S e i d ...
Die Überschrift über die heutige Predigt ist wohl die kürzeste, die ich je geschrieben habe, vielleicht sogar die kürzeste, die ich überhaupt jemals gelesen habe. Sie besteht nämlich nur aus 4 Buchstaben. Ich buchstabiere: s-e-i-d. Seid... ist also das Wort. Vielleicht wird mancher sagen, dass dieses eine kurze Wort selbst doch kaum etwas aussagt. Und wenn es Grundlage der Predigt sein soll, fragt man sicher, ob dieses Wort so wichtig in der Bibel ist. Nun, immerhin kommt das kleine Wort seid über 470 mal in der Bibel vor, wenn auch mit verschiedenen Bedeutungen. Aber wenn wir etwas weiter denken, werden wir feststellen, dass dieses Wort seid unwillkürlich Assoziationen weckt, bestimmte Gedanken und Zusammenhänge fallen einem ein. Denn es sind zwei äußerst wichtige Aussagen, die dahinter stehen. So begegnet uns dieses seid zum ersten im Zusammenhang von göttlichen Verheissungen. Ich meine damit all die Bibelstellen, die sagen:
Ihr seid!
Wollen wir eine kleine Auswahl hören?
Ihr seid das Licht der Welt,
Ihr seid das Salz der Erde
Ihr seid das königliche Priestertum
Ihr seid Kinder des Vaters im Himmel
Ihr seid alle Brüder
Ihr seid meine Zeugen
Ihr seid meine Freunde
Ihr seid die Reben, ich der Weinstock
Ihr seid selig
Ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau
Ihr seid Gottes Tempel
Ihr seid geheiligt
Ihr seid gerecht geworden
Ihr seid erlöst, gerettet aus der Finsternis
Und das ist nur eine Auswahl und es sind alles Worte, die Jesus sagt und es sind alles Zusagen. Das alles sind wir, das ist uns schon geschenkt worden.
Aber
auch noch in einer zweiten Bedeutung begegnet uns das Wort
seid in der Bibel und zwar im Sinne von Aufforderungen. Auch
da eine kleine Auswahl:
Seid nüchtern
Seid gastfreundlich
Seid barmherzig
Seid brennend im Geist
Seid einträchtig gesinnt
Seid niemanden etwas schuldig
Seid weise
Seid auf Gutes bedacht
Seid fröhlich
Seid voll Güte
Seid geduldig
Und das alles sind Erwartungen Gottes an uns, die wir zuvor alles das empfangen haben, was wir im ersten Seid-Katalog aufgeführt haben. Damit haben wir nun zugleich auch zwei große Problemkreise aufgezeigt, die einmal von außen, von Kritikern des Evangeliums an uns herangetragen werden und zum anderen handelt es sich um eine verwässerte Lehre, die man leider bei manchen Christen findet. Warum geht es da? Kritiker der Bibel argumentieren oft so: Der christliche Glaube ist im Grunde genommen ein Betrug. Alles, was einigermaßen erstrebenswert und sinnvoll erscheint, wird erst für die Ewigkeit, für ein Leben nach dem Tode versprochen. Dabei weiß keiner sicher, ob es das überhaupt gibt, das ewige Leben. Und darum, so folgern sie, wollen wir mit dem Christentum nichts zu tun haben. Wir leben halt ohne Gott und Glauben und lassen es uns in diesem Leben gut sein.
Wenn wir
missionarisch arbeiten, werden wir solchen Argumenten immer wieder
begegnen.
Dann ist es gut, wenn wir apologetisch, also in der
Erklärung und Verteidigung unseres Glaubens, ein bisschen
geschult sind. Wenn wir aber apologetisch tätig sein wollen,
dann müssen wir zuvor erst unserer Sache hundertprozentig sicher
sein insofern, dass wir durch Erfahrung und Glauben uns als das
wissen, was uns in unserem Ihr-Seid-Katalog zugesagt ist.
