H e i l i g u n g

Bibeltext: Hebräer 12. 14

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Unser heutiges Predigtthema heißt "Heiligung". Wie wichtig dieses Thema von Gott her ist, sagen uns einige Bibelworte:

            Jaget nach... der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird. (Hebräer 12, 14)
und:
           Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung! (1.Thessalonicher, 4, 3)

Was bedeutet Heiligung ?
Heiligung ist der Prozess, der uns heilig macht. Heilig aber bedeutet, dass jemand vom Schlechten, vom Bösen, vom Sündhaften getrennt ist. Ja, dass er ohne Sünde ist. Darum ist der vollkommen Heilige nur Gott. Für uns aber bedeutet es, der Sünde abzusterben, in die Eigenschaften Christi mehr und mehr hineinzuwachsen.

Die Bibel lehrt uns zwar, dass wir durch die Bekehrung schon grundsätzlich geheiligt sind, aber das ist erst ein Anfang. Das Neue, das geworden ist, muss nun zur Reife, zur Vollkommenheit gebracht werden. Und das, was uns geschenkt worden ist, muss erhalten werden! Paulus spricht ja davon, dass man gläubig sein kann, und damit geheiligt, aber dennoch fleischlich gesinnt. Das muss sich ändern! Das geschieht durch den Heiligen Geist, aber mit unserer Beteiligung. So sagt die Bibel, dass wir

...hinwachsen sollen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus. (Epheser 4. 15)

Wachsen ist aber ein Prozess und so glaube ich, dass wir alle noch in dem Prozess der Heiligung stehen sollten, ob wir nun noch sehr jung sind oder schon einige Jahrzehnte im Glauben hinter uns haben. Praktisch bedeutet das die Veränderung und damit Vervollkommnung unserer Charaktereigenschaften. Wir sollen in unseren Eigenschaften, also in dem, wie wir uns verhalten unter den Geschwistern und zu unseren Nächsten, Jesus ähnlich werden. Ich erinnere mich, dass wir in der Sonntagsschule ein Lied gesungen haben das hieß: Ich möchte sein wie Jesus, so... und dann kamen einige Charaktereigenschaften von ihm.

Welche Charaktereigenschaften werden denn von uns erwartet? Nun, die Bibel sagt dazu einiges: Zum Beispiel Galater 5. Vers 22, wo von der Frucht des Geistes die Rede ist. Es sind hier genau alle die Eigenschaften genannt, im Ausschnitt natürlich, die Jesu hat.


Die Frucht aber des Geistes ist Liebe Freude , Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Selbstbeherrschung.

Dass sie alle auf Jesus bezogen sind, merken wir daran, dass wir auch so formulieren können: Jesus ist Liebe, Freude , Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Selbstbeherrschung.
Und wir sehen, das stimmt. Und dass wir wirklich gefragt sind ,dem nachzueifern, sagt uns Gottes Wort sehr deutlich. Heißt es doch:
            Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war. (Philipper 2. 5)

Und im Epheserbrief wird uns beschrieben wie wir miteinander umgehen sollen:
      werdet voll Geistes: redet untereinander in Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, 
 seid einander untertänig in der Furcht Christi. (Epheser 5, 18 ff)

Das klingt fast ein bisschen utopisch, aber ich glaube, der Apostel wusste schon, was er schrieb. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir zugeben, dass das eine grundsätzliche Änderung unseres Charakters beinhaltet. Ist das überhaupt möglich? Kann man sich so grundlegend ändern? Sind wir nicht eben so wie wir sind? Gibt es in der Bibel Beispiele für eine radikale Änderung?

Ich denke an Mose. Er muss in seinen jungen Jahren ein zorniger, aggressiver Mann gewesen sein. Als er einen Ägypter sieht, der einen jüdischen Landsmann misshandelt, erschlägt er den Ägypter. Und von diesem unbeherrschten Mose wird später gesagt:


Mose war ein sehr demütiger Mensch, mehr als alle Menschen auf Erden (4. Mose 12. 3)

Oder wie war es bei Petrus? Wie treu wollte er dem Herrn sein, und dann verleugnet er ihn dreimal. Aber aus diesem Feigling wird der Fels Petrus, auf dem Jesus seine Gemeinde baut und die Legende berichtet, dass dieser Petrus sogar den Märtyrertod für seinen Herrn gestorben ist.

