Der
vierte Mann
Bibeltext: Daniel,
Kapitel 3, Verse 1 -
30
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Liebe
Gemeinde, die heutige Predigt ist mit drei kurzen Worten
überschrieben. Sie lauten: Der vierte Mann! Eifrige
Filmfans werden vielleicht unwillkürlich erinnert an den
klassischen Kriminalfilm mit dem Titel: Der dritte Mann.
Natürlich hat unsere Predigtüberschrift damit nichts zu
tun, denn wir halten uns ja an die Bibel. Aber eines haben beide
gemeinsam, sie sind ungewöhnlich spannend und dramatisch. Das
werden wir gleich auch anhand unseres Bibeltextes aus dem Buch Daniel
feststellen.
Dazu eine kurze Erklärung. Dieser Bibetext, der
in der Luther Bibel mit der Überschrift versehen ist: Die
drei Männer im Feuerofen, handelt in alttestamentlicher Zeit
während der Herrschaft des babylonischen Königs
Nebukadnezar, der um 600 vor Christi ein großes Reich
erobert hatte.
Er war auch in Israel eingefallen und hatte unter
anderen Daniel und drei seiner Freunde in die Gefangenschaft nach
Babylon geführt. Diese Männer waren nicht nur
außergewöhnlich fromm, sondern auch ebenso tüchtig
und gescheit und fleißig. Der König hatte das bald erkannt
und sie besonders ausbilden lassen und alle in hohe politische Ämter
berufen. Hier taten sie treu und gewissenhaft ihre Pflicht bis auf
den Tag, um den es nun in unserer Bibellese geht. Daniel, der uns als
Prophet bekannt ist aus dem Buch Daniel, ist nicht dabei.
Es geht
um die drei Freunde mit den Namen: Schadrach, Meschach und
Abed-Nego Die ungewöhnlichen Namen der drei jüdischen
Männer sind dadurch zu erklären, dass sie ihre jüdischen
Namen nicht behalten durften sondern babylonische annehmen mussten.
Die
Bibellese, die wir jetzt hören werden, ist außergewöhnlich
lang. Ich weiß, dass man dabei leicht abschaltet. Aber was hier
geschildert wird ist interessanter, spannender und ergreifender, als
es sich kaum ein Autor ausdenken könnte. Und die Bibellese
gehört zur Predigt, so dass diese nicht länger dadurch
wird. Hören wir den Bibeltext aus dem Buch Daniel im 3. Kapitel
die Verse 1 - 30
Bibellese zu 'Der vierte Mann'
Daniel
3, 1 - 30
(möglichst zu lesen in 2 verschiedenen
Rollen, Kursiv und Standart gedruckt)
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Der
König Nebukadnezar ließ ein goldenes Bild machen sechzig
Ellen hoch und sechs Ellen breit und ließ es aufrichten in der
Ebene Dura im Lande Babel. Und der König Nebukadnezar sandte
nach den Fürsten, Würdenträgern, Statthaltern,
Richtern, Schatzmeistern, Räten, Amtleuten und allen Mächtigen
im Lande, dass sie zusammenkommen sollten, um das Bild zu weihen, das
der König Nebukadnezar hatte aufrichten lassen. Da kamen
zusammen die Fürsten, Würdenträger, Statthalter,
Richter, Schatzmeister, Räte, Amtleute und alle Mächtigen
im Lande, um das Bild zu weihen, das der König Nebukadnezar
hatte aufrichten lassen.
Und sie mussten sich vor dem Bild
aufstellen, das Nebukadnezar hatte aufrichten lassen. Und der Herold
rief laut:
Es wird
euch befohlen, ihr Völker und Leute aus so vielen verschiedenen
Sprachen: Wenn ihr hören werdet den Schall der Posaunen,
Trompeten, Harfen, Zithern, Flöten, Lauten und aller andern
Instrumente, dann sollt ihr niederfallen und das goldene Bild
anbeten, das der König Nebukadnezar hat aufrichten lassen. Wer
aber dann nicht niederfällt und anbetet,
der soll sofort in den glühenden Ofen geworfen werden.