1. Die Zusagen
Dabei wollen wir uns noch einmal bewusst machen, dass es sich hier wirklich um Zusagen handelt, deren sich ein bekehrter Christ im Normalfall bewusst sein sollte. Also: es ist eine Tatsache: Wir sind, Du bist, ich bin erlöst, gerettet aus der Finsternis in das ewige Leben hinein. Und wir können ohne Scheu behaupten, dass das eben nicht nur eine Hoffnung ist, sondern ein erfüllter Tatbestand. Denn wir haben es doch erfahren, dass der Geist Gottes unserem Geist sagt, dass wir Gottes Kinder sind. Ihr seid Kinder Gottes, heißt es deshalb entsprechen in unserem Ihr-seid- Katalog. Dabei können wir gerne zugeben, dass das rein sachlich nicht nachzuweisen ist. Aber dass unser Ehepartner und unsere Kinder uns lieben, kann man auch nicht sachlich nachweisen, aber wir wissen es so sicher wie eine real erlebte Sache. Der Betreffende muss schon unserem Zeugnis glauben oder es zumindest stehen lassen, wenn er fair ist. Ein weiteres: Wir können doch bezeugen, dass wir tatsächlich Kinder des Vaters im Himmel sind.
Wie könnten wir ihn sonst mit Abba, lieber Vater, ansprechen. Und wir können deshalb berichten, dass wir in unserem Leben zwar auch nicht immer auf Rosen gebettet sind, aber das wir es erfahren haben, dass wir in Schwierigkeiten und Nöten eine Geborgenheit erleben, die nur göttlich sein kann. Und dass der Heilige Geist Gottes an uns arbeitet um unseren Charakter dem Wesen Jesu anzupassen, nimmt uns unser Gesprächspartern hoffentlich ab, weil er uns kennt. Und das wir das alles haben allein durch Jesus Christus, ohne das wir etwas dafür geopfert haben, ohne uns zu kasteien und durch irgendwelche Taten uns das Himmereich zu verdienen, das ist nun wirklich eine Nachricht, die wir nicht nur weitergeben wollen, sondern geradezu müssen, aus einer inneren Verpflichtung heraus, weil von der Annahme dieser Botschaft für jeden Menschen das ewige Leben abhängt. Aber doch, etwas mussten wir zu unserer Errettung schon tun: Uns schuldig sprechen vor dem ewigen Gott und uns Vergebung zusprechen lassen durch Jesus, dem Sohn Gottes, der unsere Schuld am Kreuz gesühnt hat. Denn ohne ihn gibt es keine Errettung und Erlösung. Aber durch ihn bekommt jeder alles,was wir in unserem Ihr-Seid-Katalog aufgeführt haben und noch manches darüber hinaus.
Aber rufen wir uns
das noch einmal ins Gedächtnis:
Ihr seid das Licht der
Welt,
Ihr seid das Salz der Erde
Ihr seid das königliche Priestertum
Ihr seid Kinder des Vaters im Himmel
Ihr seid alle Brüder
Ihr seid meine Zeugen
Ihr seid meine Freunde
Ihr seid die Reben, ich der Weinstock
Ihr seid selig
Ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau
Ihr seid Gottes Tempel
Ihr seid geheiligt
Ihr seid gerecht geworden
Ihr seid erlöst, gerettet aus der Finsternis
Wenn
wir das verinnerlicht haben in dem Sinne, dass es fester Bestandteil
meines Glauben ist, dann können wir das auch glaubhaft bezeugen.
Und so wollen wir uns auch noch bewusst machen: alle Ihr-seid
Aussagen lauten ja auf mich und dich ganz persönlich formuliert:
ich bin... Jesus hat mir gegeben... Gott hat mich
gemacht zu...Dann werden wir in Gesprächen mit Menschen, die
vielleicht auf der Suche nach einem Lebenssinn sind, diese vielleicht
nicht überreden und überzeugen können. Aber darum geht
es auch nicht unbedingt. Natürlich möchten wir, dass der
Gesprächpartner auch ein Kind Gottes wird. Aber das können
wir nicht machen. Deshalb ist für uns nur eines wichtig: wir
müssen nicht kluge Reden halten und sachliche Dinge erklären
können, sondern wir müssen Zeugen sein. Und bei einem
Zeugen ist nicht ausschlaggebend, was er berichtet, das kann für
den anderen manchmal sogar absurd und unwahrscheinlich klingen.
Wichtig ist nur, dass unser Zeugnis wahr ist und unser
Gesprächspartern merkt, dass wir ein glaubwürdiger Zeuge
sind. Was aus dem Zeugnis letztlich wird, liegt nicht in unserer
Verantwortung. Aber wenn wir in der Gemeinde Zeugnisse von
Bekehrungen hören, ist in ca 90% der Fälle, - so scheint es
mir - zu hören, dass der Betreffende meist mehrmals durch das
Zeugnis eines anderen den letzten Anstoß zur Hinwendung an
Jesus bekommen hat. Deshalb lasst uns getrost sein und darum beten,
das Gott unser Zeugnis segnet und Menschen dadurch errettet
werden.