Oder denken wir an Paulus. Immerhin war er ein an den lebendigen Gott Gläubiger und hat doch zunächst Jesus nicht als seinen Herrn erkannt und viel Leid über die junge Gemeinde gebracht. Als er dann vom Heiligen Geist erfüllt wird, ändert er sich in seinem Denken und Handeln vollkommen.

Haben wir wirklich alle eine Veränderung nötig? Nun, die Tatsache unserer Bekehrung sagt ja: Ich kann nicht so bleiben wie ich bin. Und auch nach der Bekehrung haben wir nicht automatisch einen anderen Charakter. Und kein weltlicher Mensch hat den Charakter, den Gott möchte. Natürlich werden wir in unterschiedlichen Stadien stehen. Der eine mag mehr gewachsen sein als der andere. Aber der Prozess der Heiligung, denke ich, hört nie auf. Aus dem fleischlichem Menschen soll ein durch und durch geistlicher Mensch werden.

Wie geschieht Heiligung?
Grundsätzlich ist sie ein Werk des Heiligen Geistes, wie uns ja schon die Formulierung ‘Frucht des Geistes’ sagt. Im 1. Petrusbrief 1, 2, wird das noch deutlicher:


(Ihr, die ihr ) erwählt seid nach der Vorsehung Gottes, des Vaters, in der Heiligung durch den Geist.

Wie geschieht das nun praktisch? Nun, der heilige Geist nimmt uns regelrecht in die Schule. Es gibt mindestens drei Methoden, wenn ich das einmal so nennen darf, nach denen der Geist wirkt.

1.) Der Geist Gottes wirkt durch Gottes Wort.
Die Bibel sagt, dass der Geist Gottes uns an alles erinnern und alles lehren wird, was Jesus gesagt hat. Und er sorgt dafür, dass aus dem Hörer des Wortes auch ein Täter wird. Das wird in der Bibel stark betont. Es genügt nicht, das Wort Gottes zu wissen. Das wussten die Schriftgelehrten und Pharisäer zu Jesu Zeiten auch und waren doch nicht mit dem Herzen dabei und haben sich oft völlig ungeistlich verhalten. Heute ist es nötig zu fragen, ob wir dem Worte Gottes wirklich und vorbehaltlos glauben, dass es Wort Gottes ist, so, wie es geschrieben steht.

Die sogenannte moderne Theologie behauptet ja, dass die Bibel nicht so zu verstehen sei, wie es da steht, sondern dass sie von uns korrigiert werden müsse. So las ich vor kurzem in einer Predigt, die ich mir im Internet herunter geladen hatte, dass ein evangelischer Pfarrer allen Ernstes behauptete, dass das Sintflutgeschehen ein Märchen sei! Aber die Bibel ist kein Märchenbuch!
Wir haben uns immer wieder zu fragen, ob wir hinter dem, was wir vom Wort Gottes hören und lesen, auch mit dem Glauben und Leben stehen. Wir müssen dem Geist Gottes auch die Chance geben zu uns zu reden und uns gegebenenfalls auch zu korrigieren. Wie kann das konkret geschehen?

2. Der Geist Gottes wirkt über unser Gewissen
Das Gewissen ist eine göttliche Instanz in uns, die bei einem gläubigen Menschen vom heiligen Geist geleitet wird. Der Geist Gottes sagt uns auch in ganz konkreten Einzelfällen was gut und richtig, was Gott wohlgefällig ist und was nicht. Es belohnt unsere guten Gedanken und Taten mit Ruhe und Frieden und straft unser Gewissen mit Unruhe und Pein, wenn wir das Falsche tun.

