Der Gute Hirte

Bibeltexte zur Predigt:
Psalm 23, Verse 1 - 4
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. 
Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.
 Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße  um seines Namens willen. 
Und ob ich schon wanderte im finstren Tal, fürchte ich kein Unglück, 
denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.
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Johannes Evangelium, Kapitel 10, Vers 11
Jesus spricht:
Ich bin der gute Hirte, der gute Hirte läßt sein Leben für die Schafe
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In der Bibel heißt es, dass Gott, dass Jesus der gute Hirte ist. In Psalm 23 sagt es David, der selbst Hirte war und später König von Israel wurde, und im Johannes Evangelium sagt es Jesus selbst: Ich bin der gute Hirte. Wenn er der Hirte ist, dann sind wir, seine Nachfolger, die Schafe. Natürlich ist das nur im Bild gesprochen, denn es handelt sich ja um ein Beispiel. Es soll sagen, so wie es hier im Verhältnis zwischen einem Hirten und den Schafen ist, so ist es auch in dem Verhältnis zwischen Gott und Mensch, zwischen Jesus und uns.

Dennoch fühlen sich manche Menschen beleidigt, dass sie mit einem Schaf verglichen werden. Vielleicht deshalb, weil Schafe oft als dumm angesehen werden. 'Du dummes Schaf'' ist nicht gerade eine schmeichelhafte Aussage. Ich glaube aber nicht, dass ein Schaf dumm ist. Kein Tier scheint mir dumm zu sein, wenn es im Lebenskampf der freien Wildbahn durch die Jahrtausende sich durchgesetzt hat. Übrigens, wenn ein Mann wie David, von Gott zum König erwählt, sich nicht zu gut ist, sich mit einem Schaf zu vergleichen, dann dürfte für uns wohl das gleiche gelten.

Tatsache ist allerdings, dass das Schaf eines der hilf - und wehrlosesten Tiere ist. Es besitzt keine Reißzähne, keine Krallen oder Pranken, keine Schutzfarbe, ist nicht besonders schnell, wenn es fliehen muss und kann sich nirgendwo verkriechen. Und dennoch hat es die Jahrtausende überlebt, auch schon bevor es von menschlichen Hirten gehütet wurde. Ob der Schöpfer besonders seine Hand über die schwache Kreatur gehalten hat ? Hier dürfen wir sicher die erste Folgerung ziehen für die 'Schafe Jesu'.

Wir Christen haben kein Verteidigungsrecht. Jesus sagt vielmehr, wenn dich jemand auf die rechte Backe schlägt, dann halte ihm die linke auch hin. Wenn dich jemand verflucht, segne ihn, wenn dich jemand hasst, tue ihm Gutes! Man sollte denken, dass eine Gemeinschaft, die auf solche Prinzipien aufgebaut ist, kein Jahrzehnt in dieser harten und oft schonungslosen Welt überdauern würde. Und tatsächlich sind in den 2000 Jahren der Christenheit unzählige Christen verfolgt, gefangengesetzt und unschuldig hingerichtet worden. Und dennoch, auch heute noch gibt es fast 2 Milliarden Menschen in der Welt, die sich zum Christentum bekennen! Warum? Weil er, Gott, der gute Hirte, dafür sorgt, dass `seine Schafe' trotz allem bestehen, an ihn glauben und wie David sagen können:


Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln!

Nun könnte jemand sagen, ja, der David hat gut reden. Als König wird er sich schon gut versorgt wissen. Aber so war das nicht immer. David hat sehr harte Zeiten erlebt. 15 Jahre hat ihn sein Vorgänger, König Saul, nach dem Leben getrachtet. Er kannte Not und Gefahr! Und dennoch beschreibt David dann im Psalm 23 weiter, wie er sich von Gott versorgt weiß:

Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.

Das bedeutet auf unsere Situation übertragen nicht nur, dass Gott für unsere materielle Versorgung einsteht, dass wir Essen und Trinken haben, sondern es heißt, dass Gott uns ganz persönliche, beste Lebensbedingungen schaffen wird. Er will uns ein frohes Gemüt bewahren auch in schweren Zeiten. Was ich selbst nicht schaffe, schaffe ich mit ihm. Im Psalm 23 heißt es weiter:

Er erquicket meine Seele und führet mich auf rechter Straße.

