Klagen und Lobgesang
Ein
Psalm Davids, vorzusingen
Psalm 13
HERR,
wie lange willst du mich so ganz vergessen?
Wie lange verbirgst
du dein Antlitz vor mir?
Wie
lange soll ich sorgen in meiner Seele
und mich ängstigen in
meinem Herzen täglich?
Wie lange soll sich mein Feind über
mich erheben?
Schaue
doch und erhöre mich, HERR, mein Gott!
Erleuchte meine
Augen, dass ich nicht im Tode entschlafe,
dass
nicht mein Feind sich rühme, er sei meiner mächtig
geworden,
und meine Widersacher sich freuen, dass ich wanke.
Ich aber traue darauf,
dass du so gnädig bist;
mein Herz freut sich, dass du so
gerne hilfst.
Ich will dem HERRN singen, dass er so wohl an mir
tut.
Ich nehme an, dass es uns im sogenannten Alltag in vielen Dingen des Lebens gleich ergeht. So ist es z. B. sicherlich so, dass wir alle gerne mit Menschen verkehren, Kontakt haben oder sogar mit ihnen befreundet sind, die eine positive Lebensauffassung haben. Die im Umgang unkompliziert und pflegeleicht sind, für die ein Glas immer halb voll und nicht halb leer ist. Das ist ganz verständlich, denn wir haben mit negativen und schweren Dingen in der Regel alle selbst genug zu kämpfen. Deshalb möchten wir nicht auch noch mit den Sorgen und Nöten anderer belastet werden.
Menschen, die immer Klagen und Jammern sind uns in der Regel nicht gerade willkommen. Wir erwarten, dass jeder selbst mit seinen Dingen zurechtkommt. Es gehört sich einfach nicht, andere mit seinen Klagen zu belasten. Ein reifer Mensch sollte doch seine Beschwernisse mit Würde tragen, wenn er sie schon nicht selbst bewältigen kann. Ganz besonders erwarten wir das in der Regel von einem an Gott und Jesus Gläubigen. Wieso sollte ein Gläubiger klagen? Hat er nicht Gott auf seiner Seite? Lebt er nicht in der Kraft des Heiligen Geistes, der ihm hilft und tröstet? Ja, und dennoch: Auch Christen haben es manchmal nötig, ihre Klagen los zu werden.
Denn wir leben nun einmal in dieser gefallenen, unvollkommenen Welt, in der nicht alles leicht zu bewältigen ist. Auch für Christen nicht. Aber natürlich haben sie den Vorteil, dass sie ihre Klagen gleich zu der richtigen Instanz bringen können: Zu Gott, zu Jesus! Ja, auch Christen dürfen Sorgen haben und Klagen.
Im
Alten Testament finden wir eine ganze Reihe von Psalmen, die unter
dem Titel Klage-Psalmen laufen, ja wir finden in der Bibel sogar ein
ganzes Buch mit dem Titel: Klagelieder. Und heißt es nicht im
Neuen Testament ausdrücklich in Bezug auf Jesus:
Alle
eure Sorge werfet auf ihn; denn er sorgt für euch? (1.Petrus
5,7)
Wenn wir generell keine Sorgen haben dürften, könnten wir kaum aufgefordert werden, sie auf Jesus zu werfen, sie ihn anzuvertrauen. Wenn wir uns manchmal dennoch nicht so recht trauen, mit unseren Klagen zu Gott zu kommen, dann liegt das vielleicht daran, dass wir das rechte Klagen verlernt haben und einerseits befürchten, dass wir mit unseren Klagen Gott belästigen oder andererseits fürchten, dass uns das Klagen noch mehr in eine negative Glaubenshaltung führen könnte. Das wir uns gewissermaßen dann selbst hinunterziehen. Genau das Gegenteil kann aber der Fall sein.
Deshalb ist es vielleicht notwendig, dass wir das rechte Klagen wieder lernen. Im Psalm 13 haben wir solch einen Klage-Psalm vor uns, aus dem wir entnehmen können, wie wir in rechter Weise unsere Klagen vor Gott bringen können. Schauen wir uns den Psalm 13 einmal genauer an. Zunächst fällt uns auf, der Psalm hat nur 6 Verse und in den 6 Versen klagt der Psalmist viermal: Herr, wie lange noch? Wir sind erstaunt, mit welcher Kühnheit und Dringlichkeit der Schreiber hier sein Anliegen vorbringt. Fast hat man den Eindruck, dass es keine Klagen, sondern geradezu An-Klagen sind.
