Über die Gerechtigkeit


Bibelstellen:
Den Allmächtigen erreichen wir nicht, der so groß ist an Kraft

und reich an Gerechtigkeit. Das Recht beugt er nicht. (Hiob 37, 23)

So steht nun fest, umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit

und angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit (Epheser 6,14)

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In der heutigen Predigt soll es um den Begriff 'Gerechtigkeit' gehen, ein Begriff, der uns allen wohl sehr geläufig ist. Immer wieder hören wir von Menschen die Klage, dass ihnen keine Gerechtigkeit widerfahren sei. In der Politik wird immer wieder die soziale Gerechtigkeit beschworen. Um wirklich beurteilen zu können, was gemeint ist, müssen wir zunächst einmal festlegen, was unterer dem Begriff 'Gerechtigkeit' verstanden sein soll. Es gibt drei Betrachtungsweisen, die wir dabei berücksichtigen müssen.


1. bedeutet Gerechtigkeit, so behandelt zu werden, dass ich das bekomme, was ich verdiene. Deshalb sprechen wir bei der Ausübung bestimmter Handlungen davon, dass uns Gerechtigkeit widerfahren müsse. Sehr deutlich kommt das in der Formulierung zum Ausdruck, wenn wir von einem Arbeitsverhältnis sprechen und erklären, dass jeder einen gerechten Lohn bekommen müsse, also den, den er aufgrund seiner Arbeits-Leistung wirklich verdient.


2. sprechen wir aber auch davon, dass wir, jeder einzelne von uns, Gerechtigkeit üben und anderen zukommen lassen soll. Dass also auch wir so handeln, dass wir den anderen gerecht behandeln, also ihm auch von uns aus das geben, was er aufgrund seines Handelns verdient.


3. geht es nun aber bei der Gerechtigkeit nicht nur um menschliche Vorstellungen, sondern auch von Gott wird eindeutig erklärt, dass er ein gerechter Gott ist, der Gerechtigkeit übt. Und dafür sollten wir dankbar sein. Denn wenn Gerechtigkeit von Gott geübt wird, dann können wir ausschließen, dass irgendeine Willkür herrscht, sondern es in Gottes Handeln gerecht zugeht. So lesen wir im Buche Hiob 37, 23:

Den Allmächtigen erreichen wir nicht, der so groß ist an Kraft und reich an Gerechtigkeit. Das Recht beugt er nicht.

Aber so tadellos sich das auch anhört, müssen wir feststellen, dass es doch erhebliche Schwierigkeiten geben kann, wenn wir den Forderungen des gerechten Handelns einmal nachspüren. Die meisten Menschen scheinen dahin zu tendieren, dass sie sich selbst für besonders gerecht halten. Aber sind wir das auch?


Damit kommen wir zu einem anderen Problem: Was ist gerecht und Gerechtigkeit? Wir hatten ja definiert, das es bedeutet, dass jemand den Lohn bekommt, den er wirklich verdient, der gerecht ist. Aber praktisch gefragt: Wann ist ein Lohn z. B. ein gerechter Lohn? Da werden in der Regel z. B. Arbeitgeber und Arbeitnehmer verschiedener Meinung sein. Was der eine als gerecht und gut bezeichnet, muss es für den anderen noch lange nicht sein. Wir brauchen also, um wirklich gerecht urteilen und auch um gerecht handeln zu können, einen verbindlichen Maßstab.

Dabei wird uns sehr bald klar werden, dass kaum jemand in der Lage sein wird, einen wirklich für alle annehmbaren Katalog aufzustellen.

Denn wer könnte solch einen Maßstab festlegen? In den Ländern hat man sich darauf geeinigt, dass der Staat, die Regierung, bestimmt, was gerecht ist und das wird in der Regel in Gesetzen, Verträgen oder Vereinbarungen festgelegt. So handeln zum Beispiel die Gewerkschaften einen möglichst gerechten Lohn aus.