Wir müssen nur dafür Sorge tragen, dass wir ein sehr sensibles Gewissen haben. Man kann sein Gewissen abstumpfen, es vorzeitig zum Schweigen bringen. Es gibt verschiedene Methoden die wir entwickeln, um dem Gewissen zu entfliehen. Man kann es einfach überhören. Man kann sich ausreden: Das machen doch alle, andere tun es noch viel mehr und Ähnliches. Oft geben wir erst dem Gewissen nach, wenn die Nöte über schlechtes Tun uns plagen. Gut, dann können wir Busse tun und Vergebung erlangen. Busse ist eine gute Sache, aber, so hat jemand mal ganz richtig bemerkt: sie kommt immer zu spät. Denn logischerweise kommt sie ja immer nach vollbrachter Tat. Besser statt der späteren Reue ist die vorherige Einsicht!

Besser ist es, das Gewissen immer sofort zur Richtschnur meines Handelns zu machen. Ich selbst habe in meinen Leben festgestellt wie das ist. Man möchte das Gewissen nicht immer hören, es ist lästig. Aber ich habe auch bemerkt, mein Handeln wurde besser, wenn ich sofort, auf das leise Mahnen des Geistes im Gewissen höre. Das muss man noch sagen, der Geist Gottes ist ein vornehmer Geist. Er mahnt eindringlich, aber leise, man kann ihn schnell verdrängen. Darum ist es wichtig, zu lernen, auf das feine Mahnen des Geistes zu hören. Denn er darf uns nicht zu sehr bedrängen, weil wir unsere Entscheidung auf einen freien Willensentschluss gründen müssen, ermahnt, aber nicht bedrängt. Sonst wäre unsere Entscheidung nicht moralisch wertvoll. Denn erst der freie Wille macht uns zu moralisch wertvollen Geschöpfen.

3.) Der Heilige Geist wirkt durch Prüfungen
Die Bibel sagt:

Meine lieben Brüder, achtet es für lauter Freude, wenn ihr in mancherlei Anfechtungen (Prüfungen, Proben) fallet (Jakobus 1. 2)

Durch Prüfungen wird der Stand unserer Heiligung geklärt. Zugleich wird unser Glaube geprüft, und das ist wichtig. Ein ungeprüfter Glaube ist eigentlich gar kein Glaube. Das wäre so, als wenn man von einen Arzt sagen würde er ist ein sehr guter Chirurg, aber operiert hat er noch nicht. Der Glaube muss sich in der Praxis bewähren. So finden wir in der Bibel auch klassische Prüfungssituationen. Gott forderte von Abraham, dass er Isaak, seinen einzigen Sohn, auf dem die Verheißung Gottes ruhte ein großes Volk zu werden, opfern sollte. Er brauchte seinen Sohn nicht herzugeben, aber Gott prüfte seinen Gehorsam. Und er bestand die Prüfung, Von da an war es klar, dass Abraham für alle Aufgaben des Reiches Gottes bedingungslos zu gebrauchen war.

Jesus wird in eine große Prüfung geführt. Sogar er! In der Wüste wird er dreimal vom Teufel schwer versucht. Und auch er besteht die Prüfung. Wie gut, dass wir wissen, Jesus war ohne Sünde, auch die schwerste Versuchung konnte ihm nichts anhaben. Aber wie gut, dass er geprüft wurde. Wie könnten wir sonst behaupten, dass er auch in schweren Prüfungen nicht in Sünde falle?
Prüfungen können rein geistlicher Art sein, wie bei Jesus. Sie können aber auch ganz konkretes Handeln bedeuten wie bei Abraham. Sie können Krankheit und Leid, Angriffe und Verleumdungen von aussen aber auch sogar aus den eigenen Reihen bedeuten. Jesus wird nicht von den Ungläubigen verfolgt, sondern seine Glaubensgenossen, die Juden, trachten ihm nach dem Leben. Sein eigener Jünger verrät ihn sogar. Das ist schwer zu packen, aber es ist die geistliche Realität.

Welch eine Prüfung muss Hiob über sich ergehen lassen! Aber trotz mancher Fragen an Gott und mancher Verzweiflung in seinem Leid bleibt er letztlich seinem Gott treu. Und nach bestandener Prüfung ist er ein froher und gesegneter Gottesmann. Es heißt von ihm: Gott segnete Hiob mehr als zuvor. Und wenn es heißt, dass er alt und lebenssatt starb, dann nicht deshalb, weil er das Leben satt hatte, sondern weil er satt vom Leben war, ein erfülltes Leben hatte weil er seinem Gott treu geblieben war.