Aber wenn wir
genauer den Psalm auf uns wirken lassen wird uns klar, dass es das
gerade nicht ist. Der Psalmist sagt nicht: Warum Gott, muss
ich das alles tragen, Warum hilfst du nicht? Wie kannst du, Gott, das
zulassen, sondern er sagt eben: Wie lange noch, Herr? Dahinter
steht m.E. eine bestimmte Glaubenshaltung. Wer nach dem Warum
fragt, der scheint es in seinem Inneren aufgegeben haben, an die
Hilfe Gottes zu glauben. Es ist keine Informative Frage, sondern hier
ist es schon wirklich eher eine Anklage gegen Gott, der eben nicht zu
helfen scheint und wo der Fragende seinen Unmut und Enttäuschung
darüber äußert.
Ganz anders scheint es mir bei
unserem Psalmisten zu sein, der seine Klagen vorträgt mit den
Worten: Herr, wie lange noch? Wenn wir richtig hinhören,
dann stellen wir fest, dass diese Formulierung einen tiefen Glauben
daran enthält, dass Gott helfen wird. Der Psalmist hat keinen
Zweifel an Gottes Hilfe, er zweifelt nur daran, dass diese Hilfe noch
zur rechten Zeit kommen wird, ob er all die Beschwernisse noch eine
längere Zeit durchhalten wird. Darum fragt er nicht zweifelnd:
Warum, Herr, hilfst du nicht, sondern er fragt: Wann,
Herr, kommt deine Hilfe. Sie wird kommen, das weiß und glaubt
er, aber er hat Zweifel an seiner eigenen Kraft. Und das ist ja auch
nur zu berechtigt.
Und noch ein anderes geht aus dem Text hervor,
der Psalmist klagt, aber er jammert nicht. Der Jammerer dreht sich
immer um sich selbst, bemitleidet sich selbst:
Warum passiert
gerade mir das, würden wir von ihm hören. Das habe ich doch
nicht verdient, andere haben es viel leichter als ich.
So und
ähnlich äußern sich die Jammernden. Bei unserem
Psalmisten kommt eine ganz andere Gesinnung durch. Ihm geht es um
Gott! Er macht sich Sorge, was seine Feinde denken. Natürlich
belastet ihn die Feindschaft. Und da wir wissen, dass dieser Psalm
von David stammt, wissen wir, dass seine Feinde ihn nicht nur
verleumdeten und beschimpften und verachteten, sondern dass sie ihm
nach dem Leben trachteten. Das war schon ein schweres Los. Aber was
ihm mehr Sorge machte war: Wie lange soll sich mein Feind über
mich erheben, lesen wir. Und er will nicht: Dass mein
Feind sich rühme, er sei meiner mächtig geworden und meine
Widersacher freuen sich, dass ich wanke.
Der Psalmist
möchte nicht in Verruf bei seinen Feinden kommen aus einem ganz
bestimmten Grund: Denn die Feinde werden dann nicht nur ihn
verachten, das könnte er noch ertragen. Aber die Feinde werden
ihm vorhalten: Wo ist denn dein Gott? Warum hilft er dir nicht? Hast
du nicht gesagt, dass er treu sei und dir helfe? Und nun lässt
er dich im Stich?
Das ist es was dem Klagenden Kummer bereitet.
Er möchte nicht, er erträgt es nicht, dass man seinen Gott
verachtet. Dabei ist der Psalmist wirklich am Ende, er hat
Angstzustände und er kommt sich einsam und verlassen vor.
Todesgedanken bedrücken ihn. Aber dann geschieht etwas
Eigenartiges: Plötzlich schwenkt seine Stimmung total um. Da
hören wir:
Ich
aber traue darauf, dass du so gnädig bist; mein Herz freut sich,
dass du so gerne hilfst. Ich will dem HERRN singen, dass er so wohl
an mir tut.
Was ist da geschehen? Sind seine Feinde
verschwunden? Ist der Grund seiner Trauer hinweg genommen, so dass er
jetzt sogar sich freuen und dem Herrn Lobsingen kann? Das steht hier
nicht und das scheint auch nicht so zu sein. Es ist anzunehmen, dass
es drei Gründe sind, die diesen plötzlichen Umschwung
bewirkt haben:
1. Der Psalmist wird sich erinnert haben: Er war
schon oft in ähnlichen Situationen. Und oft genug musste er auf
die Hilfe Gottes warten. Aber sie blieb nie aus! Und so wird es auch
dieses mal sein.