Gott will uns nicht nur frisch und froh machen, sondern uns Lebenskraft geben, damit wir Situationen bestehen können, wo andere versagen. Ich erinnere mich an das Zeugnis eines Predigers, der bekannte: Seitdem ich meinen Weg mit Gott gehe, sind meine Schwierigkeiten und Probleme nicht unbedingt weniger geworden. Aber früher wäre ich unter diesen Belastungen zusammengebrochen, heute trage ich sie, soweit Gott sie nicht löst. Und in all unseren Zweifeln und Versuchungen führt er uns immer wieder auf die rechte Straße, gibt uns Klarheit durch sein Wort in seinem Heiligen Geist und auch Kraft, dass wir in seinen Geboten leben können. Nun könnte jemand fragen: Aber wenn wir so schutzlos in dieser Welt sind wie Schafe, verdirbt dann der Teufel nicht alles, bevor ich richtig angefangen habe im Glauben? David weiß, dass Gott unser Erhalter und Verteidiger ist.

Und ob ich schon wanderte im finstren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

Hier sagt uns David zunächst das Allerwichtigste: Der Hirte ist bei seiner Herde.

Denn du bist bei mir!

Und dann nennt er die Waffen des Hirten, mit denen er die Herde verteidigt: Stecken und Stab. Der Stecken ist eine Keule, ein dicker Knüppel, der Stab der bekannte Hirtenstab, den man oft auf Bildern sieht, der oben eine gebogene Krücke hat. Und von David, durch seinen Kampf mit dem Riesen Goliath, kennen wir noch eine weitere wichtige Waffe des Hirten, die Schleuder. Betrachten wir zuerst das Wichtigste. Der Hirte ist bei seiner Herde, Tag und Nacht und bewacht und beschützt sie. So ist auch unser Herr mit uns. Die Bibel sagt:

Der Hüter Israels schläft und schlummert nicht! (Psalm 121, 4)

Mag der Teufel auch Tag und Nacht auf der Lauer liegen um uns zu schaden, Gott ist da mit seiner Bewahrung! Er hält die Herde zusammen. Eine Schafherde umfasst oft hundert Tiere und mehr. Wenn schlechtes Wetter ist oder eine Gefahr droht, der Wolf, der Löwe oder der Bär sich der Herde nähert, treibt der Hirte die Schafe dicht zusammen. Dann wirken sie wie ein einziger, riesiger Körper. Und weder Wolf noch Löwe wagen es so schnell, solch eine dichtgedrängte Herde anzugreifen, das ist ein natürlicher Schutz. Schafe aber, die sich dann von der Herde entfernen, sind eine sichere Beute der wilden Tiere. Jesus hat für uns so einen sicheren, geistlich-natürlichen Schutz geschaffen: Die Gemeinde. Er ist der Herr, wir seine Gemeinde. Er ist der Hirte, wir die Herde. Und auch wir sind ständig gefährdet:

Denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wir ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. (1. Petrusbrief, 5, 8)

Aber die Gemeinde Jesus bietet uns hier Schutz. In ihr ist Jesus gegenwärtig, das hat er zugesagt:

Ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende. (Matthäus 28, 20)

In der Gemeinde wirkt der Heilige Geist, die Kraft Gottes, hier ist die Gemeinschaft der Heiligen, da steht man zusammen und tritt füreinander ein und hier gelingt es dem Teufel so schnell nicht, jemanden zu verführen oder abtrünnig zu machen. Und in der Gemeinde wird füreinander gebetet! Und das Gebet ist eine große Kraft. Als Petrus im Gefängnis ist, betet die Gemeinde und die Gefängnistore öffnen sich durch das Eingreifen eines Engels! Darum gehört ein gläubiger Christ in eine intakte, betende Gemeinde, wo die Gemeinschaft des Heiligen Geistes spürbar ist. Der einzelne Christ, ohne Gemeinde, fern der Herde, ist wie ein Schaf ohne Hirten, hilflos den Attacken des Feindes ausgeliefert und kommt oft vom Glauben ab.