Wahrscheinlich fällt es uns schwer uns zu freuen, wenn wir in Prüfungen geführt werden, so wie das im Jakobusbrief gesagt wird. Meist fürchten wir uns vor Prüfungen. Aber die Bibel sagt, dass niemand über sein Vermögen versucht wird. Es ist wie in der Schule, wenn wir fleißig waren und unserer Lektion gelernt haben, brauchen wir Prüfungen nicht zu scheuen. Kein Lehrer wird einen Schüler einer Prüfung unterziehen, wenn er nicht vorher entsprechend gelehrt hat. Darum ist nie der Lehrer schuld, wenn eine Prüfung nicht bestanden wird, sondern der Schüler. So ist es auch bei Gott. Warum sind Prüfungen so wichtig. Nicht so sehr für den Lehrer, nicht so sehr für Gott, er weiß ohnehin wie es um uns steht. Aber für uns ist es sehr wichtig, dass wir wissen, wo wir stehen und für welche Aufgaben Gott uns gebrauchen kann.

Und jede bestandene Prüfung bringt und in unserem geistlichen Stand weiter.

Es ist wie im normalen Leben. Wenn ich z.B. die Abiturprüfung bestanden habe, kann ich alle Studienfächer belegen und später einen entsprechenden Beruf ergreifen. Ohne diese Reifeprüfung - das ist ein sehr passender Ausdruck für diese Art der Prüfungen - wäre das alles nicht möglich. Wenn ich die Führerscheinprüfung bestanden habe, kann ich ein Auto fahren. Gott kann uns besser gebrauchen wenn wir solche geistliche Prüfungen bestanden haben und wenn wir das wissen, dann kann über solch eine bestandene Prüfung auch Freude aufkommen. Menschen, die das richtig begriffen haben, stellen sich geradezu geistlichen Prüfungen. In Psalm 139, 23 sagt David:

Erforsche mich, Gott und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich's meine. Und sieh, ob ich auf bösem Wege bin und leite mich auf ewigen Wege.

David fordert damit eine Prüfung geradezu heraus und er wurde ein Mann nach dem Herzen Gottes. Und das war er nicht von Natur aus. Wir wissen um seine Probleme wie er z.B. an seine Frau Bathseba kam. Und damit sind wir bei einem weiteren Problem. Was geschieht, wenn man eine Prüfung nicht besteht?

Petrus ist das passiert. Wir erwähnten es schon kurz. Er kam sich so stark vor: und wenn ich mit dir sterben müsste, sagt er zu Jesus und dann verleugnete er ihn drei mal. Versagen macht schon traurig und verzagt. Petrus hat bitterlich über sein Versagen geweint. Aber er konnte, genau so wie David, noch einmal von vorne anfangen und lernen. Und aus Petrus wird dennoch der Felsen auf dem Jesus seine Gemeinde baute. Im normalen Leben kann man Prüfungen nachholen, bei Gott ist es genau so. Reue und Busse führen zu einem neuen Lernen und so wachsen wir sicher hin zu dem Bild, in das Jesus uns durch den Heiligen Geist verwandeln will: zu einem geistlichen Menschen.

Es ist so wichtig, dass wir nach und nach einen geistlichen Charakter annehmen, dass wir geistliche Persönlichkeiten werden. Person kommt ja von dem lateinischen persona: hindurchscheinen. Jesus möchte uns zu Menschen machen, wo sein Wesen, seine Art, hindurchscheint. Wir sind ja Christen geworden aus zwei Gründen. Einmal damit wir das ewige Leben bekommen durch die Vergebung unserer Sünden und zum Zweiten, dass wir Zeugen sind von dem lebendigen Gott. Was ist aber für Ungläubige wohl ein besseres Zeugnis als ein verwandelter Mensch. Die Menschen um uns wollen nicht nur Theorie , nicht nur Worte hören, sondern sie wollen sehen was geschieht, wenn man sich diesem Jesus ausliefert. Wenn man den Schritt zum Kreuz gewagt hat und Sünde und Schuld nicht nur bekannt, sondern auch vergeben bekommen hat.