Der Schreiber hat ja seine Erfahrungen mit Gott,
denn nur so kann er plötzlich sagen: Mein Herz freut sich, dass
du so gerne hilfst. Neutestamentlich hat er das erkannt, was wir im
2. Petrusbrief 3, 9 finden:
Der Herr erfüllt seine Zusagen nicht zögernd, wie manche meinen. Im Gegenteil: Er hat Geduld mit euch, weil er nicht will, dass einige zugrunde gehen. Er möchte, dass alle Gelegenheit finden, von ihrem falschen Weg umzukehren.
Wir
vergessen manchmal, dass Gott zwar in den Bezügen der Ewigkeit
lebt, aber hier in unserer Welt auch in der Zeit wirkt. Und das
bedeutet, dass auch Gottes Handeln oft Zeit braucht. Schon allein
deshalb, weil sich manche Dinge erst in der Zeit entwickeln müssen.
Und Gott ist gerecht, einem jeden gegenüber.
Auch die Feinde
Davids sollen noch die Gelegenheit erhalten, von ihren bösen
Wegen umzukehren. Und auch wenn der Psalmist im Augenblick daran
zweifelt, ist es bei Gott ganz klar, dass Er ihm beisteht und der
Beter nicht verzagen wird. Denn auch für den Psalmisten ist
diese seine Situation eine Probe seines Glaubens. Aber auch für
ihn gilt schon, was uns im 1. Korinther 10, 13 zugesagt wird:
Das, was euerem Glauben bisher an Prüfungen zugemutet wurde, überstieg nicht eure Kraft. Gott steht zu euch. Er läßt nicht zu, dass ihr in der Versuchung zugrunde geht. Wenn euer Glaube auf die Probe gestellt wird, schafft Gott auch die Möglichkeit, sie zu bestehen.
Und
da wir den weiteren Weg des Psalmist kennen, wissen wir dass das auch
der Fall war, was sich in dem besagten Umschwung der Gefühle
unseres Schreibers ja schon andeutet.
2. Ein Zweites wird wohl
geschehen sein. David hat sein Leid Gott geklagt. Hier wissen wir als
Neutestamentler wiederum einiges besser, als es David wissen konnte.
Wir haben schon den Satz aus dem 1. Petrusbrief zitiert:
Alle
eure Sorge Werft auf ihn; denn er sorgt für euch. (1.Petrus
5,7)
David
hat seine Sorgen nicht nur dem Herrn genannt, sondern er hat
sie auf ihn geworfen', hat sie weggeworfen, er
ist sie also losgeworden und ist damit von ihnen befreit in dem
Augenblick, wo er seine Beschwernis ausgesprochen hatte. Daher der
plötzliche Umschwung. Dass dies so ist, geht auch daraus hervor,
wie er seine Situation jetzt beschreibt: Er sagt:
Ich
will dem Herrn singen, dass er so wohl an mir tut.
Das
ist in der Gegenwartsform gesprochen. Er sagt nicht: Ich freue mich,
dass der Herr mir irgendwann schon helfen wird, sondern er sagt Ich
will ihm singen, dass er so wohl an mir tut, eben jetzt,
in diesem Augenblick an mir, der eben noch völlig verzweifelt
war. So ist Gott. David wird das erfahren haben, was wir Gewissheit
des Herzens nennen könnten. Er wusste plötzlich, dass
der Herr rechtzeitig kommen wird. Er bekam in seiner Angelegenheit
Glaubensgewissheit durch Gottes Geist.
3.
Und ein Drittes dürfen wir wohl glauben, ein Prinzip, dass wir
im Leidensweg Jesu finden. Als Jesus im Garten Gethsemane seine Bitte
zum Vater gesandt hatte, dass der Kelch des Leidens an ihn vorüber
gehen möge und er offensichtlich am Ende seiner Kräfte war,
heißt es: Und ein Engel kam und stärkte ihn. Er
wurde nicht von seinem Leidensweg verschont, aber er bekam soviel
Kraft, dass er gestärkt in sein Leiden und Sterben gehen konnte.
Nun könnten wir sagen, schön, dass der Psalmist das
so erlebt hat. Aber was nutzt das mir?
Nun, ich meine, dass wir
es hier nicht nur mit einem einmaligen Erlebnisbericht zu tun haben,
sondern dass hier biblische und damit göttliche Prinzipien
genannt werden. Das, was David hier erlebt hat, ist Gottes Handeln an
allen, die sich ihm anvertrauen, die mit ihrer Last zu ihm
kommen.
Lasst uns einmal zusammenfassen, was für uns dabei
wichtig ist.