Aber nicht nur die heilige Gemeinschaft schützt uns, sondern Gott der Herr, Jesus, der Sieger von Golgatha, der grundsätzlich die Macht des Feindes gebrochen hat, ist für uns da, verteidigt uns. Kommen wir deshalb noch einmal zurück auf die Ausrüstung des Hirten. Da ist die Schleuder, die David so wirkungsvoll benutzte. Es handelt sich dabei um eine Steinschleuder, mit der ein geschickter Schütze treffsicher zielen konnte. David trifft den Riesen Goliath, der rundherum gepanzert war, an der einzigen verwundbaren Stelle, an der Stirn. Diese Schleuder setzte der Hirte auch bei der Verteidigung seiner Herde ein.

Wenn die Schafe friedlich und unbesorgt grasen, nähert sich oft ein Löwe oder Wolf. Natürlich nicht gerade in der Nähe des Hirten, sondern möglichst weit von diesem entfernt. Dabei muss man bedenken, dass es in Israel in der Regel keine Hirtenhunde gab, da Hunde als Symbol für Unreinheit galten. Die Hunde hätten sonst das angreifende Tier verbellt und den Hirten aufmerksam gemacht. Hier aber tritt die Schleuder in Aktion. Selbst wenn die Schafe nichts von der Gefahr bemerken, das wachsame Auge des Hirten erspäht sie. Zielsicher trifft der Hirte mit seinem Stein auf den Kopf des Wolfes, der benommen davon trabt, die Gefahr ist abgewendet. Wie oft scheint uns Gott weit weg, wenn wir in Nöten und Problemen sind. Aber, so sagt sein Wort:

Siehe, des Herrn Arm ist nicht zu kurz, dass er nicht helfen könnte! (Jesaja 59, 1)

Nein, des Herrn Hilfe ist da, oft bevor wir die Gefahr bemerken. Ist es uns nicht schon so ergangen, dass wir 'wie durch ein Wunder' mit knapper Not einer schwierigen Situation entronnen sind? Meist schreiben wir das dem Zufall zu. Aber wie oft mag Gottes Arm im letzter Minute helfend eingegriffen haben. Wenn wir das erkennen, haben wir viel Grund zur Dankbarkeit. Und oft genug haben wir auch den starken Arm Gottes erlebt und wussten, dass wirklich nur ein Wunder uns befreit hat. Er ist der Gute Hirte!

Aber auch noch eine andere Funktion der Schleuder muss erwähnt werden. Wenn sich ein Schaf von der Herde entfernte, so haben wir festgestellt, ist es in großer Gefahr, von einem wilden Tier zerrissen zu werden. Dann nimmt der Hirte seine Schleuder, legt einen kleinen Stein hinein und brennt dem leichtsinnigen und ungehorsamen Schaf 'eins auf den Pelz.' Dann ist es gemahnt und kehrt in den sicheren Schutz der Herde zurück. Natürlich gebraucht der Hirte seine Schleuder in diesem Fall so, dass dem Schaf kein wirklicher Schaden zugefügt wird, aber eine schmerzhafte Erinnerung ist aus pädagogischen Gründen durchaus eingeplant. Oft muss der Hirte scharf durchgreifen, zum Wohle des Schafes.

Manchmal muss Gott auch uns 'eins auf den Pelz brennen' , wenn wir die Versammlungen verlassen, wider besseren Wissens sein Wort nicht beachten, ungehorsam sind gegenüber seinem Willen. Er wird dann Dinge zulassen, die uns nicht gefallen, aber die uns, wenn wir aufmerksam und ehrlich sind, zur Besinnung bringen und uns zur Gemeinde und zur Gemeinschaft mit Gott zurückbringen. Gott wird uns damit keinen wirklichen Schaden zufügen. Aber eine schmerzhaft-heilsame Erinnerung ist auch hier durchaus eingeplant und notwendig. Oft muss er auch bei uns hart durchgreifen, zu unserem Wohle.