Aber ein glaubhaftes Zeugnis wird auch wesentlich davon
abhängig sein, welchen Eindruck unser Gegenüber von uns
hat. Menschen um uns erwarten, dass man einem gläubigen Christen
irgendwie anmerkt, dass er Christ ist. Und das ist auch durchaus
berechtigt. Das ist dann natürlich eine Frage an unser Verhalten
und damit an unseren Charakter. Genau das erwartet aber Gott auch von
uns.
So gibt es mehrere Bibelstellen die darauf hinweisen. Nur eine, stellvertretend für viele:
So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen. (Matthäus 5, 16)
Damit kommen wir zu unserem 2. Seid- Katalog.
2. Die Aufforderungen
Rufen
wir uns auch diese noch einmal ins Gedächtnis:
Seid
nüchtern
Seid gastfreundlich
Seid barmherzig
Seid brennend im Geist
Seid einträchtig gesinnt
Seid niemanden etwas schuldig
Seid weise
Seid auf Gutes bedacht
Seid fröhlich
Seid voll Güte
Seid geduldig
Wir stellen also fest, dass sowohl in dem zitierten Bibelvers wie auch in unserem zweiten Seid-Katalog es wirklich um eine Aufforderung geht. Und auch hier wollen wir noch einmal betonen, dass es sich nur um eine kleine Auswahl handelt. Dieser Katalog sagt ganz deutlich, dass wir das alles zunächst nach dem sogenannten natürlichen Menschen, also dem Menschen ohne Gott und Jesus, nicht sind. Aber wir sollen nun eine Verhaltensänderung, eine Charakterveränderung erfahren. Warum das? Dafür gibt es nun gleich mehrere Gründe. Die Bibel sagt, dass wir durch die Bekehrung Jesu Jünger werden. Jünger aber sind Schüler, Lernende. Sie sollen von ihrem Meister lernen so zu werden wie er. Wie anders sollte auch sichtbar werden, dass einer jemandes Jünger ist. Und wenn wir uns unseren Seid-Katalog ansehen, dann merken wir, dass das alles Eigenschaften Jesu sind, die aufgezählt werden. Als glaubhafte Zeugen Jesu muss man natürlich auch seine Charaktereigenschaften an uns finden, seine Gesinnung muss an uns offenbar werden. So sagt die Bibel:
. Ein jeder sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war. (Phillipper2,5)
Ein
Zweites ist noch zu bedenken, an das die meisten Christen leider fast
nie denken. Aber überlegen wir doch einmal recht gründlich.
Was passiert durch die Bekehrung zu Jesus? Nun, vor allen Dingen
natürlich, dass Jesu Kreuzestod für uns das Mittel zur
Erlösung wird, wir bekommen durch ihn ewiges Leben. Dieses ewige
Leben verbringen wir, so sagt es die Bibel, im Himmel, in der
Gegenwart unseres dreieinigen Gottes. Und was machen wir im Himmel?
Natürlich werden wir nicht nur nutzlos herumlungern, einmal
etwas locker gesagt. Nein, Gottes Wort sagt, dass wir natürlich
den Herrn ausdauernd loben und preisen werden, sicherlich zusammen
mit seinen Engeln. Und das wird ein wirklicher Dienst und ein tiefes
Bedürfnis sein.
Aber die Bibel sagt noch mehr: Wir, die
Jünger Jesu, werden im Reiche Gottes mit regieren. Wir vergessen
oft, dass das Reich Gottes eben ein Reich ist. Und ein Reich hat
einen Regenten und ein Volk und das, was wir hier in der Jetztzeit
Arbeiter und Beamte nennen, die arbeiten und verwalten. Wenn auch im
letzten ganz anders als hier auf Erden, ist das ganze doch zu
vergleichen. So redet die Bibel wirklich vom Regieren und davon, dass
wir Israel und die Völker mit richten werden.