Damit aber sind niemals alle zufrieden und damit auch nicht bereit, sich daran zu halten. Das ist gar nicht so unverständlich, denn über das, was wirklich gerecht ist, darüber kann es leicht zu sehr unterschiedlichen Meinungen kommen, wie wir schon am Beispiel des Lohnes für eine Arbeit festgestellt haben.

Wirklich gerechte Gesetze und Gebote können deshalb nur von einer höheren, absolut liebenden und intelligenten Instanz gegeben werden, die wirklich für alle das Bestmögliche will und ermöglicht.

Das kann allein Gott geben in seinen Geboten.


Denn Gott ist der einzige, der wirklich aus übermenschlicher Sicht beurteilen kann, was gut und richtig und eben gerecht ist. In der Bibel ist sehr oft von der Gerechtigkeit die Rede und zwar sowohl von der Gerechtigkeit Gottes als auch von der Gerechtigkeit der Menschen. Über 270 mal findet sich in der Bibel der Begriff. Und wenn wir aufrichtig sind und zugestehen, dass der Massstab über Gerechtigkeit nur von Gott kommen kann, wird uns sehr bald bewusst, dass gerade da ein für uns ein großes Problem liegt.


Worum es dabei geht wird wohl sofort an folgender Frage klar:

Möchtest du wirklich, dass Gott dich immer absolut gerecht behandelt,
immer genau entsprechend dem, wie du gerade gehandelt hast

an Gott und dem Nächsten?


Wenn wir uns dabei bewusst machen, dass jede Ungerechtigkeit, ganz gleich, ob sie gegenüber Gott oder Menschen begangen ist, negative Folgen nach sich zieht und u. U. sogar Strafe, werden wir wohl kaum immer ein gerechtes Handeln Gottes an uns wünschen. Es gibt eben auch eine gerechte Strafe.


Und wenn ein anderer etwas Ungerechteres getan hat, sind wir ja auch schnell dabei, eine gerechte Strafe zu fordern. Aber wie ist es, wenn wir selbst oder einer unserer nächsten Angehörigen, z. B. eines unserer Kinder in Sünde fallen oder gegen Gesetze verstoßen. Fordern wir dann auch so schnell eine gerechte Strafe?

Wir sehen, das der Umgang mit Gerechtigkeit gar nicht so einfach ist. Und so finden wir auch in der Bibel - was uns ja besonders interessiert - sehr unterschiedliche Handlungen in Bezug auf Gerechtigkeit. Die Gerechtigkeit des Alten Testaments heißt: Auge un Auge und Zahn um Zahn. Was in der Praxis z. B. bedeutet, dass über einen Mörder die Todesstrafe verhängt wird.

Aber ist das mit anderen Prinzipien vereinbar? Dem steht ein anderes Gesetz völlig entgegen, nämlich das Gesetz: Du sollst nicht töten. Und stellt man sich nicht auf eine Stufe mit dem Mörder, wenn ich als Vollzieher der Gerechtigkeit das gleiche tue wie der Verbrecher, indem ich ihm das Leben nehme? Andererseits ist uns allen klar, dass solch eine Tat entsprechend gesühnt werden muss durch eine Strafe.

Wenn wir das alles berücksichtigen, wird uns bald klar, dass es so etwas wie eine absolute und sterile Gerechtigkeit nicht geben kann und nicht geben darf. Da, wo sie geübt wird kommt es fast immer zu totalitären Regimen, die sich letztlich über jede Gerechtigkeit hinwegsetzen indem sie sich ein eigenes Gerechtigkeitsgebot festlegen. So ist Gerechtigkeit im Zusammenleben von Menschen unbedingt notwendig, ab er nur, wenn es nicht das höchste Prinzip ist.


Was gemeint ist, kommt in Jesu Handeln zum Ausdruck. Ich denke an die Situation der sogenannten Ehebrecherin. Die Gerechtigkeit erfordert in diesem Fall nach dem Gesetz die Todesstrafe durch Steinigung, die auch vom Volke ganz offensichtlich als gerechte Strafe empfunden wird. Aber was tut Jesus? Er sagt:

Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein. (Johannes 8,7)


Bitte, beachten: Jesus sagt nicht, dass die Strafe zu hoch oder gar ungerecht sei. Prinzipiell bejaht er ja die Steinigung, denn neutral betrachtet fordert er ja die umherstehende Menge auf, mit der Steinigung zu beginnen. Denn er sagt ja: ...der werfe den ersten Stein!!