Als
sie nun hörten den Schall der Posaunen, Trompeten, Harfen,
Zithern, Flöten und aller andern Instrumente, fielen nieder alle
Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen und
beteten an das goldene Bild, das der König Nebukadnezar hatte
aufrichten lassen. Da kamen einige chaldäische Männer und
verklagten die Juden, fingen an und sprachen zum König
Nebukadnezar:
Der
König lebe ewig! Du hast ein Gebot ergehen lassen, dass alle
Menschen niederfallen und das goldene Bild anbeten sollten, wenn sie
den Schall der Posaunen, Trompeten, Harfen, Zithern, Flöten,
Lauten und aller andern Instrumente hören würden; wer aber
nicht niederfiele und anbetete, sollte in den glühenden Ofen
geworfen werden. Nun sind da jüdische Männer, die du über
die einzelnen Bezirke im Lande Babel gesetzt hast, nämlich
Schadrach, Meschach und Abed-Nego; die verachten dein Gebot und ehren
deinen Gott nicht und beten das goldene Bild nicht an, das du hast
aufrichten lassen.
Da befahl Nebukadnezar mit Grimm und Zorn, Schadrach, Meschach und Abed-Nego vor ihn zu bringen. Und die Männer wurden vor den König gebracht. Da fing Nebukadnezar an und sprach zu ihnen:
Wie? Wollt ihr, Schadrach, Meschach und Abed-Nego, meinen Gott nicht ehren und das goldene Bild nicht anbeten, das ich habe aufrichten lassen? Wohlan, seid bereit! Sobald ihr den Schall der Posaunen, Trompeten, Harfen, Zithern, Flöten, Lauten und aller andern Instrumente hören werdet, so fallt nieder und betet das Bild an, das ich habe machen lassen! Werdet ihr's aber nicht anbeten, dann sollt ihr sofort in den glühenden Ofen geworfen werden. lasst sehen, wer der Gott ist, der euch aus meiner Hand erretten könnte!
Da
fingen an Schadrach, Meschach und Abed-Nego und sprachen zum König
Nebukadnezar:
Es
ist nicht nötig, dass wir dir darauf antworten. Wenn unser Gott,
den wir verehren, will, so kann er uns erretten; aus dem glühenden
Ofen und aus deiner Hand, o König, kann er erretten. Und wenn
er's nicht tun will, so sollst du dennoch wissen, dass wir deinen
Gott nicht ehren und das goldene Bild, das du hast aufrichten lassen,
nicht anbeten wollen.
Da
wurde Nebukadnezar voll Grimm, und der Ausdruck seines Angesichts
veränderte sich gegenüber Schadrach, Meschach und
Abed-Nego, und er befahl, man sollte den Ofen siebenmal heißer
machen, als man sonst zu tun pflegte. Und er befahl den besten
Kriegsleuten, die in seinem Heer waren, Schadrach, Meschach und
Abed-Nego zu binden und in den glühenden Ofen zu werfen. Da
wurden diese Männer in ihren Mänteln, Hosen, Hüten, in
ihrer ganzen Kleidung, gebunden und in den glühenden Ofen
geworfen. Weil das Gebot des Königs so streng war, schürte
man das Feuer im Ofen so sehr, dass die Männer, die Schadrach,
Meschach und Abed-Nego hinaufbrachten, von den Feuerflammen getötet
wurden. Aber die drei Männer, Schadrach, Meschach und Abed-Nego,
fielen hinab in den glühenden Ofen, gebunden wie sie waren. Da
entsetzte sich der König Nebukadnezar, fuhr auf und sprach zu
seinen Räten:
Haben
wir nicht drei Männer gebunden in das Feuer werfen lassen?
Sie antworteten und sprachen zum König: Ja, König.
Er antwortete und sprach: Ich sehe aber vier Männer frei im
Feuer umhergehen, und sie sind unversehrt; und der vierte sieht aus,
als wäre er ein Sohn der Götter. Und Nebukadnezar trat vor
die Tür des glühenden Ofens und sprach:
Schadrach,
Meschach und Abed-Nego, ihr Knechte Gottes des Höchsten, tretet
heraus und kommt her!
