das, obwohl sie die gleichen Erbanlagen hatten wie die Pflanzen auf den Feldern, aber bedeutend ungünstigere Entwicklungsmöglichkeiten. Die Erbanlagen konnten sich nicht voll entfalten.

Warum diese Ausführungen? Weil es im Geistlichen ähnliches gibt. In der Wiedergeburt haben wir so etwas wie eine neue "geistliche Genstruktur" bekommen, neue Entwicklungsmöglichkeiten. Und das Wenigste entwickelt sich von selbst. Für das Meiste sind wir verantwortlich. Im Galaterbrief 5, 22 ist von der Frucht des Geistes die Rede, also von etwas, das langsam heranwächst und reift. Ferner lesen wir in Epheser 4,15:

Lasset uns aber.... wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus.

Und in vielen anderen Bibelstellen finden wir solche Aufforderungen, die mit den Worten beginnen: Seid..., Werdet..., Strebet nach..., und, wie eben gelesen: Lasset uns...
Das heißt, dass wir für unsere geistliche Entwicklung verantwortlich sind. Natürlich geschieht das alles letztlich durch den Heiligen Geist. Aber dieser Geist wirkt praktisch immer nur mit unserer Zustimmung. Wir können ihn dämpfen, betrüben oder beleidigen und unsere geistliche Entwicklung hindern. Oder wir können uns ganz seinem Wirken hingeben und sagen: "Herr, hier bin ich, brauche mich!" und damit der Entwicklungsmöglichkeit durch den Geist breiten Raum geben. Es liegt in unserer persönlichen Willensentscheidung, wie wir unser geistliches Leben fördern oder blockieren. Wie ernähren wir uns geistlich? Jesus sagt einmal:

Meine Speise ist, dass ich tue den Willen des, der mich gesandt hat. (Johannes 4, 34)
Und im Buch Jeremia 15,16 heißt es direkt:
Dein Wort ward meine Speise!

In den Psalmen ist davon die Rede, dass Gottes Wort dem Schreiber "süßer als Honig" ist, also etwas, was er als angenehm, schön und nahrhaft empfindet. Ferner heißt es, dass das Wort Gottes 'rechte Lehre' und 'das Licht auf dem Wege' ist.

Wie steht es mit unserer Einstellung zum Wort Gottes? Lesen wir es und tun es? Sind wir begierig es zu hören, in Gottesdiensten, Bibelstunden, in den Gruppen und Hauskreisen? Wenn man die Besucherzahlen dieser Veranstaltungen in manchen Gemeinden mit der Mitgliederzahl vergleicht, könnte man zu dem Ergebnis kommen, dass hier manche Unterernährung bestehen dürfte und viele Glieder kein Interesse am geistlichem Wachstum haben. Wie ist es mit dem, was die ersten Gemeinden auszeichnete, mit dem:

Sie blieben aber beständig in der Apostel Lehre, in der Gemeinschaft, im Brotbrechen und im Gebet." (Apostelgeschichte 2, 42)

Wie steht es um das Gebet, das persönliche und das in den Gebetsstunden der Gemeinde? Das sind Fragen, die wir uns ab und zu ernstlich stellen sollten. Die Bibel spricht von einem beten ohne Unterlass. Natürlich können wir nicht immer nur beten. Aber kennen wir das: ein ständiges inneres Verbundensein mit Jesus? So, wie wir zum Beispiel ja auch mit unseren Angehörigen, unserem Ehegatten oder Kindern innerlich immer verbunden sind.

Denn die Frucht des Geistes entwickelt sich nicht automatisch. Wie steht es mit der Arbeit in der Gemeinde, die das beste Lern- und Übungsfeld ist? Im Beispiel der Natur an den Pflanzen haben wir gesehen, dass ein ungünstiger Standort die Pflanze nicht voll zur Entwicklung brachte. Nun, die Pflanze kann nichts tun, ihren Standort zu ändern oder zu verbessern. Wir aber sind verantwortlich, welche Nahrung wir, geistlich gesehen, zu uns nehmen, in welcher Umgebung wir uns vorwiegend aufhalten, was wir sehen und hören in Zeitschriften, Fernsehen und Internet. Das alles hat aktiv etwas mit 'wollen, üben, lernen' zu tun. Denn wir sind Jünger Jesu. Und Jüngersein bedeutet nichts anderes, als Lehrlinge zu sein, die vom Meister lernen. Von Jesus wird sogar gesagt:

Jesus hat an dem, was er litt, Gehorsam gelernt. (Hebräer 5.8)

Wenn ER es nötig hatte zu lernen, wie viel mehr dann sicherlich wir. Vielleicht mag jemand denken, dann ist Christsein aber ein ganz schöner Stress. Wir hatten gesagt, dass wir in der Wiedergeburt Kinder Gottes werden und als geistliche Kinder heranwachsen sollen zum Mannesalter, wie Paulus das sagt. Wir wissen aus unserer eigenen natürlichen Erfahrung, dass uns unsere Entwicklung vom Kind zum Erwachsenen normalerweise nicht wie Stress vorgekommen ist, sondern eher ein Abenteuer war, hochinteressant, an das wir in der Regel gerne zurückdenken. Billy Graham, der bekannte Evangelist, hat einmal gesagt: Christsein ist das größte Abenteuer eines Lebens. Und Jesus fordert uns auf:

Lernet von mir: denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für euere Seelen. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht. (Matthäus 11, 29)

Jesus sagt also sogar, dass das Lernen bei ihm leicht ist und die Folge nicht Stress, sondern Ruhe ist. Vielleicht fällt uns manches schwer, weil wir, wie im natürlichen Leben oft, nicht gerne in die Schule gehen, so auch nicht in die Schule Gottes. Aber spätestens wenn man begriffen hat, dass man nicht für die Schule sondern für das Leben, für sein Leben, und in unserem Fall für das geistliche Leben lernt, wird man es gern und willig tun und dann mit Erfolg.

Ich weiß von einem jungen Mann, der in der Schule Schwierigkeiten hatte, weil er keine Lust zum Lernen hatte und schließlich seine Abschlussprüfung nicht schaffte und damit auch sein Berufsziel nicht angehen konnte. Als er die Gelegenheit bekam die Prüfung nachzuholen, schaffte er es in 3 Monaten in einem schwierigen Fach von der Note 5 auf die Note 1 zu kommen. Er konnte wenn er wollte! Meist können wir es, wenn wir wollen, auch im geistlichen Leben. Und zum geistlichen Lernen gehört auch, Prüfungen zu bestehen, Ermahnungen und Korrektur anzunehmen. Lassen wir es damit gut sein. Gott hat alles für uns getan, tun wir alles, dass er bei uns und in uns bleiben kann. Wie wunderbar muss es dann sein, wenn man, wie Paulus, sagen kann:

Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; hinfort ist mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tage geben wird, nicht mir aber allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben. (1. Timotheus 4, 7 + 8)

Gott hat uns wiedergeboren zu einem neuen geistlichen Leben. Er hat alles getan und beste Voraussetzungen geschaffen und sicherlich eine neue, gute, entwicklungsfähige `geistliche Genstruktur' in uns hineingegeben. Es ist nicht nur recht und billig, diese zur besten Entfaltung zu bringen, sondern, so meine ich, unsere heilige Pflicht und Schuldigkeit.

Gott wird uns im Heiligen Geist helfen es zu vollbringen, wenn wir es wollen und tun !

Amen.

Predigt von Robert Nowak,  www.nowakpredigtbuch.de

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