Aber Jesus knüpft die Vollstreckung der gerechten Strafe an eine Bedingung:

Wer unter Euch ist ohne Sünde!!
Was will er damit sagen? Nun, doch wohl das, dass nur der berechtigt ist eine gerechte Strafe zu vollstrecken, der selbst gerecht ist vor Gott und Menschen. Und wer ist das schon? Du? Ich? Die Personen, die über die Ehebrecherin das Gericht gesprochen hatten erkennen durch Jesu Einwand, dass sie selbst Strafe verdienten, denn niemand ist in Gottes Augen gerecht, ohne Tadel, ohne Sünde.

In einem demokratischen Rechtsdsystem kommt das dadurch zur Geltung, dass nur die vom Volk berufene Regierung Strafe vollstrecken darf. Und das ist auch im Sinne der Bibel. Deshalb ist z. B. jede Selbstjustiz verboten und strafbar. Damit stehen wir wieder vor einer neuen Konsequenz. Zum einen heißt es in der Bibel, dass wir gerecht sein sollen:

So steht nun fest, umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit und angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit (Epheser 6,14)

Andrerseits sagt Gottes Wort, dass niemand vor ihm gerecht ist:

Da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer (Römer 3,12)


Gibt es eine Lösung aus diesem Dilemma? Ja, Gott sei Dank! Jesus hat das auch bei der Ehebrecherin praktiziert. Er lässt im wahrsten Sinne des Wortes Gnade vor Recht ergehen. Er begnadigt praktisch die Sünderin.

Warum tut Jesus das? Nun, weil Gott ein Problem hat mit der absoluten Gerechtigkeit. Absolute Gerechtigkeit verlangt, dass ohne Rücksicht auf die Person oder auf die Umstände der Tat die Strafe vollzogen wird. Aber so sehr jeder wohl einsieht, dass das rechtens ist, kann jemand, der ein liebendes Herz für Menschen hat, das nicht immer ohne weiteres hinnehmen. Und Gott hat nicht nur ein liebendes Herz, sondern er ist die Liebe.

Liebe aber liebt und entschuldigt selbst da, wo Sünde geschehen und ein rechtmäßiges Urteil ergangen ist. Das Problem für Gott liegt eben darin, dass sein göttliches Liebes-Herz grundsätzlich jeden von der Strafe verschonen möchte. Weil Liebe jeden vor Leid und Schmerzen bewahren möchte. Von der Bibel her heißt es mit Recht: Gott hasst die Sünde aber er liebt den Sünder.
Jesus bekräftigt dieses Prinzip noch dadurch, dass er das Beispiel vom verlorenen Sohn erzählt. Der Sohn, der das ganze Erbteil vertan, verprasst hat, müsste im Zuge der Gerechtigkeit für immer vom Vater verstoßen werden. Gerecht wäre es durchaus, wenn der Vater sagen würde: Du bist nicht mehr mein Sohn.

Aber was tut der Vater im Gleichnis? Er geht dem Sünder entgegen, umarmt ihn und richtet ihm ein Fest aus. Nicht Gerechtigkeit, sondern Liebe wird hier geübt. Dass der zuhause gebliebene Sohn das als ungerecht empfindet, ist durchaus verständlich und bei konsequenter Auslegung des Begriffs Gerechtigkeit durchaus zu erwarten. Aber Gottes Liebe ist größer als alle Gerechtigkeit


Würde es aber bei dieser Art von Gerechtigkeit bleiben, würde sie praktisch aufgegeben, was zur Folge hätte, dass Menschen bedenkenlos sündigen würden bzw. straffällig würden, weil sie wüssten, dass ihnen sowieso Gnade zugesprochen wird. Das würde aber jede menschliche Gemeinschaft zugrunde richten. Deshalb kann das, was Jesus bei der Ehebrechern getan hat und im Gleichnis praktizieren lässt, nicht der Regelfall sein. Auch Liebe muss akzeptieren, dass eine böse Tat unbedingt geahndet werden muss.