Eine andere Verteidigungswaffe ist die Keule. Trotz aller Vorsicht des Hirten konnte es geschehen, dass ein Löwe in die Herde einbrach um sich ein Schaf zu holen. Dann gab es zwei Möglichkeiten. Mancher Hirte, der sich selbst gefährdet sah, floh und brachte sich in Sicherheit. So tun es oft, sagt Jesus, die Mietlinge, das heißt die, welche die Herde nur um des Verdienstes willen hüten, die nicht Eigentümer der Herde sind, denen die Herde nichts gekostet hat. Dann wird die Herde zerstreut und Schafe werden getötet. Aber der gute Hirte, der seine Schafe liebt, der sie teuer erkauft hat, gibt kein Schaf dem Feind preis. Er eilt mit seiner Keule dem Angreifer entgegen und nimmt den Kampf mit ihm auf. Dabei kann es vorkommen, das er z.B. den Löwen tötet, aber selbst so schwer verletzt wird, dass auch er sein Leben verliert.

Der gute Hirte läßt sein Leben für seine Schafe, sagt Jesus.

Und er hat es bewiesen: Er ist der gute Hirte. Er hat am Kreuz sein Leben für uns gelassen,
damit wir der Gewalt des Feindes entrissen wurden. Unsere Errettung kostete ihm das Leben. 
Er hat bewiesen: Er ist der gute Hirte!

Deshalb erinnert uns Petrus daran:

...und wisset, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid... sondern mit dem teuren Blut Jesu Christi...! (1. Petrusbrief 1. 18 + 19)

Darum wissen wir auch, wenn Gott Jesus für uns dahingab, damit wir errettet werden aus Sünde und Tod, dann wird er auch allezeit, auch in diesem Leben, immer nur das Beste für uns wollen und tun. So sagt er in seinem Wort:

(Gott) welcher auch seines eigenen Sohnes nicht hat verschonet , sondern hat ihn für uns alle dahingegeben; wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? (Römer 8, 23)

Es wäre ganz und gar unlogisch, wenn wir annehmen würden, dass uns Gott, der gute Hirte, aus den Klauen Satans, aus den Stricken des Todes durch den Tod Jesus befreit, uns aber in den Nöten und Schwierigkeiten des Lebens alleine oder gar umkommen ließe. Deshalb wissen wir, dass wir allezeit mit seiner väterlichen Fürsorge rechnen dürfen.
Ein weiteres Bild aus dem Hirtenleben soll das verdeutlichen. Wir haben von dem Hirtenstab gesprochen. Zwei Funktionen führte der Hirte damit aus. Wenn ein Schaf sich mit einem anderen stritt - auch Schafe können bockig sein! - holte der Hirte das Schaf mit dem langen Hirtenstab zu sich, indem er die Krücke um den Hals des Schafes legte und es zu sich zog, um es mit einem energisch - freundlichen Klaps zu ermahnen und den Streit zu beenden. Bedenken wir, dass auch unser Gemeinde Hirte -der Pastor und die Ältesten - die Pflicht haben, uns ernstlich zu ermahnen, wenn es in der Gemeinde Zank und Streit gibt. Es ist seine von Gott gesetzte Aufgabe!
Aber auch ein freundliches Streicheln bei einem Schaf, das Zuspruch bedurfte, kam auf diese Art zustande. Eine geistliche Übertragung können wir hier sicher selbst vornehmen.

Wenn der Abend kam, trieb der Hirte die Schafe in die Hürde. Das waren meist zu einem Rondell oder Viereck aufgehäufte Steinwälle, hoch genug, dass ein Schaf nicht hinaus und ein wildes Tier nicht hineinspringen konnte. An einer Stelle war ein Einlass, gerade so breit, dass höchstens zwei Schafe nebeneinander hindurch gehen konnten. Abends aber senkte der Hirte seinen Hirtenstab vor diesen Einlass, hielt ihn einige Handbreit über dem Erdboden vor diese Öffnung, so dass die Schafe einzeln mit einem kleinen Sprung über den Hirtenstab in die Hürde gelangten. Dabei zählte der Hirte seine Schafe um festzustellen, dass keines verloren gegangen war. Fehlte eins, gab er nicht eher Ruhe, bis er es gefunden hatte.