Da
traten Schadrach, Meschach und Abed-Nego heraus aus dem Feuer. Und
die Fürsten, Würdenträger, Statthalter und Räte
des Königs kamen zusammen und sahen, dass das Feuer den Leibern
dieser Männer nichts hatte anhaben können und ihr Haupthaar
nicht versengt und ihre Mäntel nicht versehrt waren; ja, man
konnte keinen Brand an ihnen riechen. Da fing Nebukadnezar an und
sprach:
Gelobt
sei der Gott Schadrachs, Meschachs und Abed-Negos, der seinen Engel
gesandt und seine Knechte errettet hat, die ihm vertraut und des
Königs Gebot nicht gehalten haben, sondern ihren Leib
preisgaben; denn sie wollten keinen andern Gott verehren und anbeten
als allein ihren Gott! So sei nun dies mein Gebot:
Wer unter
allen Völkern und Leuten aus so vielen verschiedenen Sprachen
den Gott Schadrachs, Meschachs und Abed-Negos lästert, der soll
in Stücke gehauen und sein Haus zu einem Schutthaufen gemacht
werden. Denn es gibt keinen andern Gott als den, der so erretten
kann.
Und
der König gab Schadrach, Meschach und Abed-Nego große
Macht im Lande Babel.
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Soweit
die Bibellese
Ich
denke, dass der Predigttext uns schon beeindruckt hat. Aber wir
werden uns vielleicht auch fragen: Was fangen wir heute damit an,
denn das ganze ist immerhin ca. 3000 Jahre her? Nun, zunächst
folgendes: In der Bibel gibt es zwei Arten von Mitteilungen:
1.
Die Gleichnisse und 2. Die Tatsachenberichte.
1. Die Gleichnisse
sind erdachte Darstellungen, die anhand eines Beispiels aufzeigen
sollen, wie es um eine bestimmte Sache bestellt ist. So heißt
es in manchen Bibelstellen: Das Reich Gottes ist wie..., und dann
folgt das Beispiel, das man dann auslegen, interpretieren muss, wobei
es durchaus verschiedene Auslege Möglichkeiten gibt. Anders ist
es
2. bei den Tatsachenberichten,
da
kann und braucht nicht ausgelegt werden, denn es sind ja historische
Ereignisse
Allerdings kann man aufgrund biblischer
Tatsachenberichte Folgerungen ziehen. Das hat
seine
Ursache darin, dass wir einen besonderen Gott haben: Alles, was Gott
getan hat, ist nicht einmalig, sondern jederzeit wiederholbar. Das
ist etwas ganz Besonderes, was für uns Menschen nicht zutrifft.
Wenn z. B. Ein Sportler in einem bestimmten Jahr Weltmeister in
seiner Disziplin wird, heißt das nicht, dass er es im nächsten
Jahr auch wird.
Wenn Gott aber ein
Wunder tut, dann heißt das, dass er das jederzeit wiederum tun
kann. Wenn Jesus z.B. mit fünf Broten und 2 Fischen 5000
Menschen satt gemacht hat, dann kann er das jederzeit wieder tun. Das
wussten die Menschen damals. Deshalb wollten sie Jesus zum König
machen. Ist ja auch eine gute Sache, ein König, der immer wieder
Brot verteilt. Und natürlich können wir daraus allgemein
folgern, dass Gott uns allzeit wohl versorgen kann, nicht nur mit
Brot und Fisch!
Und auch aus solch einem Tatsachenbericht, wie
wir ihn hier in der Schilderung der drei Männer im Feuerofen vor
uns haben, können wir Folgerungen ziehen. z.B. diese:
Gott
kann jederzeit aus jeder noch so aussichtslosen Situation
erretten.
Zu Recht hat jemand aufgrund dieses Berichtes dem
ganzen die Überschrift gegeben:
Gott
kann!! Schon im Alten Testament stellt der Engel des Herrn die
Frage:
Sollte dem Herrn etwas unmöglich sein?