Wir dürfen und sollen mit unseren Klagen zu
Gott, zu Jesus kommen. Wir dürfen um Hilfe bitten und Hilfe
erwarten. Wie wäre Jesus sonst ein 'Heiland' wenn er nicht auch
unsere Probleme beseitigen und heilen könnte und würde. Die
Evangelien sind voll davon, dass Menschen Jesus um Hilfe angegangen
sind und je nach Charakter und Temperament zu Jesus gekommen sind. Da
ist die Frau, die um Heilung ihrer Tochter bittet, aber von Jesus
abgewiesen wird. Aber sie lässt nicht locker, und bleibt, wie
unser Psalmist, hartnäckig bei ihrer Bitte, und Jesus erhört
sie.
Da
ist andererseits die schüchterne und ängstliche
blutflüssige Frau, die es nicht einmal wagt, Jesus anzusprechen
und nur den Saum seines Kleides berührt und geheilt wird. Das
ist der glaubensstarke Hauptmann von Kapernaum, der Jesus zutraut,
dass er praktisch auch eine Fernheilung ermöglicht, was auch
tatsächlich geschieht. Da ist der blinde Bartimäus, der in
einer großem Menschenmenge laut um Hilfe schreit, als Jesus
vorbei kam und deshalb von den Umherstehenden gemaßregelt wird.
Aber er läßt sich nicht einschüchtern und ruft
deshalb um so lauter und Jesus erhört und heilt auch ihn. Wir
könnten die Reihe der Klagenden und um Hilfe Bittenden fast
endlos fortsetzen. Und ihnen allen wurde geholfen. Was sagt das uns?
Dass es stimmt was der Psalmist im 13. Psalm sagt:
mein
Herz freut sich, dass du (mein Gott) so gerne hilfst.
Dabei
müssen wir berücksichtigen, dass Gott in zwei Weisen hilft.
Er vollbringt Wunder, die in der Regel spontan geschehen. So wird
z.B. der blinde Bartimäus sofort gesund. Israel dagegen betet
viele Jahre um die Befreiung aus der Knechtschaft Ägyptens. Wir
hatten schon davon gesprochen, dass Gott eben auch in der Zeit wirkt
und das bedeutet, dass wir in Geduld und Glauben auf Gottes Hilfe
warten müssen in der festen Gewissheit, dass die Hilfe kommt.
Sei es, dass er das Problem bei Seite schafft oder Kraft gibt, zum
Tragen. Ich selbst habe erlebt, wie ich um Heilung von einer
Krankheit 15 Jahre gebetet habe und ich dann nach einem gläubigen
Gebet von einem Augenblick zum anderen gesund wurde.
Ein
interessantes Beispiel zu diesem Thema finden wir im Buche Daniel.
Daniel betet und fastet weil er von Gott Botschaft und Hilfe für
sein Volk erwartet. Aber es tut sich nichts. Drei Wochen betet und
fastet er. Dann passiert etwas: Ein Gottesbote, wohl ein Engel,
erscheint ihm und sagt zu ihm folgendes: (Daniel 10, 13 ff)
Fürchte
dich nicht, Daniel! Schon vom ersten Tag an, als du dich um
Verständnis bemühtest und dich deswegen vor deinem Gott
beugtest, wurden deine Worte gehört, und wegen deiner Worte bin
ich gekommen. Der Engelfürst des Perserreiches hat sich mir
einundzwanzig Tage lang entgegengestellt, aber Michael, einer der
ersten unter den Engelfürsten, kam mir zu Hilfe. Darum war ich
dort bei den Königen von Persien entbehrlich.
Was war
hier passiert? Nun, der Engel Gottes erklärt, dass das Gebet
Daniels sofort gehört und auch erhört wurde in dem Sinne,
dass der Engel zu ihm kommen werde und ihm Gottes Botschaft bringt.
Aber der Engelfürst hatte noch einen Kampf auszustehen mit dem
Engelfürsten der finsteren Welt. Deshalb konnte er 21 Tage nicht
zu Daniel eilen. Erst als ein anderer Engel, Michael, den Kampf
weiterführt, kann der erste Engel nun Daniel helfen. Aber, wer
wie Daniel im Gebet und Glauben verbleibt, den wird die Wartzeit
nicht umbringen, sondern seinen Glauben stärken.
Noch
ein anderes Problem müssen wir besprechen. Was ist mit den
Gebeten, die nicht erhört werden. Gibt es das? Ja und nein. Was
haben wir dazu zu sagen?. Nun, genau genommen ist die ganze
Fragestellung falsch.
Ich glaube, dass es keine nicht erhörten
Gebete gibt.
Aber Gott reagiert auf unsere Gebete
grundsätzlich so, dass nicht unbedingt unsere Wünsche
erfüllt werden obwohl er oft genug unsere Wünsche
befriedigt sondern dass wir das bekommen was wir brauchen.