Ist dieser Konflikt zwischen Gerechtigkeit und Liebe zu lösen? Gott hat ihn gelöst. Wodurch? Durch das Prinzip des stellvertretenden Leidens, der stellvertretenden Strafe. Wir finden das Prinzip auch in unseren normalen Lebenssituationen wenn auch nur in abgemilderter Form. Wenn jemand wegen einer Straftat im Gefängnis sitzt, kann er oft bei Zahlung einer Kaution, eines hohen Geldbetrages, auf freien Fuss kommen. Wenn er selbst die Summe nicht aufbringen kann, kann sie auch jemand stellvertretend für ihn zahlen. Das Gleiche ist möglich, wenn jemand zu einer Geldstrafe verurteilt worden ist. Wer die Strafe letztlich bezahlt, ist unerheblich. Das Prinzip setzt aber voraus, dass der Verurteilte jemanden hat, der ihn so sehr liebt, dass er bereit ist, die Strafe auf sich zu nehmen und den Geldbetrag zu zahlen, was ja unter Umständen ein großes Opfer für ihn bedeuten kann.

Neutral betrachtet ist das eine sehr gute Lösung, weil es ja eigentlich das Prinzip der Opferbereitschaft zur Grundlage hat, und das ist ja lobenswert und ein Ausdruck der Liebe. Sagt ja die Bibel ausdrücklich: Einer trage des anderen Last! Allerdings hat dieses Prinzip im sogenannten normalen Leben auch Nachteile.


Denn 1. hat nicht jeder solche Gönner, die für ihn eintreten und seine Strafe bezahlen. Und damit ist es auch irgendwie wieder ungerecht. Denn Gerechtigkeit bedingt ja auch, dass jeder gleich behandelt wird, ohne Ansehen der Person.

2. ist es auch insofern ungerecht, als die Gerechtigkeit fordert, dass jeder eben den Lohn ganz persönlich bekommt, den er verdient, sei es nun Lohn oder Strafe.
So würden wir es ja auch unakzeptabel finden, wenn ein Arbeiter seinen Lohn nicht bekäme, sondern dafür einem anderen das Geld ausgezahlt würde, der gar nicht gearbeitet hat. Würde dieses Prinzip in unseren normalen Lebensbereichen grundsätzlich angewandt, würde ein Staat bald in die Anarchie fallen, wäre nicht mehr zu regieren.
Dennoch hat sich Gott zu diesem Prinzip entschlossen, weil es ja um das Prinzip Liebe geht und bei ihn das Prinzip Liebe alles andere übersteigt und Gott ganz andere Möglichkeiten hat.

Bei Gott steht die Liebe über jedem Gesetz und über jedes andere Prinzip. So sagt Gottes Wort in 1. Korinther 13, 13:

Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

Liebe fordert eben Gnade, dass ist ihr Wesen. Wie hat nun Gott das Problem gelöst. Nun, er hat zunächst menschlich gesprochen jemanden gesucht, der stellvertretend die Schuld des Menschen bezahlen konnte. Dazu hat er Jesus auserwählt, weil er der Einzige war und ist, der nie in Sünde gefallen ist und somit geeignet, stellvertretend zu büßen, die Strafe auf sich zu nehmen weil ER durch und durch gerecht ist. Denn er hat weder Gott noch Menschen je Ungerechtes getan


Denn im Falle des Sühneopfers Christi geht es ja um viel Ernsteres als in den Beispielen von der Schuld, die durch Geld getilgt werden kann. Es geht ja ausschließlich um Sünde, also um Schuld gegen Gott. Und bei Gott gibt es nur eine Strafe bei Sünde: Den Tod. Das mag im ersten Moment hart und überzogen klingen, es hat aber seinen guten Grund. Und da alle Menschen gesündigt haben, steht jeder unter dem Todesurteil. Wer aber selbst zum Tode verurteilt ist, kann nicht für einen anderen die Strafe auf sich nehmen, das ist ganz klar. Wer aber vollkommen gerecht ist, kann für alle Schuld stellvertretend büßen.