Dabei liegt die Antwort schon in der Fragestellung! Nein, natürlich,
dem Herrn ist nichts unmöglich, Gott kann!. Und deshalb dürfen
und müssen wir unsere Folgerung noch weiter ziehen:
Gott
kann auch dich, jederzeit aus jeder noch so
aussichtslosen Situation erretten!
Ist das nicht zu viel
versprochen? Nein, aber wir müssen doch auch einige andere
Gegebenheiten berücksichtigen, gerade auch von diesem Ereignis
der drei Männer im Feuerofen her. Wir wollen beachten: Den
drei Männern bleibt nicht alles erspart.
Sie werden
von ihren Kollegen denunziert, sie empfangen das Todesurteil, sie
werden gefangen genommen, gebunden zu dem Feuerofen geführt. Was
werden sie empfunden haben, als sie vor dem Feuerofen standen? Nun,
sicherlich Todesangst. Und dann werden sie in den Feuerofen geworfen!
Nein, den drei Männer wird nicht alles erspart, sie müssen
in viel Schweres hinein und hindurch. Aber das ist nicht
ungewöhnlich. Das ist offensichtlich ein biblisches Prinzip. So
sagt David etwa im Psalm 23 nicht: Ich danke dir, Gott, dass ich
nicht ins dunkle, finstere Tal kommen werde, sondern er sagt:
Und
ob ich schon wanderte im finsteren Tal.... Er rechnest
durchaus damit, dass er in diese Situation kommen kann.
Aber er
weiß, dass er dann nicht alleine ist, sondern dass er dann mit
seinem Gott im finstren Tal sein wird, und das ER ihn dann sicher
hindurchführt, denn: Gott ist bei ihm und Gott kann!
Genau
das erfahren ja auch unsere drei Männer im Feuerofen: Sie müssen
in all das Schwere hinein und hindurch. Aber sie sind nicht allein
im Feuerofen, da ist der vierte Mann!! Ein Engel des Herrn, der
Herr selbst? Und obwohl sie hart hindurch müssen, sind sie
andererseits wunderbar bewahrt. Nicht einmal ihr Haar ist versengt,
nicht einmal nach Rauch riechen sie! Das dürfen wir wohl
folgern, dass es der Herr ist, in dem sie bewahrt bleiben. Nun wird
wohl von uns niemand in die Situation kommen, in einen Feuerofen
geworfen zu werden.
Aber sicherlich wird mancher in Bedrängnisse,
in Ängste und Nöte kommen, die wir meinen, nicht
durchstehen zu können.. Da ist eine lebensbedrohliche Krankheit,
da sind Beziehungsverluste, da scheidet ein geliebter Mensch durch
den Tod von uns. Auch Arbeitslosigkeit, Erziehungsprobleme und manch
anderes Schwere mag darunter fallen.
Dann ist es gut zu wissen:
Ja, wir müssen da hinein, wir müssen da hindurch, aber: Wir
sind nicht allein!! Und Gott kann! Das ist ein biblisches Prinzip:
Gott führt uns nicht um alle Schwierigkeiten herum, sondern er
führt uns mitten hindurch. Aber eben so, dass wir letztlich
unbeschadet hindurch kommen. Und das glauben wir auch,
ganz gewiss!
Und damit ist auch ein Stichwort gefallen: Es
geht um den Glauben, um unseren Glauben. Dabei wollen wir bedenken,
dass es nicht immer um den Glauben geht, den wir in schweren
Situationen beweisen müssen, sondern zunächst einmal um den
Glauben im sogenannten Alltag. Die Bibel sagt ja, dass der, der im
Kleinem treu ist, auch für viel tauglich sein wird.
Und hier,
denke ich, können wir von den drei Männern im Feuerofen
lernen. Es waren ja Gläubige Israeliten. Und wir erinnern uns:
Sie waren als Kriegsbeute in das feindliche Land geholt worden.