...denn Gott der Herr wird sie erleuchten, und sie werden regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit. (Offenbarung 22, 6)
Jesus aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, werdet bei der Wiedergeburt, wenn der Menschensohn sitzen wird auf dem Thron seiner Herrlichkeit, auch sitzen auf zwölf Thronen und richten die zwölf Stämme Israels.(Matthäus 19, 28)
Wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden? ( 1. Korinther 6, 2)
Das sind natürlich
wunderbare Verheißungen. Aber, so werden wir doch sicher
fragen: Sind wir dessen würdig und fähig, im Reich Gottes
zu regieren und sogar Israel und die Welt zu richten? Nun könnte
man sagen, wir sind es schon, denn durch die Bekehrung und die
Erwählung Jesu werden wir ja geheiligt und damit sind wir auch
Heilige. Und als Heilige sind wir doch auch würdig und fähig,
solche Dinge zu vollziehen. Sind wir das wirklich? Hier müssen
wir genau formulieren und nachdenken. Es ist richtig, dass wir durch
Jesus Heilige werden. Aber wir sind zunächst nur Heilige nach
dem Recht, aber nicht nach unserem geistlichen Zustand. Im Beispiel
gesagt ist es wie bei einer Eheschließung. Wenn sich eine Paar
vor dem Standesbeamten das Ja-Wort gibt, dann sind die beiden
rechtmäßige Eheleute, eben auf Grund des Gesetzes, aber
eben auch nur nach dem Gesetz. Über das, was aber Eheleute
wirklich ausmacht, darüber sagt diese rechtmäßige
Eheschließung so gut wie nichts. Ob die beiden sich wirklich
lieben, in Freud und Leid zusammenhalten, geduldig und rücksichtsvoll
sind und so weiter und so weiter, das muss im der Regel erst - oft
schmerzhaft - im Ehealltag gelernt werden. So ist es doch auch mit
unserem Heilig-sein. Sicher sind wir es dem rechtlichen Stand nach.
Aber sind wir es auch dem realen Leben nach? Sind wir ohne Sünde?
Erliegen wir nie einer Versuchung? Lieben wir Jesus und die Gemeinde
und unseren Nächsten wie uns selbst? Sind wir zur Arbeit und
Opfer für das Reich Gottes bedingungslos bereit?
Das und
vieles mehr darf man doch wohl von einem Heilgen erwarten. Der Fragen
könnten noch viele gestellt werden und jeder ehrliche Christ
wird sagen müssen: Nein, in der gelebten Praxis unseres
Christenlebens sind wir oft etwas ganz anderes als Heilige. Wenn wir
nun in diesem Zustand sterben, wie soll es dann im Himmel
weitergehen? Wir werden doch nicht allein durch das Sterben plötzlich
vollkommene Heilige. Aber können wir mit so manchen Mangel
behaftet wirklich in den Himmel eingehen und mit Jesus regieren und
richten? Das ist doch kaum vorstellbar. Deshalb zeigt die Bibel zwei
Wege auf, wie dieses Problem gelöst werden kann. So sagt die
Bibel, dass wir alle, also auch wir Gläubigen, vor dem
Richterstuhl Jesu erscheinen werden. Bei diesem Gericht geht es nicht
um Gerettet- und Verlorensein, sondern um die Beurteilung unseres
geistlichen Zustandes. Denn alles Sündhafte, allen Mangel können
wir nicht mit in das Reich Gottes nehmen. Deshalb geschieht
folgendes:
Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh, so wird das Werk eines jeden offenbar werden. Der Tag des Gerichts wird's klar machen; denn mit Feuer wird er sich offenbaren. Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen.
Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen. Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch. (1. Korinther 3, 10, 15)
Das ist zwar ein gewisser Trost, dass bei diesem Gericht niemand verloren geht, aber wer möchte schon errettet werden 'wie durchs Feuer hindurch' und Schaden erleiden, statt Lohn empfangen? Also doch auf eine recht unehrenhafte Art in den Himmel zu kommen. Deshalb hat Gott einen anderen Weg eröffnet, der uns diesen Prozess erspart.
Deshalb spricht die Bibel von der Heiligung.