Viele Menschen können nicht verstehen, dass sie wegen eines wie sie meinen geringen Vergehens gleich dem Tod übergeben werden. Das versteht man erst, wenn man das eigentliche Wesen der Sünde begriffen hat. Bei der Sünde geht es nicht um große und kleine Sünden, wo die kleinen Sünden sozusagen von Gott ignoriert werden können. Nein, denn jede Sünde, unabhängig von ihrem moralischen Un-Wert führt zur Trennung von Gott.


Ein Beispiel soll das verdeutlichen. In diesen Tagen ging ein schrecklicher Vorfall durch die Medien.
Eine Frau hatte ihren 3 jährigen Stiefsohn in einen Koffer eingesperrt, der so luftdicht war, dass das Kind keine Luft, keinen Sauerstoff mehr bekam und erstickte. Stellen wir uns andererseits vor, ein Mensch wird in einen relativ großen Raum gesperrt und diesem Raum wird die ganze Luft, der Sauerstoff entzogen. Was wird passieren? Nun, die Person wird sterben. Entscheidend ist nicht, ob man sich in einem großen oder kleinen Behälter befindet, sondern allein, dass der Sauerstoff entzogen wird. Ohne Sauerstoff kann kein Mensch leben.

Etwas ganz Ähnliches gibt es bei der Sünde. Jede Sünde, ob groß oder klein, (wenn es das überhaupt gibt) trennt von Gott. Und ohne Gott gibt es keine wirkliches Leben. Das liegt im Wesen Gottes und der Sünde begründet. Gott ist wie das Feuer. Alles was sündhaft ist und sich ihm nähert, wird vom Feuer verzehrt.

Denn der HERR, dein Gott, ist ein verzehrendes Feuer und ein eifernder Gott.

Darum kann kein Mensch Gott sehen oder sich ihm gar nähern. Das ist ein geistliches Gesetz. So ist der natürliche Mensch immer von Gott getrennt.


Und eine Trennung von Gott, ganz gleich aus welchen Gründen, führt immer zum Tode, nicht unbedingt als eine Strafe von Gott, sondern als eine logische geistliche Konsequenz. Denn Gott ist das Leben an sich. Wer sich von Gott trennt oder getrennt wird, trennt sich vom Leben, wer sich vom Leben trennt, der erntet den Tod. So wie im natürlichen Leben jemand, der sich in einen luftleeren Raum begibt sterben wird, weil es ein biologisches Gesetz ist, dass man ohne Luft nicht leben kann. Schuld ist nur der, der sich in die Situation begeben hat. Mit Strafe hat das nichts zu tun.


Ich hoffe, dass ich recht verstanden werde, natürlich sind das alles nur unzulängliche Erklärungsversuche. Aber es macht deutlich, Gott will nicht Strafe, sondern Liebe üben. Er will den Tod, die Trennung von dem Sünder nicht. Darum kann die Lösung nur lauten: Gott heilt den Sünder, geistlich gesehen heißt es dann: Gott befreit uns durch Jesus von unserer Sündenlast. Denn die Bibel sagt ausdrücklich:

Gott will den Tod des Sünders nicht, sondern er will,
dass allen Menschen geholfen wird!

Also lässt er den gerechten Jesus für uns sterben. Damit hat er zwei wichtige Dinge erreicht:

1. Unsere Schuld ist gesühnt, wir sind gerecht vor Gott und damit nicht mehr unter dem Urteil Gottes. Ja, wir sind gerecht gemacht und so wird uns Gott den Lohn der Gerechtigkeit zukommen lassen der darin besteht, dass wir Gottes Liebe erfahren und in Frieden und in der Gemeinschaft mit ihm leben.

2. Wer so durch Jesus von der Sünde befreit ist, für den ist Gott nicht mehr ein verzehrendes Feuer, sondern das Licht des Leben.