Denn das ist wahre Liebe, auch im Umgang bei uns beim
Miteinanderleben, dass die Liebe nicht unbedingt das gibt was jemand
will, sondern das, was er braucht.
Hier ist uns Paulus ein
Beispiel. Er betet dreimal intensiv zu Gott, weil er ein Leiden hat,
so schlimm, das er es beschreibt mit den Worten: Satanas schlägt
mich mich Fäusten. Aber seine Bitte wird nicht erfüllt.
Aber etwas anderes geschieht. Gott gibt ihm die Antwort, dass Paulus
nicht eine Heilung braucht, sondern einen 'Pfahl' im Fleisch, der ihn
demütig hält und er sich nicht überhebt wegen seiner
großen Offenbarung, die Gott ihn gegeben hat. Gott gibt Paulus
also genau das, was er braucht zu einen demütigen Glauben.
Wie
oft mögen wir etwas nicht bekommen, weil es einfach nicht gut
für uns wäre. Gott hat gehört, auch erhört, er
hat auch reagiert. Aber eben nicht wie wir wollten, sondern wie wir
es brauchten. Der einzige Vorteil den Paulus hatte ist der, dass Gott
ihm den Grund seines so ganz anderen Handelns erklärte. Ich
glaube aber, dass es zwar hohe Schule des Glauben ist, auch ohne
Erklärung genau zu akzeptieren, wie Gott hilft, ohne dass ich
weiß wie und warum, aber es ist keineswegs unmöglich.
Auf
diesem Hintergrund können wir wirklich sagen, dass es keine
nicht erhörten Gebete gibt. Oder doch. Einmal, in einem ganz
besonderen Fall, hat Gott seine Hilfe wirklich versagt. Als Jesus im
Garten Gethsemane klagt und ruft: Vater, wenn es möglich
ist, lass diesen Kelch an mir vorüber gehen. Das hieß
doch nichts anderes als: Lass das Kreuz an mir vorüber gehen.
Aber Gott tut hier nicht das, was Jesus wollte, sondern was eine
Menschheit brauchte. Jesus starb am Kreuz!!
Und hier musste er rufen: Gott, mein Gott, warum hast du mich
verlassen.
Aber
dieses nicht erhörte Gebet hat eine ganze Menschheit errettet.
Und Jesus ging nicht widerwillig diesen schweren Gang, sondern gab
sich dem Willen des Vaters hin, weil er letztlich auch wusste, dass
sein Tod das entscheidende Ereignis der Weltgeschichte sein würde.
Aber er musste diesen schrecklichen Tod tatsächlich ohne Gottes
Hilfe sterben, damit niemand von uns jemals wieder mit Berechtigung
rufen muss: Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen. Sondern
wir können mit voller Gewisheit sagen, wie es der Beter in Psalm
13 tut:
Ich aber traue darauf, dass du so gnädig bist,
mein Herz freut sich, das du so gerne hilfst. Ich will dem Herrn
singen, das er so wohl an mir tut.
Und
vielleicht ist es gerade das, was wir lernen müssen, dass es
nicht beim Klagen bleiben darf. Der Psalmist lobt schon, obwohl sich
an seiner äußeren Situation noch nichts geändert hat.
Aber die Erkenntnis und Erfahrung,dass er einen gnädigen Gott
hat, der gerne hilft, führt ihn schon in den Lobgesang.
Ob es
bei uns nicht vorkommt, dass wir nach einer deutlichen Hilfe unseres
Gottes zwar hocherfreut sind aber es manchmal doch versäumen,
ihm in der rechten Weise zu danken? Und kommt es nicht vor, dass wir
Gottes Ehre dadurch schmälern, dass wir auch äußere
Umstände einbeziehen, die unsere Erlösung von den Sorgen
bewirkt haben, nach dem Motto: Aber ich habe ja auch.....! Und dann
kommen die guten Taten, die wir oder andere getan haben. Natürlich
dürfen und sollen wir auch Menschen danken, wenn sie uns
geholfen haben. Aber letztlich sollten wir bedenken, dass alle gute
Gabe von Gott dem Herrn kommt, auch wenn sie durch menschliches
Können und Arbeit bewirkt wurde. Aber grundsätzlich gehört
Gott die Ehre. In unserem Tagungszentrum, dass wir einige Jahre
geleitet haben, hatten wir den lateinischen Spruch gewählt: Soli
Deo Gloria Gott allein die Ehre. Das sollte auch für
unser Leben gelten schon deshalb, weil wir erfahren haben und glauben
wie es im Psalm 13 gesagt ist:
mein Herz freut sich, dass du
(mein Gott) so gerne hilfst.
Amen
Predigt
von Robert Nowak