Ein
Land, wo nicht der Lebendige Gott, sondern Götter angebetet
wurden. Aber, und das ist zunächst erstaunlich: sie arrangieren
sich hervoragend in diesem Land. Sie bekamen aufgrund ihrer
Intelligenz, ihres Fleißes und ihrer Ehrlichkeit hohe
politische Ämter in dem für sie feindlichen Ausland.
Und
auch wir leben schon längst nicht mehr im christlichen
Abendland. Wir leben vielmehr in einem multi-religiösen Land.
Und in hohen Positionen gibt es wie auch in der Gesellschaft
heute überhaupt - viele atheistische Kräfte. Und da ist es
für einen konsequenten Christen nicht immer leicht, hier
Christus gemäß zu leben. Aber die drei Männer im
Feuerofen haben gezeigt, dass es möglich ist, auch unter solchen
Bedingungen als Gläubiger zu leben, anerkannt zu sein und seine
Pflicht zu tun. Das haben die Drei getan und darum sollten auch wir
uns bemühen, in Fleiß und Ehrlichkeit unsere Arbeit zu
tun, auch gegenüber dem Staat und in der Gesellschaft, ohne
unseren Glauben zu verleugnen..
Aber für unsere
drei Männer gab es eine absolute Grenze. Ihre Loyalität
gegenüber der Welt in der sie leben hört in dem Augenblick
auf, wo Gottes Gebote auf dem Spiel stehen. Als der König
Nebukadnezar von ihnen verlangt, ein Götzenbild anzubeten, sagen
sie: Nein! Ein absolutes und eindeutiges Nein, ohne Rücksicht
auf die Folgen. Denn sie kennen das Gebot:
Du sollst keine
anderen Götter haben neben mir (2. Mose 20, 3)
Auch hier wieder: wohl niemand von uns wird gegenüber dem Staat in solch eine oder ähnlich Lage kommen. (Gott sei Dank noch nicht. In islamischen Staaten ist das schon ganz anders) Aber auch wir als heutige, hoffentlich konsequente Christen können sehr wohl in Situationen kommen, wo wir sagen müssen: Nein, da mache ich nicht mit!! Das geht gegen meinen Glauben, gegen Gottes Gebote, da macht mein Gewissen nicht mit. Und das betrifft nicht nur Situationen gegenüber dem Staat. Sondern da gibt es auch Situationen am Arbeitsplatz, in der Verwandtschaft und Freundschaft und manchmal vielleicht sogar in der Gemeinde.
Und manchmal können
wir schneller in solch eine schwierige Situation kommen, als wir
jemals gedacht hätten. Ich habe das einmal vor Jahren erlebt.
Vor meinem Studium zum Sozialarbeiter habe ich etliche Jahre in einer
Schreinerei gearbeitet. Auch damals war es nicht selbstverständlich,
dass solch ein Betrieb immer Vollbeschäftigung hatte.
Auch
bei uns gab es manchmal Kurzarbeit. Und in solch einer Phase kam
eines Tages unser Chef und verkündete freudig, dass er einen
großen, lukrativen Auftrag bekommen habe. Er solle eine große
Anzahl Munitionskisten für die Bundeswehr herstellen.
Ich war
damals wie heute, - auch wenn ich heute manches differenzierter sehe
- überzeugter Kriegsdienstgegner, in aktiver und passiver Weise.
Deshalb sagte ich meinem Chef, dass ich leider aus Gewissensgründen
diese Arbeit nicht ausführen könne. Der Chef war
offensichtlich überrascht und sehr ärgerlich. Ich rechnete
damit, dass er mir kündigen würde, es war immerhin
Arbeitsverweigerung. Ein paar Tage hörte ich nichts.
Dann
kam der Chef und erklärte mir, dass er den Auftrag abgelehnt
habe.
Auch da hatte Gott mir beigestanden. Und bankrott ist die
Firma auch nicht gegangen und ich habe 15 Jahre in der Firma
gearbeitet. Ab er es kann schon Nachteile mit sich bringen wenn man
in gewissen Situationen sagt: Ich nicht! Aber auch da gilt: Gott kann
alles zum Besten führen.