Natürlich kann man hier anführen, dass es in der Bibel doch heißt, dass der, der an Jesus glaubt, der Sünde abgestorben, für die Sünde tot ist. Wobei man bei oberflächliche Beurteilung meinen kann, dass das bedeutet, dass wir nicht mehr für die Sünde anfällig wären, also quasi gar nicht mehr sündigen könnten. Dem steht aber die Tatsache gegenüber, dass wir alle aus eigener Erfahrung wissen, dass wir leider Gottes auch als Gläubige sündigen können und manchmal auch tun!. So schreibt Johannes in seinem 1. Brief:
Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt. Wenn aber einer sündigt, haben wir einen Beistand beim Vater: Jesus Christus, den Gerechten. Er ist die Sühne für unsere Sünden. (1. Johannes 1.2)
D. h. Er fordert uns
auf, nicht zu sündigen, gleichzeitig zeigt er aber auch den Weg
der Hilfe, wenn es doch passiert. Deshalb müssen wir davon
ausgehen, dass es mit dem Tot-sein für die Sünde eine
andere Bewandtnis haben muss. M. E. geht es um folgendes. Der
sogenannte natürliche Mensch, der nicht an Jesus glaubt, ist
durch seine Sünde vollkommen von Gott getrennt. Da es nur zwei
Mächte im Universum gibt, nämlich Gott und seinen
Widersacher den Teufel, ist bei einer Trennung von Gott der Sünder
ein Knecht, ein Sklave der Sünde. Der Teufel hat damit ein Recht
an ihn und reißt ihn ins Verderben. Denn Sklaverei führt
in den Tod. Denn der Lohn der Sünde ist der Tod. Sklave der
Sünde, des Teufel zu sein bedeutet aber auch, dass der
Betreffende dem Teufel dienen muss und dadurch immer tiefer in
die Sünde hineingezogen wird.
Es gibt für den
Ungläubigen kein Mittel das zu verhindern, außer, er
bekehrt sich zu Jesus. Mit der Bekehrung tritt ein ganz anderes
Verhältnis zur Sünde ein. Der Sünde gestorben zu sein
heißt nun, dass der Teufel kein Recht mehr an uns hat. Wir sind
in einen ganz anderen Zustand versetzt, nämlich vom Reich der
Finsternis in des Reich des Lichtes Gottes. Jetzt kann uns nichts
mehr von der Liebe Gottes trennen, wie es in Römer 8, 35 heißt:
Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert?
Auch die Sünde
kann uns grundsätzlich nicht mehr von Gott trennen. Da wir der
Sünde gestorben sind hat die Sünde für uns nicht mehr
den tödlichen Charakter. Wir verlieren durch erneute Sünde
nicht unserer Gotteskindschaft. Im Gleichnis vom verlorenen Sohn wird
der sündige Sohn nach Reue und Buße vom Vater mit offenen
Armen aufgenommen. Natürlich heißt das nicht, das wir nun
einfach sündigen könnten. Die Sünde bringt uns nicht
mehr den Tod, weil wir eben der Sünde, - deren Folge der Tod ist
- abgestorben sind. Aber jede Sünde betrübt unseren Herrn.
Der Heilige Geist, der in dem Gläubigen wohnt, wird gedämpft,
betrübt und beleidigt. Das wird kein Gläubiger auf die
Dauer wollen. Und darum zeigt Johannes auch den Weg zu erneuter Buße
auf, wo Jesus wieder vergibt. Ein Beispiel haben wir in Petrus.
Der
Jünger Jesu fällt in Sünde indem er Jesus massiv
verleugnet. Aber Jesus schreibt ihm damit nicht als Jünger ab,
sondern er vergibt ihm erneut. Allerdings - und das sollte unbedingt
beachtet werden - nachdem Petrus über seine Sünde
bitterlich geweint, also Buße getan hatte. Aber dadurch, dass
der Teufel und die Sünde kein Recht mehr an uns haben, und wir
deshalb nicht mehr sündigen müssen, können wir
nun auch der Sünde widerstehen. Erst dadurch wird Heiligung
möglich. Denn Heiligung bedeutet immer mehr zu wachsen in dem
Prozess der Sündenvermeidung.
Ein Kommentator schreibt dazu:
Der Hebräerbrief drückt das so aus, dass er Jesus als den ewigen sündlosen Hohepriester bezeichnet, der sich selbst für die Sünden ein für allemal geopfert hat. Damit bricht die Freiheit für den Menschen an, der unter der Sünde ist. Im Glauben an Jesus wird er hineingenommen in seinen Tod und stirbt der Sünde. Nun hat die Sünde kein Recht mehr auf ihn, der Mensch im Glauben lebt Gott und Jesus.
Das Leben im Glauben ist spannungsvoll. Denn Befreiung von der Herrschaft der Sünde in dieser Leiblichkeit heißt nicht Sündlosigkeit. Der Glaubende ist noch nicht zur Vollendung gelangt, sondern er wartet darauf, dass die Sünde und ihre Auswirkungen mit der Wiederkunft Jesu endgültig vernichtet werden. Bis dahin steht sein Leben unter der immer wieder notwendigen, aber auch möglichen Reinigung durch das Blut Jesu.