Ein bekannter amerikanischer Pastor, der über dieses Thema geschrieben hat, forderte seine Leser auf, einmal ehrlich sich selbst zu prüfen und sich der Frage zu stellen: Bin ich im letzten Jahr gewachsen, in der Liebe. Bin ich freundlicher, geduldiger, friedvoller und sanftmütiger geworden? Es könnte heilsam sein, darüber einmal ernstlich nachzudenken.

Warum Heiligung ?
Wir sollten an dieser Stelle vielleicht noch eine Frage stellen: Warum Heiligung. Ist sie so wichtig? Kommen wir, da wir bekehrt sind nicht ohnehin in den Himmel? Heute hört man oft den Slogan: Gott liebt dich so wie du bist. Und daraus folgert man: Du kannst auch so bleiben wie du bist. Aber das stimmt so nicht. In einem Lied heißt es sinngemäß: Bei dir (mein Gott) kann ich so kommen wie ich bin. Und das stimmt natürlich. Ich brauche keine Vorleistung für meine Errettung zu bringen: Aber in der zweiten Strophe des Liedes heißt es dann: Bei dir (mein Gott) muss ich nicht bleiben wie ich bin. Und das ist genauso richtig.

Es gibt einige gute Gründe, die geradezu verlangen, dass wir uns heiligen, uns verändern. Denn verändern bedeutet, einmal pauschal gesagt, dass wir in der Liebe vollkommener werden. Und die Bibel sagt, dass die Liebe, die wir untereinander haben, das beste Zeugnis dafür ist, dass eine Welt erkennt, dass wir Jünger Jesu sind. Das aber ist der große Auftrag Jesu, dass wir hingehen in alle Welt und das Evangelium verkünden. Und weil es so wichtig ist, möchte ich auch hier noch einmal den Satz zitieren, den ich mir vorgenommen habe ihn möglichst in jeder Predigt zu nennen:

Jesus sendet nicht seine Engel in diese Welt um das Evangelium zu verkünden, er kommt auch nicht selbst, um das zu tun, sondern er hat nur uns, seine Jünger beauftragt, die Gute Nachricht zu verbreiten. Wenn wir es nicht tun, tut es niemand. Welch ein Anspruch!

Aber ohne brennende Liebe zu den Verlorenen werden wir nicht wirkungsvoll evangelisieren können. Denn das bedeutet unter Umständen viel Arbeit und Verzicht. Und die bringt nur wahre Gottesliebe auf.

Noch ein anderer Gedanke ist in diesem Zusammenhang wichtig. Unsere Erlösung beinhaltet doch, dass wir einmal in den Himmel kommen werden, um es einmal ganz einfach aber echt biblisch zu formulieren. Das heißt, dass wir sterben und auferstehen werden um dann, wie die Bibel sagt, in der Ewigkeit mit Jesus im Himmel zu regieren und sogar um Völker zu richten und natürlich um vielfältige Aufgaben im Reich Gottes zu erledigen. Sind wir so, wie wir heute und hier sind dazu in der Lage? Wird ein wenig liebevoller, mürrischer und selbstbezogener Mensch alleine dadurch anders, dass er stirbt und aufersteht? Die Bibel lehrt uns, dass wir auch in der Ewigkeit die Personen sind und bleiben, die wir heute sind.

Ein englischer Bibelausleger hat in diesem Zusammenhang einmal gesagt:

Die Heiligung ist die Vorbereitung auf ein Leben in der Gegenwart Gottes!