Aber, so werden wir fragen, können
wir denn wirklich damit rechnen, dass Gott immer in so wunderbarer
Weise errettet? Ich würde sagen, ja und nein. Wir wissen, wie
viele Martyrer ihr Leben gelassen haben um ihres Glaubens an Jesus
willen. Kein Engel hat sie errettet, kein 4. Mann war da. Oder doch?
Denn es gibt ein 'Aber'. Denn das Entscheidende im Glauben ist nicht,
das uns vordergründig geholfen wird indem ich aus einer
Notsituation befreit werde, sondern entscheidend ist, dass Gott auch
dann bei mir ist, wenn es werklich an die Substanz geht.
Das
war ganz offensichtlich auch der Glaube, den wir bei unseren drei
Männern finden. Rufen wir uns noch einmal ins Gedächtnis,
wie sie auf die Aufforderung des Königs reagierten.
Dieser
erklärte ihnen: wenn ihr auf das Signal hin nicht niederfallt
und anbetet, werdet ihr in den feurigen Ofen geworfen. Hören wir
nun einmal genau hin, was die Männer antworten:
Es
ist nicht nötig, König, dass wir dir darauf antworten. Wenn
unser Gott, den wir verehren, will, so kann er uns erretten; aus dem
glühenden Ofen und aus deiner Hand, o König, kann er
erretten. Und wenn er's nicht tun will, so sollst du dennoch
wissen, dass wir deinen Gott nicht ehren und das goldene Bild, das du
hast aufrichten lassen, nicht anbeten wollen. Wir
müssen nun genau erfassen, was das bedeutet! Es bedeutet, dass
diese drei Männer nicht unbedingt überzeugt sind, dass sie
vor dem Tod im Feuerofen bewahrt bleiben.
Sie bitten nicht einmal
darum. Warum wohl nicht? Weil sie sich hundert prozentig sicher sind:
Was jetzt auch passieren mag, wir sind in Gottes Willen und damit
auch in seiner Hand. Wenn unser Gott will, wird er uns vor dem Feuer
erretten, wenn er nicht will, so ändert das nichts an unserem
Gottvertauen,
Gott wird es genau richtig mit uns machen. Deshalb
verehren wir ihn, unabhängig davon, wie er jetzt an uns handelt.
Es geht ihnen gar nicht vorrangig um sie selbst, sondern ihr
wirkliches Anliegen ist, dass ihr Gott verehrt wird, sei es
durch Leben oder Tod. Zugegeben, das ist hohe Schule des Glaubens
einerseits, andererseits eigentlich auch wieder das Kleine
Einmaleins des Glaubens, denn solch ein Gottvertrauen sollte
jeder Gläubige haben. Denn darum geht es im Glauben ja
grundsätzlich, dass wir wissen, wir werden, als Nachfolger
Jesus, geführt und geleitet durch den Heiligen Geist. Durch ihn
können wir aus jeder Situation gerettet werden oder er wird auch
im Leiden und Tod mit uns sein.
Genau das haben unzählige
Gläubige erlebt, die Gegenwart Jesu im Leiden und Sterben.
Besonders eindrücklich, vielleicht auch beispielhaft, steht
dafür das Sterben des Stephanus, von dem uns in der
Apostelgeschichte 7, 54 ff gesagt ist.
Er wird um seines Glaubens willen zum Tode durch die Steinigung verurteilt. Und während er zur Steinigung geführt wird und unter dem Hagel der Steine wird von ihm berichtet:
Stephanus aber, voll heiligen Geistes, sah auf zum Himmel und sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus stehen zur Rechten Gottes und sprach: Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen. Sie schrien aber laut und hielten sich ihre Ohren zu und stürmten einmütig auf ihn ein, stießen ihn zur Stadt hinaus... und sie steinigten Stephanus; der rief den Herrn an und sprach: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! Er fiel auf die Knie und schrie laut: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! Und als er das gesagt hatte, verschied er.
Was ist das für ein Mann, was für ein Glaube, der in der höchsten Todesnot nicht nur an sich, sondern an seine Peiniger denkt und für sie bittet?