Und damit hat Gott nicht gegen das Prinzip der Gerechtigkeit verstoßen. Denn da Jesus alle Sünde gesühnt hat, und damit alle Schuld auf sich genommen hat, ist auch jede Schuld durch eine gerechte Strafe gesühnt. Genau das sagt auch die Bibel:

Sind wir nun gerecht geworden durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus (Römer 5,1)


Das ist ein wunderbarer Tatbestand. Denn wenn Jesus alle Schuld, aller Menschen auf sich genommen hat, dann braucht wirklich niemand verloren gehen.

Aber an dieser Stelle müssen wir noch einen wichtigen Umstand erklären. Wir hatten zuvor erklärt, dass das Erlassen der Schuld durch stellvertretende Sühne nicht bedingungslos erfolgen darf, da sonst bald Anarchie herrschen würde, da viele Menschen sich sagen würden, warum soll ich mich bemühen, mir wird ja so wie so vergeben.


Da sagt unser eben zitierter Bibelvers aber etwas anderes, was unbedingt beachtet werden muss. Es heißt dort nämlich ausdrücklich:

Sind wir nun gerecht geworden durch den Glauben!!


Das heißt, von Gott gerecht gesprochen und damit von jedem Urteil befreit wird der, und nur der, der sich im Glauben an Jesus wendet. Der also seine persönliche Schuld eingesteht, in Reue und Buße zu Jesus kommt und um Befreiung von der Schuld bittet und in Gottes Namen und in der Kraft des Heiligen Geistes alles vermeiden will, was ihn neu in Schuld bringt. Wer so zu Jesus kommt, erfährt garantiert die Freiheit in Jesus und ist vor Gott ein Gerechter, er hat ein reines Herz, wie die Bibel das auch nennt. Und für den, der gerecht geworden ist, der ein reines Herz vor Gott hat, gilt dann das Bibelwort:

Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen. (Matt. 5, 8)


Das ist im letzten unvorstellbar und doch ist es die Wahrheit für uns, die wir an Jesus glauben. Wir werden in der Ewigkeit mit Gott leben, ihn von Angesicht zu Angesicht sehen. Ganz anschaulich ist das noch einmal in der Offenbarung Kapitel 21 geschildert:

Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst Gott, wird mit ihnen sein;

und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss!


Wie gut, dass Gott uns nicht nach unserer eigenen Gerechtigkeit beurteilt, sondern nach der Gerechtigkeit, die wir durch Jesus erworben haben. Danke Jesus.

Aber abschließend müssen wir noch eines erwähnen. Wir, die wir durch Sündenerlass gerecht gesprochen worden sind, von uns erwartet Got nun, dass wir in dem gleichen Prinzip handeln. Das heißt, dass wir auch im Umgang mit unseren Nächsten ihn nicht nur Gerechtigkeit widerfahren lassen, sondern dass auch wir nach dem Prinzip Liebe und Vergebung verfahren. Wem selbst die Sünden erlassen wurden, allein aus Gnade, von dem erwartet Gott, dass er auch dem Nächsten vergibt unter der einzigen Bedingung, dass den anderen seine Tat reut.


Dass wir sonst unsere Gnade verspielen können, sagt Jesus im Gleichnis von dem sogenannten Schalksnecht. Diesem wird von seinem Herr eine große finanzielle Schuld erlassen, die er selbst nie bezahlen könnte. Er selbst lässt aber einen Schuldner, der ihm nur eine klein Geldsumme schuldet, ins Gefängnis werfen. Als sein Herr davon erfährt, widerruft er die Gnadenerteilung und lässt nun diesen ungerechten Menschen ins Gefängnis werfen


Das ist eine ernste Mahnung. Auch im 'Vater unser' wird dieser Gedanke ja noch einmal betont, wenn es heißt:

...und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Wenn wir danach leben, wird auch uns immer wieder Gerechtigkeit zugesprochen, wenn wir trotz aller Bemühungen doch wieder einmal Gottes Missfallen erregen. Dann erfahren wir Gottes vergebende Liebe immer wieder neu. Und das ist wirklich ein Grund zu sagen Danke, Jesus. Amen!


(Predigt von Robert Nowak Köln 31.5. 2005)

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