Heiligung, Sündenvermeidung der Gläubigen, ist also zentrales Thema der Bibel. Das kommt eben auch in dem Seid-Katalog zum Ausdruck. Denn jedes seid bedeutet ja: Werdet so, und eben: seid so!
Hier müssen wir
noch einmal auf die Bemerkung zurückkommen, die ich im Anfang
formuliert habe. Nämlich die, dass es eine verwässerte
Lehre in der Christenheit gibt. Man sagt: Kein Mensch ist vollkommen
und kann es auch nicht werden. Kein Mensch ist sündlos und wird
es auch nicht werden. Und damit meinen sie, dass es weder
erstrebenswert noch nötig sei, sich zu ändern und nun von
uns aus der Sünde abzusterben eben in dem Sinne, dass wir alles
daransetzen eben der Vollkommenheit näherzukommen. Wir können
nun nicht nur: 'Nein' sagen zur Sünde, sondern auch zu Jesus,
unserem Vorbild hinwachsen, ihm ähnlicher werden. Niemand muss
so bleiben wie er ist. Jesus hat uns verheißen, dass er uns den
Heiligen Geist sendet, der uns Beistand ist.
Auch Beistand bei
der Sündenvermeidung. Vielleicht ist der Begriff vollkommen
etwas irreführend, weil er meist mit sündlos gleichgesetzt
wird. In der Praxis der Bibel geht es aber, wenn von der
Vollkommenheit des Menschen die Rede ist, um etwas anderes. Denn Gott
beurteilt uns nicht nach einem absoluten Massstab, den praktisch
niemand erreichen kann, sondern er beurteilt uns nach dem relativen
Prinzip. Das bedeutet, der Maßstab wird in Beziehung gesetzt zu
meiner Person. Es gibt eine Vollkommenheit, die speziell für
mich, für dich, gilt Das wird ganz deutlich z.B in dem Gleichnis
von den Anvertrauten Zentnern. Hier wird jeder Einzelne genau nach
seiner Leistungsfähigkeit beurteilt. So empfängt der, der
aus 5 Zentnern 10 gemacht hat, den gleichen Lohn wie der, der aus 2
Zentnern 4 gemacht hat. Warum? Weil eben jeder nach seiner
Leistungsfähigkeit beurteilt wird. Das ist dann das, was er
erreichen kann aufgrund seiner Persönlichkeit und Veranlagung.
Das ist seine Art der 'Vollkommenheit'
Und damit ist Gott dann auch zufrieden. Denn beide bekommen die Zusage: Du treuer Knecht, gehe hinein zu deines Herrn Freude.
So dürfte es auch bei uns sein. Gott weiß genau, wozu wir in der Lage sind und er erwartet, dass wir diesen Zustand auch erreichen. Die Bibel spricht in diesem Zusammenhang davon, dass die Betreffenden ein Gott wohlgefälliges Leben geführt haben oder dass sie ohne Tadel oder Menschen nach dem Herzen Gottes waren. Solche Urteile erfahren wir z. B über Elisabeth und Zacharias, den Eltern Johannes des Täufers, Maria, die Mutter Jesu stand zweifellos im Wohlgefallen Gottes, ein König David war sogar ein Mann nach dem Herzen Gottes. Henoch und Elia lebten so in dem Wohlgefallen Gottes, dass sie sogar, ohne sterben zu müssen, in den Himmel fuhren. Und das, obwohl sie an einem absoluten Maßstab gemessen, alle nicht vollkommen waren.
So dürfen und müssen wir davon ausgehen, dass Jesus auch mit dir und mir einen ganz bestimmten Plan hat. Er will uns zu einer Persönlichkeit gestalten, die seiner Vorstellung entspricht. Vielleicht ist das für manche ein ganz neuer Gedanke: Gott möchte und erwartet von uns, dass wir ein Gott wohlgefälliges Leben führen, ein Leben, das ihm gefällt. Und das ist zweifellos ein Ziel das jeder erreichen kann, wenn er will und die Kraft des Geistes Gottes, der der große Veränderer ist, an sich wirken lässt. Und wenn wir in diesem Prozess unser Ziel erreicht haben, dann wird in der Ewigkeit Gott auch zu dir sagen sagen:
Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude! (Matthäus. 25,21)
Predigt von Robert Nowak, 30.08. 2005