Bei dieser Zählaktion sah er sich auch das einzelne Schaf genau an. Er bemerkte, ob eines krank war, lahmte oder sich verletzt hatte. Solch ein Schaf nahm er dann bei Seite, pflegte und verband es, ließ ihm seine ganz persönliche Fürsorge zuteil werden. Die gesunden Schafe bedürfen solch besonderer Fürsorge nicht, aber sie waren sicher in der Hürde.
Jesus hat uns den Heiligen Geist gegeben, der uns Hilfe und Beistand sein soll in den schweren Stunden unseres Lebens. In ihm ist er uns ganz nah, wenn wir der Hilfe bedürfen. Dann nimmt er auch uns zur Seite und heilt und pflegt uns. Wie viele Zeugnisse habe ich schon gehört, dass Christen in Krankheitsnöten, vor schweren Operationen, in seelischen Problemen, ganz konkret die Nähe und Zuwendung Gottes verspürt haben. Sie haben genau das erfahren was David in seinem Psalm beschreibt:

Und ob ich schon wanderte im finstren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir...!

Ich selbst habe einmal in einer für mich besonders schweren Zeit gespürt, wie der Finger Gottes mich ganz sanft berührte und ich getröstet und gestärkt wurde. Die Schwierigkeiten waren damit nicht behoben, aber ich bekam neuen Mut und die Gewissheit, zu seiner Zeit macht der Herr auch dem ein Ende. Und so war es auch.

Manchmal möchten wir, dass Gott uns jeden Tag seine besondere Zuwendung zukommen läßt. Aber das tut er nicht. Wir wissen grundsätzlich um die Geborgenheit und den Schutz des guten Hirten und sind sicher in der 'Hürde', in seiner Gemeinde. Das ist für einen gesunden Christen die richtige Lebens- und Entwicklungsgrundlage zu einem selbständigen Christenleben unter der Führung des Heiligen Geistes. Aber da, wo die ganz persönliche Zuwendung nötig wird, in Not und Gefahr, ist die Hand Gottes uns ganz nah. Das hat Jesus zugesagt:

Ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende. (Matthäus 28, 20)

Natürlich wird Jesus als der gute Hirte uns schützen und pflegen, aber er darf uns auch nicht verwöhnen, weil wir dadurch leicht lebensuntüchtig werden und schwach im Glauben. Deshalb muss er auch Situationen zulassen, die uns abhärten sollen für den manchmal harten Lebenskampf um uns danach oft doppelt zu erfreuen. Deshalb wird es auch Zeiten geben, die uns hart erscheinen und die Vermutung aufkommen lassen können, dass der gute Hirte sich nicht um uns kümmert. Eine liebe Christin hat solch eine Situation einmal beschrieben und ich will sie hier wiedergeben. Sicher kann uns das helfen, gerade auch in schweren Zeiten IHM ganz zu vertrauen. Sie schreibt:

An einem kalten Wintertag reiste ich in den Westerwald. Es stürmte und schneite. Von meinem Fenster aus sah ich eine Schafherde, die im hohen Schnee lag. Keine grüne Aue, kein frisches Wasser, keine Erquickung, kein Hirte in der Nähe. Eis und Schnee, Frost und Kälte, Härte und Einsamkeit, Entbehrung und Verlassenheit, Nacht und Dunkelheit waren ihr Los. Wo war der Hirte der Schafe, der so grausam mit seinen Tieren umging und sie den Unbilden der Witterung mit seinen Härten aussetzte ? Er war in seinem Haus! Ich konnte es nicht lassen, ihn aufzusuchen um ihm die Not seiner Schafe ans Herz zu legen.

"Haben sie keine Sorge, dass ihre Schafe bei dieser Kälte umkommen und erfrieren?" so fragte ich ihn.
"Umkommen und erfrieren, unmöglich!" gab er mir zur Antwort.
"Sehen sie," dabei zeigte er auf das Thermometer vor dem Fenster, "es sind genau 16 Grad. Schafe können 20 Grad ertragen, darum bin ich ohne Sorge. Die Zeit ist noch nicht da, sie hereinzuholen. Wenn es 18 Grad sind, hole ich sie in den Stall, eher nicht. Aber glauben sie mir, meine Gedanken sind unaufhörlich bei ihnen. Meinen Schafen gilt meine letzte Sorge am Abend und mein erster Gang am Morgen geht hinaus auf das Feld, um nach ihnen zu sehen. Eng aneinander geschmiegt finde ich sie vor, eins wärmt das andere, eins schützt das andere vor dem Erfrieren."