Das ist das Leiden und
Sterben eines Mannes, eines Gläubigen, der sich vollkommen in
Gott geborgen weiß. Nur darum kann er im Leiden und Sterben
nicht an sich, sondern noch an seine Peiniger denken und für sie
bitten. Und so stirbt er keinen schrecklichen Tod. Die Formulierung:
Und als er das gesagt hatte, verschied er.
klingt
danach, dass er friedlich heimgegangen ist - obwohl eine Steinigung
solch einen Gedanken gar nicht zulässt. Aber im allgemeinen
Sprachgebrauch ist 'Verscheiden' eine typische Formulierung für
einen friedlich und schmerzlosen Heimgang eines Gläubigen zu
seinem Gott. Und so er sieht er den Himmel offen und Gottes
Herrlichkeit und seinen Herrn und Heiland Jesus zu Gottes Rechten
stehn auf ihn herabschauen. Und viele Märtyrer haben ganz
Ähnliches erfahren.
Ein letzter Gedanke. Sind solche
Schilderungen nicht eben etwas ganz Beonderes, etwas, was nur ganz
Besonderen zuteil wird? Gut, diese drei Männer, beste
Charaktere, hohe politischen Ämter und Stephanus, ein Jünger
Jesus der Zeichen und Wunder getan hat und eine leitende Funktion in
der Gemeinde inne hatte. Denen mag Gott wohl helfen. Aber muss nicht
ich, als ganz normaler, einfacher Gläubiger, als unbedeutender
Christ, damit rechnen, dass ich in wirklich schweren Situationen doch
alleine bin, doch die Gottverlassenheit erleben muss? Nein! Warum?
Weil es einen gegeben hat,
der am Kreuz von Golgatha gehangen und gerufen hat:
Gott, mein
Gott, warum hast du mich verlassen?
Wir wissen, das war Jesus,
der Sohn des lebendigen Gottes. Und diese Gottverlassenheit hat er
nicht aufgrund seiner Sünde erlebt, sondern weil er meine und
deine Sünde mit getragen hat. Und in diesen Ruf hat er auch
deine Gottverlassenheit einbezogen, hat sie mit getragen in den Tod,
so dass du sie nicht mehr erleben wirst, niemaIs von Gott verlassen
werden kannst, weil nach Jesu Versprechen der Heilige Geist in dir
wohnt und somit Gott, ja Jesus selbst, stets bei dir, ja, in dir
gegenwärtig ist.
Ich bin bei euch alle Tage...!! Hat
Jesus zugesichert!
Allerdings
entscheidet sich alles an diesen Jesus. Die Vergebung von Sünde
und Schuld, die von Gott trennt, ist nur durch ihn zu erlangen. Denn
er musste nicht nur hinein, in Leid und Tod, sondern er kam auch
hindurch, und das in vollkommener Weise. Denn er starb und er ist
auferstanden. Und so wie er selbst hindurch gekommen ist durch
Leiden und Tod, so kann und wird er auch dich hindurch bringen, wenn
du ihm vertraust! Und die aus der Sünde resultierende
Gottverlassenheit werden wir dann nicht erleben.
Darum möchte
ich alle, die diese Worte hören oder lesen und keine bewusste
Entscheidung für Jesus getroffen haben, bitten, dies zu tun,
jetzt, heute noch,. Denn es geht wirklich um Leben und Tod , um ein
ewiges Leben in der Gegenwart Gottes oder in der Gottverlassenheit,
der Verlorenheit der Hölle, das heißt um ein Leben ohne
Got, der allein Liebe ist. Darum: Komm zu Jesus. Bekenne deine Sünden
und vertrau ihm.
Und wenn du gläubig bist, dann bleibe bei
Jesus, vertraue Jesus, wachse im Glauben, dann wirst auch du einmal
den Himmel offen sehen und kein irdisches und erst recht kein
höllisches Feuer kann dir etwas anhaben, sondern Jesus nimmt
dich mit in die Herrlichkeit seines Reiches, in den Himmel, in das
Paradies zu einem ewigen Leben in der Gegenwart Gottes.
Amen
Robert Nowak, Köln, 28.5.2006