Das ist ein interessanter Gedanke, dass wir hier, in der Zeit, zubereitet werden für die Ewigkeit. Gibt es dazu keine andere, vielleicht leichtere Alternative? Nun, eine andere schon, eine leichtere allerdings, wie ich meine, nicht. Die Bibel sagt, dass unser aller Werk einmal vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden muss. Es geht dabei nicht um ein Gericht zur Rettung oder Verdammnis, sondern darum, ob wir so, wie wir dann sind, in das Himmelreich kommen können, oder ob eine Läuterung notwendig ist. Im 1. Korintherbrief Kapitel 3 ab Vers 11 heißt es dazu:

Denn einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist: Jesus Christus. Ob aber jemand auf dem Grund mit Gold, Silber, kostbaren Steinen, mit Holz, Heu oder Stroh weiterbaut: das Werk jedes Arbeiters wird offenbar werden. Jener Tag wird es sichtbar machen, weil er im Feuer offenbart wird. Das Feuer wird prüfen, was das Werk eines jeden taugt. Hält das, was er aufgebaut hat, stand, so empfängt er Lohn. Brennt sein Werk nieder, so muss er den Verlust tragen. Er selbst wird zwar gerettet werden, aber so wie aus dem Feuer.

Man könnte vom Textzusammenhang annehmen, dass das nur für die leitenden Leute der Gemeinde gilt. Für diese sicher ganz besonders. Aber dass das letztlich für uns alle gilt, sagt uns eine andere Bibelstelle: (2. Korinther 5, 10)

Deswegen suchen wir unsere Ehre darin, ihm (Jesus) zu gefallen, ob wir daheim oder in der Fremde sind. Denn wir alle müssen vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder den Lohn empfängt für das Gute oder Böse, das er im irdischen Leben getan hat. (Beide Stellen nach der Einheitsübersetzung.)

Das sind ernste Worte und sie sollten uns zu denken geben und uns veranlassen, unser Verhalten zu überprüfen.

Und noch was anderes sollte uns ermuntern, der Heiligung nachzujagen: Es ist ein erstrebenswertes Ziel, eine geistliche Persönlichkeit zu sein. Man stelle sich solch einen Menschen vor, der weit vorangekommen ist in den Eigenschaften der Frucht des Geistes, bei dem Friede, Freude, Liebe, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit und all die anderen Fruchtstücke sichtbar werden. Er wird im wahrsten Sinne der Wortes eine wertvolle und angenehme Persönlichkeit, die geachtet wird und Autorität gewinnt. Denn wer wird am meisten geliebt und geachtet, die Mürrischen und Unfreundlichen? Nein, die Liebevollen, die Hilfsbereiten und Gütigen. Das ist sicher.

Darum hoffe ich, dass jetzt niemand Angst vor dem Prozess der Heiligung bekommen hat sondern ein herzliches Verlangen verspürt , zu wachsen zu Jesus hin. Alle schönen Dingen im Leben sind meist nicht leicht zu erreichen, aber es lohnt sich um so mehr, ihnen nachzustreben. Geben wir dem Heiligen Geist die Chance, an uns zu arbeiten. Er hat ungeahnte Möglichkeiten. Wenn wir reifer werden in der Frucht des Geistes, dann kann er uns auch ausstatten mit den Gaben des Heiligen Geistes und das ist genau das, was die Gemeinde braucht, geheiligte und befähigte Mitarbeiter.

Dann kann es wahr werden, was Johann Gerhard Oncken, der Begründer unserer Gemeinden einmal gesagt und gewünscht hat: Jeder Baptist ein Missionar. Dann sind wir wirklich eine Gemeinde der Heiligen. Wie schön wird ein Gemeindeleben sein, wo die Frucht des Geistes, die Eigenschaften Jesu, bei allen Gliedern möglichst vollkommen zum Tragen kommen.

Vielleicht werden wir sagen, vollkommen werden wir ohnehin nicht werden, also lohnt es sich gar nicht, daran zu arbeiten. Ich erinnere, was wir über Vollkommenheit gelernt haben. Vollkommen werden heißt, dass jeder ganz speziell die Persönlichkeit wird, die Jesus sich vorgestellt hat, als er uns zum Glauben rief. Das heißt, dass jeder anders sein wird, aber jeder in seiner Art angenehm und wohlgestaltet in seinem Charakter. Möge der Herr uns schenken, dass wir solch eine Gemeinde der Heiligen mehr und mehr werden.

Amen !

Predigt von Robert Nowak www.nowakpredigtbuch.de

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