Dabei strahlten seine Augen; man spürte ihm die Liebe ab, die ihn mit seinen Schafen verband. Wie sollte es auch anders sein! Unwillkürlich dachte ich an den guten Hirten, der sein Leben gelassen hat für seine Schafe, der von seiner Geburt bis zu seinem Sterben am Kreuz großen Mangel erlitten und erduldet hat um unsertwillen. Über den, draußen vor dem Lager, die eisigen 'Lebenswinde' hinweggegangen sind: den die Nacht der Dunkelheit, Hohn, Spott, Geißelung, Banden und Gottverlassenheit umfangen hatten, die weit über '20 Grad' gingen!

Der gute Hirte ist nicht müßig. Er handelt nicht willkürlich, wohl aber oft unbegreiflich fürs kleine Menschenhirn. Er tut alles genau zu seiner Zeit! Bei ihm gibt es kein Zu-früh und kein Zu-spät. Verzage nicht, wenn er dich auf eine "weiße Aue " führt. Wenn er dich auf hartgefrorenen Boden stellt und er dich in ein raues Klima versetzt. Er bestimmt den Kälte - und Hitzegrad unserer Leidenstiefen, um uns zuzubereiten für die Herrlichkeit.

In allem aber, was dir Anfechtungen, Angst und Schmerzen, Einsamkeit, Kummer und Leid, Not und Sorge, Trübsal und Verlassenheit bereitet, tröstet dich die Gewissheit: Es sind noch keine 20 Grad!

(Soweit die Geschichte nach Lina Haug)

Die Fürsorge Jesu als dem guten Hirten können wir erfahren und uns ihrer sicher sein, auf grüner wie auf weißer Aue, wenn wir nicht nur Jesus für uns den guten Hirten sein lassen, sondern auch solche Schafe sind, wie Jesus sie beschreibt in Johannes 10, 27:

Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir.

Das Verhältnis zwischen Jesus und uns soll so sein, wie es zwischen dem guten Hirten und den gehorsamen Schafen ist: Eng und vertrauensvoll. Es soll sich solch eine persönliche Beziehung zwischen ihm und uns entwickeln, dass schließlich das Bild vom guten Hirten nicht mehr ausreicht und es überhöht wird in der Aussage: Gott, unser Vater, wir seine Kinder, Jesus unser Heiland, wir seine Freunde. Wenn wir so in der Gemeinschaft mit Jesus leben, wird auch seine Verheißung für uns einmal Wirklichkeit werden, die er im Johannes - Evangelium an der genannten Stelle gibt:

...und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen. Der Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann sie aus meines Vaters Hand reißen. (Johannes 10, 28 + 29)

Welch eine hohe und wunderbare Zusage!

Ich hoffe, dass wir nach diesen Ausführungen es nicht nur gerne zulassen, dass Jesus uns seine Schafe nennt, sondern uns danach sehnen, es wirklich auch zu sein. Darum wollen wir es abschließend auch noch mit allem Ernst sagen: zur Herde Jesus, zu seinen Jüngern und Nachfolgern gehören die, aber auch nur die, die wissen , dass Jesus auch zur Erlösung ihrer ganz persönlichen Schuld gestorben ist und die breit sind, sich vom guten Hirten führen zu lassen, seinem Wort gehorsam zu sein und ihm ganz vertrauen.

Meine Schafe hören meine Stimme und folgen mir!

Vielleicht hört jemand jetzt die Stimme Jesu, der ihn persönlich ruft, sein Angebot anzunehmen, sich Schuld und Sünde vergeben zu lassen. Gehorche ihm, folge ihm, dann wirst du ganz sicher zu seiner Herde gehören, dann ist er auch für dich der gute Hirte! Mit all denen werden wir einmal den guten Hirten, Jesus, den Sohn Gottes, in der Ewigkeit von Angesicht zu Angesicht sehen und ihn ewig rühmen für seine Liebestat.

Wir dürfen uns freuen über diese Gewissheit !

Amen !

Predigt von Robert Nowak,   www.nowakpredigtbuch.de

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